Race of Champions: Benzindampf und Sektdusche
Beim Race of Champions genossen die Zuschauer ihre Stars Schumi und Vettel — doch viele Plätze in der Arena blieben frei.
Düsseldorf. Gang rein und Fuß aufs Gas. Der Betriebsausflug der Rennfahrer-Elite hat am Samstag und Sonntag die Arena zu einer überdimensionalen Kartbahn werden lassen. Etwa 30 000 Zuschauer wollten beim Race of Champions (ROC) an beiden Tagen sehen, wie Michael Schumacher, Sebastian Vettel und David Coulthard mit den Kollegen aus Rallye und Tourenwagenmeisterschaft um die Wette rasen.
Das Dach über dem 600 Meter langen Asphaltband war geschlossen, so dass Sebastian Vettels Befürchtung, es könnte regnen, schnell vom Tisch war. Schumi und Co. gaben ordentlich Gas, Karosserien und Auspuffe schlugen Funken. Allein mochten diese zu Beginn nicht auf das Publikum überspringen. Die Motorsport-Fans konnten sich nur gegen das Dröhnen der Boliden durchsetzen, wenn Vettel oder Schumacher in die Arena geschossen kamen.
Beim jüngsten Formel 1-Doppelweltmeister aller Zeiten kam das richtig gut an: „Kompliment an die ganze Halle. Wenn du um die letzte Kurve kommst und die Leute stehen auf und jubeln, das bekommt man sogar im Auto mit. Das ist der Wahnsinn“, sagte Sebastian Vettel nach dem Sieg im Nationenwettbewerb, bei dem er seinem Mannschaftskollegen Michael Schumacher im Halbfinale gegen Großbritannien zur Seite springen und den Sieg retten musste. Der siebenmalige Champion konstatierte folgerichtig: „Wenn du in die letzte Kurve kommst und keiner jubelt, weißt du auch, dass du hinten liegst.“
Die Fans in der halb gefüllten Arena waren nach den Vorläufen dann auch in Stimmung. „Das ist ein Super-Spektakel“, freute sich der 36-jährige, Sergej, der 3000 Kilometer aus Rostow am Don am Schwarzen Meer angereist war. Viktoria (18) und Lena (17) aus Friedberg dagegen fanden: „Das ist toll hier. Nur doof, dass wir nicht näher an die Fahrer rankommen“, sagte Viktoria unter ihrer Schumacher-Kappe und Lena hob zustimmend den überdimensionalen Finger mit der Aufschrift „Vettel Nr. 1“. Der sechsjährige Tim schaute sich beim Race of Champions, zu dem er mit seinem Vater Jürgen Tramnitz aus Hamburg angereist war, den ein oder anderen Fahrtrick der Profis ab: „Ich fahre selber Kartrennen. Aber im Moment bin ich nur Zweiter.“
Am Ende durften beide deutschen Formel-1-Weltmeister zum fünften Mal in Folge jubeln. Und sie ließen bei der Siegerehrung die Zuschauer ausgiebig an der Champagner-Dusche teilhaben. Ansonsten setzte das Race of Champions in der Arena einige Regeln außer Kraft: In der Tiefgarage brüllten die Rennautos um die Wette — direkt unter dem Warnschild: „Vergiftungsgefahr! Bitte Motor abstellen.“ Und für die Pyrotechnik bei der Zieldurchfahrt hätte es bei Fortuna-Spielen eine saftige DFB-Strafe gegeben. Auch das Rauchverbot im geschlossenen Stadion wurde von einigen Zuschauern augenzwinkernd hinterfragt. Schließlich atmeten alle ein eher fragwürdiges Gemisch aus Benzindampf, Abgasen und verbranntem Gummi.
Michael Schumacher genoss diesen Duft und vergaß nach dem Sieg am Samstag nicht, sich artig bei Frederik Johnson zu bedanken, der als ROC-Organisator den alljährlichen Betriebsausflug möglich macht.