Origami: So klappt’s mit dem Kranich

In unserer Neujahrsausgabe haben wir Aufgaben aus dem Buch „Düsseldorf made by me“ vorgestellt. Herausforderungen, denen sich unsere Redaktion auch selbst stellen will. Dieses Mal: Wir falten Origami.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. „Falte einen Origami-Rheinturm.“ An und für sich ganz harmlose Worte. Mir flößen sie aber dennoch ein wenig Respekt ein, denn ich kenne mein Talent für alles, was mit Basteln, Handwerken und Co. zu tun hat. Um es gleich zu sagen: Ich habe keines. Doch das, was wir unseren Lesern zum Start in das neue Jahr mit auf den Weg gegeben haben, möchten wir auch selbst umsetzen, und dazu gehörte neben anderen Aufgaben aus dem Buch „Düsseldorf made by me“ auch: „Falte einen Origami-Rheinturm.“ Alles klar, ich möchte es versuchen. Zur Seite steht mir dabei Tobias Löffler, Physikstudent und seit Jahren passionierter Papierfalter.

Eines stellt mein Lehrer aber ganz schnell klar: Einen Rheinturm kann auch er nicht aus Papier falten. Dafür aber andere Dinge. Was man dafür braucht, hat Tobias bei unserem Treffen an der Uni schnell zusammengefasst: „Geduld ist hilfreich“, sagt der 38-Jährige. „Das war’s dann aber eigentlich auch schon.“ Ich merke, das hier wird wirklich eine Herausforderung, denn neben meinem unbändigen Basteltalent ist natürlich auch Geduld eine meiner großen Stärken. Gut, dass Tobias so tiefenentspannt und optimistisch ist: „Keine Sorge, das klappt.“

Der Physikstudent hat Origami vor 18 Jahren für sich entdeckt. „Ich habe mich daran erinnert, dass ich doch im Kindergarten dieses Boot gefaltet hatte. Und ich dachte mir, das versuche ich wieder.“ Tobias deckte sich also mit einer Reihe von Büchern mit Anleitungen ein, kaufte sich das passende Papier und brachte sich die Kunst des Faltens selbst bei.

Und nun also auch mir. „Wir starten mit etwas Einfachem“, sagt mein Lehrer. „Beruhigend“, denke ich und hoffe, dass ich mich nicht jetzt schon blamiere. Also los. Immer schön aufpassen, was Tobias macht, es nachahmen und dabei möglichst souverän aussehen. Das quadratische Papier erst einmal diagonal falten. Das geht ja noch. Die Ecken des dann entstandenen Dreiecks auf die gegenüberliegende Seite knicken. Schaffe ich. „Und was wird das jetzt?“„Warte noch kurz ab“, sagt Tobias. Zwei Laschen sind entstanden, diese soll ich knicken und in zwei Zwischenräume schieben, und das war’s dann auch schon. Tadaaaa. Ich habe einen Becher gefaltet. Und den könne ich sogar benutzen, verspricht Tobias. „Schon getestet“, sagt er und lacht. „Drei Erdbeerlimes hält der aus, bevor er aufweicht.“ Meiner bleibt erst einmal unbenutzt.

Mein zweites Werk soll ein Klassiker des Origami werden: ein Kranich. Schwierigkeitsstufe zwei. Für mich zumindest, für Tobias eine der leichteren Übungen. „Bei einfachen Figuren kann ich super abschalten“, sagt der Student. Eigentlich mag er aber die Schweren lieber. „Wegen der Herausforderung.“ Einen Meister Yoda aus Star Wars hat er zuletzt gefaltet. „Der ist aufwendig.“ Dreidimensionales Vorstellungsvermögen sei da auf jeden Fall von Vorteil.

Ob ich das habe? Ich habe da so meine Zweifel, denn einen Kranich kann ich in dem, was wir da falten beim besten Willen nicht erkennen. Dafür lerne ich Fachbegriffe kennen, denn wir müssen Bergfalten und Talfalten knicken. Bei einer Talfalte, so weiß ich nun, wird das Papier von unten nach oben gefaltet. Eine Bergfalte ist es dann, wenn nach hinten gefaltet wird.

Zugegeben, so sauber wie bei Tobias sind die meine Knicke nicht. Aber tatsächlich falte ich einen Kranich. Und ich muss sagen, ein klitzekleines bisschen stolz bin ich schon. Ein Rheinturm ist es zwar nicht geworden, aber immerhin. . .

„Jetzt nur noch 999“, sagt Tobias. Denn einer japanischen Legende nach darf man sich etwas wünschen, wenn man 1000 Kraniche gefaltet hat. Doof nur, dass ich jetzt schon wieder vergessen habe, wie es geht.