Oberst in der dritten Generation

Die Schützen im Linksrheinischen sind Familiensache. Die Ära des kämpferischen Paul Adams als Oberst ist beendet.

Foto: Sergej Lepke

Das Gewächshaus an der Bonifatiusstraße 67 ist kahl. Die Kräuter, für die die Familie Adams in der gesamten Region bekannt ist, gibt es noch nicht. Frühestens ab Mitte April kommen die Kulturen in den Schaumstoffbetten ans Tageslicht. Dazu gehören Basilikum, Minze, Kerbel, Koriander, Bohnenkraut, Petersilie, Dill, Schnittlauch, Borretsch, Pimpinelle, Rosmarin, Thymian und Salbei. Dann erwacht das Geschäft der Kräuterbauern aus dem Winterschlaf, werden die Kräuter geschnitten und täglich zu den Großhändlern gefahren. Jetzt aber steht das Schützenwesen im Vordergrund. Dabei erlebt Lörick einen Stabwechsel, denn Vater Paul Adams hat das Ehrenamt als Oberst an seinen Sohn Johannes weitergegeben. Eine Ära geht damit zu Ende, und eine neue beginnt.

Das Schützenwesen wird bei den Adams großgeschrieben. Paul Adams (Jg. 1955) hat sich noch im Konkurrenzkampf gegen seine Kameraden bewähren müssen, bevor er das Ehrenamt vom Vater Hans übernehmen konnte. Paul Adams ist im „Dorf“ bekannt für sein Engagement. Manche Nachbarn meinen sogar, er habe Lörick gerettet.

Das war in der Zeit von Oberbürgermeister Joachim Erwin, der aus dem Stegreif heraus im Jahr 2000 verkündete, Düsseldorf werde sich um die Olympischen Spiele 2012 bewerben. Daraufhin schürten Paul Adams und der inzwischen verstorbene Baas des Bürgervereins Lörick, Heinz Jürgens, fachten den Protest an. Sie sahen schon Hochhäuser zwischen Niederkassel und Lörick auf dem Rheindeich entstehen. Paul Adams holte seine Trecker aus den Hallen und fuhr damit vors Rathaus. Adams gewann, London wurde Olympia-Standort.

Inzwischen ist es um Landwirt Adams ruhiger geworden. Lörick ist und bleibt vorerst eine Idylle. In so eine stille Zeit fiel das Titularfest der Schützen. Am 27. Januar gab es den obligaten Kirchgang und die Generalversammlung im Pfarrsaal. Dabei gab Paul Adams sein Ehrenamt als Oberst zurück. Nur ein Kamerad kandidierte, und das war Sohn Johannes (Jg. 1982). Darüber waren die Schützen froh.

Vater wie Sohn lieben Pferde. Sie haben keine eigenen, sondern leihen sie sich aus. Sie reiten das ganze Jahr über, denn in Lörick ist es Pflicht, nicht nur kurz vor dem Schützenfest im Sattel zu sitzen. Paul Adams erklärt: „Wir nehmen das ganze Jahr über unsere Reitstunden. Wir sitzen praktisch regelmäßig auf dem Pferd.“

Sohn Johannes wuchs wie selbstverständlich in der Schützenbruderschaft auf, wurde Page, Jungschütze und nun Schütze. Und er hatte Erfolg, wurde zweimal Jungschützenkönig und Bezirkskönig. Auf ihn wartet lediglich noch die Ehre eines Schützenkönigs, aber damit will er sich noch etwas Zeit lassen. Denn schließlich geht es auch darum, die Gewächshäuser zu füllen und das Freiland zu kultivieren.