Gesamtschule Kaiserplatz Kunst löst sich im Becher auf
Die 9a der Gesamtschule Kaiserplatz lässt ihre Selbstporträts von einer Smartephone-App verändern.
Krefeld. Altern ist nichts für Feiglinge. Jedenfalls nicht bei einem Kultur-Projekt der 9a an der Gesamtschule Kaiserplatz. Unter der Überschrift „20 Years After“ (20 Jahre später) haben sich sieben Schüler ihre aktuellen Selbstporträts von einer Smartphone-App verändern lassen. Das Programm machte aus den Jugendlichen Erwachsene mit reichlich Falten und grauen Haaren.
In manchen Fällen war die Foto-Technik übers Ziel hinaus geschossen und hatte den armen Neuntklässlern geradezu greisenhafte Züge verpasst. „Ich fand das schon erschreckend“, so der Kommentar der 15-jährigen Michelle, die sich ihren Teenager-Teint möglichst lange bewahren will: „Ich fange auf keinen Fall an zu rauchen“.
Der Hintergrund: Im Rahmen des Programms „Kulturagenten für kreative Schulen“ (siehe Info-Kasten) hatten sieben Klassen oder Kurse aus unterschiedlichen Jahrgängen im zweiten Schulhalbjahr unter dem Titel „Erwachsen werden“ in sogenannten Themenklassen in den verschiedenen Fächern gearbeitet, begleitet von Künstlern. Die Finanzierung übernahmen die Stiftung Mercator und die Kulturstiftung des Bundes.
Am Donnerstag fand die Präsentation in verschiedenen Klassenzimmern am Kaiserplatz statt. Die Bandbreite der Disziplinen reichte von Tanz und Installationen bis zu Film und Fotos. Neben „20 Jahre später“ ging es unter anderem auch um „Beziehung“ oder „Verantwortung“. Erstaunt zeigte sich „Kulturagentin“ Birgitta Heller von der Themenwahl zweier Wahlpflichtkurse des Jahrgangs 10: Trotz ihres jungen Alters wollten sich die Mädchen und Jungen mit der „Vergänglichkeit“ auseinandersetzen, erklärt die externe Schul-Beraterin in Sachen Kunst.
Die Vergänglichkeit machten die Schüler zum Beispiel durch temporäre Bilder deutlich, die sie mit Aquarellfarben ins Wasser malten: „Nach einiger Zeit verschwindet das Gemalte“, sagt die 16-jährige Hilal — die Kunst löst sich im Becher auf.
Besondere Hingucker der Themenklassen-Ausstellung waren teils lebensgroße Puppen, die mal an Roboter, mal an Science-Fiction-Vogelscheuchen erinnerten. In diesen Kreis gehörte auch der „Jessica-Klon“. Dieser künstlerische Blick ins Jahr 2035 verkörpert den vielleicht größten Schülertraum aller Zeiten: Wenn die echte Jessica keine Lust auf Unterricht hat, schickt sie einfach ihren Klon.