Polizei-Truppen setzen die Taschendiebe unter Druck
50 Beamte haben am Samstag rund um die Kö Kriminelle gejagt. Weitere große Einsätze sind in Planung.
Düsseldorf. Die beiden jungen Frauen sind ordentlich gekleidet, haben ihre hübschen Handtaschen dabei und wirken wie zwei Freundinnen auf Shoppingtour. Eine Polizistin und ihr Kollege, beides Spezialkräfte, haben einen ganz anderen Eindruck. „Die beiden haben bereits ihre Opfer ausgespäht und waren kurz vor der Tat“, sagt der Beamte.
Bei der Personalienüberprüfung stellt sich heraus: Eine der beiden Frauen ist durch die Staatsanwaltschaft Leverkusen zur Aufenthaltsermittlung wegen Taschendiebstahls ausgeschrieben. Ihre Begleiterin spricht kaum deutsch, sie wird offensichtlich für ihre kriminelle Karriere angelernt.
Düsseldorf ist in der Klau-Branche eine Top-Adresse: Die Zahl der Taten im Weihnachtsgeschäft ist von 100 (2009) auf 360 im vorigen Jahr angestiegen.
Fast 40 Zivilfahnder, unterstützt durch Kräfte der Bundespolizei, führen während der tatrelevanten Zeit am Samstag von 11 bis 16 Uhr mehr als 70 Observationen durch. 20 potenzielle Taschendiebe werden überprüft. Festnahmen auf frischer Tat bleiben zwar aus, aber eines ist klar: „Wir sorgen für Unruhe in der Szene“, sagt Kriminalrat Andreas Sandvoß, „Dass wir aktiv sind, spricht sich schnell herum.“ Die Altstadtwache meldet am Nachmittag dann tatsächlich, dass die Zahl der Anzeigen wegen Taschendiebstahls deutlich unter dem Niveau vergleichbarer Adventssamstage fällt.
„Die Täter reisen aus Köln oder Dortmund an, wohnen dort in Abbruchhäusern, wo oft mehr als 100 Personen gemeldet sind“, erklärt Sandvoß. Viele sind nur im Land, um Straftaten zu begehen — oft Südosteuropäer, auch Mittel- oder Südamerikaner, aber natürlich sind immer wieder auch Deutsche Täter.
Die Polizei kennt die Tricks der Diebe, die auf dem Weihnachtsmarkt, aber auch in Geschäften, Restaurants und zu Messezeiten in Hotels zuschlagen. „Wir wissen, wie sich die Täter bewegen, wie sie ihre Opfer aussuchen“, sagt Sandvoß. Am Abend erwischen die Beamten in einer Parfümerie am Bahnhof noch einen 29-jährigen Ladendieb auf frischer Tat. Gegen ihn lagen zwei Vollstreckungshaftbefehle der Staatsanwaltschaft Wuppertal vor. Sandvoß hat weitere Einsätze der Zivilfahnder in der Schublade.