Otto Piene erhält den ersten deutschen Lichtkunstpreis
„Die Sonne lernt man gerade erst kennen“ - Im WZ-Gespräch erzählt Otto Piene, was für ihn das Licht bedeutet.
Herr Piene, Sie waren 17 Jahre alt, als Sie 1945 als Kriegsheimkehrer die Elbe-Mündung sahen und von der Sonne auf der Wasseroberfläche fast geblendet wurden. Was bedeutet Ihnen dieses Erlebnis?
Otto Piene: Das Gegenbild der gerade erst durchlebten Kriegserfahrungen. Es war ein unglaublich direktes Erlebnis, das mich ein Leben lang begleitet hat.
Was ist für Sie Licht?
Piene: Licht ist Leben. Ohne Licht kann man nicht existieren. Man kann es sicherlich noch besser ernten. Es wird sehr viel geschehen, um mit dem Sonnenlicht sozusagen Berge zu versetzen.
Stecken ihrer Meinung nach im Licht mehr Chancen als im Wind?
Piene:. Ich weiß nicht, ob Windenergie wirklich etwas bringt, was zum Weltenergiehaushalt beiträgt. Die Sonne ist viel größer, stärker, flächendeckender. Sie lässt sich in Spiegeln auffangen. Man lernt sie erst jetzt kennen.
Warum arbeiten Sie seit Ihrer Jugend mit Licht?
Piene: Es teilt sich reibungslos mit, und es ist in vieler Hinsicht billig. Man braucht nur das Fenster aufzumachen, und es kommt ins Haus. Mit der Lichtkunst ist es ähnlich. Sie teilt sich gern mit und geht überall hin, ohne Widerstand. Licht ist Atmen. Ohne Licht sind wir alle schnell kaputt. Ich habe 1959 mit einer Handlampe das Licht einfach durch perforierte Raster gelenkt. So entstand mein erstes Lichtballett. 1960 habe ich die ersten Maschinen gebaut und 1961 erschienen sie in den verdunkelten Ausstellungsräumen.
Damals waren drei Ihrer Kinder klein. War die Lichtkunst ein Kinderspiel?
Piene: Nein, die Kinder haben beim Lichtballett selbst mit Lampen mitgemacht. Aber das Instrumentarium, das ich in der Gladbacher Straße entwickelte, für Licht im Theater und in der Kunstwelt, geht aus ein paar durchlöcherten Scheiben und Kugeln hervor.
Was war Ihre letzte Großskulptur?
Piene: „Geleucht“, der Lichtturm am Ort der Zeche Rhein-Preußen in Moers. Ein Lichtturm für Bergleute und Bergbau.
In Düsseldorf wird heftig gestritten, ob das warme Licht der alten Leuchten nicht viel besser als das eher kühle LED-Licht sei. Wie sehen Sie das?
Piene: Diese Diskussion zieht sich durch die Jahrhunderte und begann mit der Petroleumlampe. Wenn etwas Neues ansteht, gibt es große Debatten, dass ein Teufelswerk auf die Menschen losgelassen werde. Das ist halt so.
Ist LED-Licht selbstverständlich?
Piene: Es ist praktischer, stärker und umweltfreundlicher.
Wie verläuft die Forschung?
Piene: Es gibt Licht, das in das Weltall getragen wird und aus dem Weltall kommt. Die Luftfahrt ist nur möglich, weil es die Energie gibt.
In der Stadt wird über Kunst im öffentlichen Raum heftig debattiert. Können Sie sich eine Lichtskulptur im Ehrenhof vorstellen?
Piene: Nein, das glaube ich nicht. Der ist zu idyllisch und zu historisch.
Welcher Platz wäre besser?
Piene: Der Graf-Adolf-Platz wäre schon gut, oder der Bahnhofsvorplatz. Dort könnte ich mir Lichtplastik, Lichtspiel, Lichttheater und Lichtperformance vorstellen.
Was planen Sie für die kommende Zero-Schau in New York?
Piene: Ein steuerbares Lichtballett. Es ist schon mitsamt Fernlenkung im Bau.