Neuer Theaterchef räumt auf

Die Chefdramaturgin verlässt das Haus, Intendant Günther Beelitz streicht Inszenierungen.

Foto: Young David (DY)

Düsseldorf. Bei seiner ersten Pressekonferenz als neuer Intendant des Düsseldorfer Schauspielhauses hatte Günther Beelitz eingeräumt, dass es wohl nicht ganz einfach werden würde, die Mitarbeiter zu motivieren. Drei Chefs in zwei Jahren, ein Finanzdebakel und ein schrumpfendes Ensemble — der Frust am Gründgens-Platz ist groß. Und es sieht im Moment nicht so aus, als werde der neue Intendant daran etwas ändern. Im Gegenteil. Beelitz ist seit 30 Tagen im Amt und hat bereits einschneidende Maßnahmen durchgesetzt — und akzeptiert, dass Mitarbeiter deswegen das Haus verlassen.

Gegenüber der WZ bestätigte er, dass Chefdramaturgin Eva-Maria Voigtländer am Montag um ihren Auflösungsvertrag gebeten hat. Nach Auskunft von Beelitz verlässt Voigtländer das Schauspielhaus im September. Sein Vorgänger Manfred Weber hatte sie engagiert und mit ihr auch den Spielplan 2014/2015 konzipiert. Beelitz ist mit dem Ergebnis nur bedingt einverstanden. Zwei Inszenierungen hat er bereits aus dem Programm geworfen: „Orpheus in der Unterwelt“ und „Rheinische Rebellen“.

Da es nur mündliche Verabredungen und keinen schriftlichen Vertrag gab, hatte Beelitz hier Handlungsspielraum. „Der Orpheus gehört in die Oper“, sagt der Intendant. Angesichts der großen Besetzung hätte man mit Gästen arbeiten müssen. „Das übersteigt jedoch deutlich unsere Mittel.“

Auch am Jungen Schauspielhaus wird sich spürbar etwas ändern, es soll ab der nächsten Spielzeit wieder über ein eigenes Ensemble verfügen. Beelitz wählt gerade die Schauspieler aus. Zurzeit bedienen sich Junges und Erwachsenentheater für die Inszenierungen aus einem Ensemble. Dahinter steckt ein Konzept: Die Häuser an der Münsterstraße und am Gründgens-Platz sollten gleichrangig behandelt werden. „Das Junge Haus war 30 Jahre lang eigenständig, und das hat gut funktioniert“, sagt hingegen Beelitz. Ob die künstlerische Leiterin Barbara Kantel die neuen Strukturen mittragen wird, ist offen. „Ich werde nur unter dieser Prämisse mit ihr arbeiten“, sagt Beelitz. Kantel hat bis Montag Zeit, ihre Entscheidung zu treffen. Gegenüber der WZ wollte sie sich am Dienstag nicht äußern.

Die Chefdramaturgin geht, im Sommer kommen drei Dramaturgen, die noch Weber ausgesucht hat. Beelitz wird mit ihnen und sie werden mit Beelitz arbeiten müssen, auch wenn beide Seiten einander gar nicht wollten. Die drei Dramaturgen verfügen jedoch über gültige Verträge. Beelitz passt die Situation nicht: „Ich kenne sie noch nicht. Wir werden sehen, ob wir unter Goethe dasselbe verstehen.“