Verfolgungswahn Neusser steht nach Messerangriff auf schwangere Freundin vor Gericht
Neuss · Mit einem brutalen Messerstich in die Brust soll ein 32-Jähriger in Neuss seine schwangere Partnerin lebensgefährlich verletzt haben.
Seit Mittwoch muss sich der Mann wegen versuchten Totschlags vor dem Landgericht Düsseldorf verantworten. Der Angeklagte gilt als psychisch gestört. Ihm droht die dauerhafte Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik. (Az: 1 Ks 18/20).
Am Morgen des 27. Juni hatte der 32-Jährige laut Anklage der im fünften Monat Schwangeren in der gemeinsamen Neusser Wohnung ein Kissen auf das Gesicht gedrückt und sie gewürgt. Zwei Mal habe sie den Vater ihres ungeborenen Kindes mit Tritten abwehren können, berichtete die 31-jährige Frau vor Gericht. Kurz darauf habe er ihr mit den Worten „Du bist auch dabei“ ein Küchenmesser in die Brust gerammt.
Anlass für die Attacke soll ein Anfall krankhaften Verfolgungswahns gewesen sein, unter dem der Mann offenbar schon länger leidet. Nach Ansicht des psychiatrischen Gutachters ist der inzwischen dreifache Vater - zwei Kinder stammen aus einer anderen Beziehung - paranoid-schizophren. „Heute weiß ich, ich habe mir das nur eingebildet“, sagte der Angeklagte auf Nachfrage des Richters. Er habe an dem Morgen der Tat den Eindruck gehabt, seine Partnerin habe ihn verraten: „Ich habe mich betrogen gefühlt.“
Bereits am Tag zuvor sei er verstört und ängstlich gewesen, sagte die frühere Lebensgefährtin am Mittwoch in der Verhandlung. „Er fühlte sich verfolgt und wollte nicht nach Hause.“ Das Paar war deshalb gemeinsam zu seiner Mutter gefahren. Von dort aus hatte der 32-Jährige sechs Mal die Polizei angerufen, weil angeblich mehrere Männer mit Autos vor dem Haus und der Wohnungstür stünden, die was von ihm wollten. Später kehrte das Paar in die eigene Wohnung zurück.
Nach dem lebensbedrohlichen Messerstich hatte der 32-Jährige die gemeinsame Wohnung verlassen. Die schwer verletzte Frau konnte sich mit dem Messer in der Brust noch zu ihren Nachbarn schleppen. Die verständigten den Notarzt. Die Frau wurde durch eine Notoperation gerettet. Monate später brachte sie am 2. November einen gesunden Jungen zur Welt.
Nach der Tat hatte der 32-Jährige laut Anklage auf der Straße seine Mutter in Mönchengladbach angerufen, ihr von dem Vorfall berichtet und gedroht, auch sie zu töten.
Dann hatte er den Notruf der Polizei in Neuss gewählt und mit den Worten „Ich habe meine Freundin abgestochen“ die Tat gestanden. Er habe dem Beamten auf der Leitstelle seinen genauen Standort „vor der Bahnhofsapotheke“ beschrieben. Dort wurde er kurz darauf festgenommen. Für den Prozess sind bis zum 11. Januar noch zwei weiter Verhandlungstage angesetzt.