Ferien-Klassiker Kamele und Pinguine zum Greifen nah

Vor allem wegen seiner seltenen Aufzuchten, der naturnahen Gehege und des großen Parks ist die Anlage seit jeher beliebt.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Wer den Krefelder Zoo von der Violstraße aus betritt, lässt unverzüglich die Hektik der lärmenden Stadt hinter sich. Umgeben von hohen Schatten spendenden Eichen, Kastanien und Nadelbäumen schallen einem als erstes die Rufe der Aras, Esel und Paviane entgegen. Nur 75 Meter sind es vom Eingang bis zu den Kamelen und Lamas. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Noch immer staunen neue Besucher, wenn sie vermeintlich ohne trennenden Graben, Zaun oder Gitter plötzlich den stehend zwei Meter hohen Trampeltieren gegenüber stehen. Fast so wie in der freien Natur.

Janosch, der junge Kamelhengst, macht hingegen mit seinen beiden Tanten keinerlei Anstalten, mit einem einzigen großen Schritt sein inselartiges Zuhause zu verlassen. Im Krefelder Zoo sind die zahlreichen Tiere nah und gut zu beobachten. 1938 wurde der Krefelder Tierpark auf dem Gelände des Grotenburgparks eröffnet. Seinen weitläufigen Parkcharakter hat er sich bis heute erhalten. 1971 wird der Tierpark offiziell in Zoo umbenannt, weil von da an auch Elefanten, Nashörner und Orang-Utans dort beheimatet sind. Die Eröffnung des Affentropenhauses folgt 1975. So naturnah und artgerecht in Gruppen wie hier werden Orang-Utans, Schimpansen, vor allem aber Gorillas zu dem Zeitpunkt nirgendwo gehalten. Dr. Walter Encke hat das früh erkannt.

Das Anliegen des damaligen Zoodirektors, das er auch seinen Nachfolgern vermacht hat, ist es, sich besonders um gefährdete Tiere zu kümmern, um durch Nachzuchten ein Aussterben der Arten zu verhindern. 1960 kommen in Krefeld, erstmals in einem europäischen Zoo, Geparden zur Welt. Zwei Jahre später legt Schneeleopardin Nuschka die Grundlage für die bis heute erfolgreiche Nachzucht dieser Tiere. Mit der Aufzucht von Jaguarundis, Erdwölfen, Gürteltieren, Kleinen Ameisenbären, Goodfellow Baumkängurus, Sumatra Tigern und Spitzmaulnashörnern festigt der Krefelder Zoo im Laufe der Jahrzehnte seinen exzellenten Ruf.

Unbestrittener Star bei den Jungtieren ist derzeit der kleine Flachland-Gorilla-Junge, den Gorilla-Frau Miliki am 6. Mai zur Welt gebracht hat. In einem eigenen Haus mit Freigehege neben dem Affentropenhaus lebt das Jungtier mit seinem Vater, dem Silberrücken Kidogo, seiner Mutter sowie den Gorilla-Damen Muna und Oya und seinem zweijährigen Halbbruder Tambo. Die Welt (der Tiere) zu entdecken, wird hier zum Kinderspiel.

Vorbei sind die Zeiten, als Lamas und Kamele noch von den Besuchern mit altem Brot gefüttert werden durften. Oder als der alte Seelöwen-Bulle sein Bassin verließ, um direkt nebenan ins Becken der Humboldt-Pinguine zu springen — zur Freude nicht nur der Kinder.

Der Koloss lebt längst ausbruchssicher im Kopenhagener Zoo. Und die Pinguine haben seit vergangenem Jahr ein neue, geschlossene und begehbare Naturanlage. Ausbrecher-Könige im Zoo sind heutzutage die schwarz-weißen Guerezza-Affen. „Aber sie kommen immer wieder zu ihren Familien zurück“, steht gut leserlich am Zaun geschrieben. So wie die zahlreichen großen und kleinen Gäste, die den Krefelder Zoo seit Jahrzehnten besuchen. Eine halbe Million waren es erstmals im vergangenen Jahr.