Design Kunst aus alten Büchern oder Lieblingslektüre
Ein Trio aus Krefeld entwirft besondere Lampen, Schmuck und andere Kreationen und recycelt dabei alles vom Comic bis zum Gebetsbuch.
Krefeld. Sie tragen klangvolle Namen wie „Von Mensch zu Mensch“, „Ein Kind der Liebe“ oder „20000 Straßen unter dem Himmel“. So wie die Bücher, aus deren Seiten sie entstanden sind, heißen die Hängelampen, kugelrunden Lichtspender und Stehleuchten aus den Händen von Monika Jagla, Katrin Mevißen und Flora Mitzscherling. „Blattwerk“ nennen die drei ihr kreatives Projekt, bei dem sie alte Landkarten, Comics, Schmöker oder Bildbände genauso verarbeiten wie zahlreiche Ausgaben des „Gotteslobs“. Denn nachdem ihre Idee für die ungewöhnlichen Design-Objekte entstanden war, brachte ein Zufall dem Trio Kisten voll mit den katholischen Gesangs- und Gebetsbüchern.
Auf der Rückbank eines Autos entstand der Ideengeber für das Geschäftsmodell. Wenn Flora Mitzscherling mit Mann und Sohn Phil (mittlerweile neun Monate) unterwegs war, faltete die Floristin in Elternzeit Origami-Papier zu einem Mobile für den Kleinen. Ihre Schwester Katrin Mevißen und deren Studien- und Arbeitskollegin Monika Jagla fanden das Endergebnis schön, aber es kam auch gleich die Frage auf: „Warum soll man dafür extra Papier kaufen? Kann man nicht einen anderen Rohstoff nutzen?“, berichtet Monika Jagla vom Grundgedanken des Projekts. „Es war ein Entstehungsprozess“, sagt die 30-Jährige, die wie Katrin Mevißen gerade ihren Master in Kommunikationsdesign an der Hochschule Niederrhein macht und mit ihr freiberuflich bereits in einem Büro im Pionierhaus an der Lewerentzstraße arbeitet.
Das Material für die ersten Bastelabende jeden Montag nach Studium und Arbeit — beziehungsweise wenn Phil im Bett war — kam durch einen Glücksfall in die Papier-Bestände der drei. Die beiden Schwestern sind ehrenamtlich bei den Pfadfindern in Forstwald engagiert und nutzen dabei immer einen Raum der dortigen katholischen Gemeinde. „Und plötzlich stand da alles voller Bücher, die aussortiert worden waren“, blickt Mevißen zurück.
Besonderes das „Gotteslob“, das in allen Kirchen durch neue Bände ersetzt worden war, eigne sich gut für ihre Zwecke. „Die Seiten sind furchtbar dünn und da fällt das Licht so schön durch“, spricht die 30-Jährige über die Lampen, die aus zurechtgeschnittenen zarten Zacken in zahlreichen Lagen entstanden.
Nur mit Cutter, Lineal, Holzleim, Zweikomponentenkleber und mit viel Fingerspitzengefühl fertigen die drei Frauen die diversen Designs ihrer bisherigen Produktpalette. Vier Stunden Handarbeit sind allein für eine der größeren Kugellampen notwendig. Auch Schmuck gibt es bei „Blattwerk“: Ohrstecker und Ringe aus gerollten, gekneteten, aufgezogenen Buch- oder Mickey-Mouse-Seiten oder Ohrhänger aus winzig kleinen à la Origami gefalteten Tieren.
Ein halbes Jahr Vorbereitung brauchten die Krefelderinnen, um sich bei „Kultur findet Stadt(t)“ zum ersten Mal öffentlich zu präsentierten. „Das Feeback war sehr positiv“, freut sich Monika Jagla. Viele Besucher hätten gefragt, ob sich wohl auch aus ihren Lieblingsbüchern Wohndekorationen herstellen ließen. Keine Frage für das Trio. „Es ist doch toll, wenn so etwas nicht einfach nur im Regal verstaubt“, sagt Monika Jagla. Abgesehen vom Verkauf über ein Internet-Portal für Selbstgemachtes und Vintage-Mode, -Möbel und mehr werden die drei ihre Wohndekorationen ab der kommenden Woche auch im Schaufenster eines Krefelder Design-Antiquitäten-Geschäfts an der Breite Straße zeigen.