Neu in den Programmkinos „Kleine Germanen“: Wie Kinder indoktriniert werden

Düsseldorf. · Neue Filme in den Düsseldorfer Programmkinos.

Kommentarbild, Philipp Koep

Foto: Judith Michaelis

Stan & Ollie

Altes Ehepaar. In Deutschland waren sie als „Dick und Doof“ bekannt. Sie starteten ihre Komiker-Karriere vor fast 100 Jahren. Nun bekommt das britisch-amerikanische Komiker-Duo Stan Laurel und Oliver Hardy eine späte, aber angemessene biographische Würdigung. Das Biopic von Jon S. Baird konzentriert sich auf die Spätphase des Künstler-Duos, in der sie 1953 eine mäßig erfolgreiche Tour durch England machten. Doch der Comeback-Versuch wird überschattet von alten Zwistigkeiten, der zunehmend schlechten Gesundheit Hardys und der Ankunft ihrer Ehefrauen.

Bambi, tgl. 16.45 h, Fr.- So. um 19 h, am Mo. um 19 h im engl. OmU

Greta

Nein, zum Biopic hat es Klima-Apostelin trotz Greta-Hype noch nicht gebracht! Statt um Erderwärmung geht es in dem Stalker-Thriller eher um eiskalte Schauer. Nach dem Tod ihrer Mutter geht Frances nach New York. In der U-Bahn findet sie eine elegante Damenhandtasche. Als ehrliche Haut macht sie die Adresse der Besitzerin ausfindig und bringt sie Greta (Isabelle Huppert) zurück. Die alleinstehende Dame ist gerührt und schnell freunden sich die beiden an. Doch dann entdeckt Frances, dass Greta Dutzende dieser Handtaschen besitzt und mit Namen versehen hat, darunter auch ihrer...

Nach etlichen Hits in den 80er und 90er Jahren („Mona Lisa“, „The Crying Game“, „Interview mit einem Vampir“) ist es still geworden um den irischen Regisseur Neil Jordan. Mit erstklassiger Besetzung macht er sich nun an ein Comeback im B-Film-Format, das einige logische Brüche zu verzeichnen hat.

Cinema, Vorpremiere am Mo. um 19 h (engl. OmU)

Nur eine Frau

Ehrenmord-Drama. Vor 15 Jahren erschütterte der Mord an Hatun Sürücü die Bundesrepublik. Die 23jährige Berlinerin war von ihrem Bruder erschossen worden, weil ihr unabhängiger Lebensstil „Schande“ über die Familie gebracht hätte. Die offenbar im Familienrat beschlossene Hinrichtung wurde nie hinreichend aufgeklärt, Mittäter wurden freigesprochen.

Sherry Horman, die bisher bekannt war für eher seichte Beziehungskomödien, liefert in diesem engagierten Film ein ganz ungewöhnlich energisches Plädoyer gegen die Unterdrückung der Frau im Namen von „Ehre“, Familie und Islam. Aus der Sicht der tragischen Heldin wird das ganze Drama dieser Tragödie einer Frau zwischen der Sehnsucht nach familiärer Geborgenheit und Freiheit einerseits und dem blanken, frauenfeindlichen Hass der Familie eindrucksvoll nachvollziehbar.

Bambi, tgl. 19 h

Das Familienfoto

Anlässlich der Beerdigung des Großvaters kommt eine Familie, die sich längst auseinandergelebt hat, noch einmal zusammen. Im Raum steht allerdings auch die Zukunft der leicht dementen Großmutter, die in ein Heim abgeschoben werden soll, obwohl sie lieber in das Dorf zurück will, in dem sie mit der Familie viele glückliche Sommer zugebracht hat. Doch ehe eine Lösung gefunden werden kann, müssen sich die drei erwachsenen Enkel erst zusammenraufen und ihre eigenen Probleme lösen...

Botschaft und Motiv des Films sind wenig originell gewählt, denn beeindruckt der Film von Cécilia Rouaud durch die stimmigen aber zwiespältigen Charaktere dieses Familien-Panoptikums.

Bambi, Vorpremiere am So. um 14.30 h

Kleine Germanen

Die Filmemacher Mohammad Farokhmanesh und Frank Geiger erkunden das Umfeld, in dem die Kinder von rechten Aktivisten aufwachsen. Basierend auf einer „wahren Geschichte“ ist das leitmotivische Schicksal der kleinen Elsa, die die Geschichten von Früher liebt, die ihr der Opa erzählt. Der Altnazi machte das Kind empfänglich für rechte Hassbotschaften, sie lernte sogar „Mein Kampf“ auswendig, weil der Opa es wollte. Auch Elsa wird diese Gesinnung an ihre Kinder weitergeben, die Liebe mit Gehorsam und Stärke mit Gewalt verwechselt. Während „Identitäre“ gemütlich über ihre konservative „Retro-Gesinnung“ plaudern, illustriert der Film diese nach Außen gestellte biedere Harmlosigkeit mit entlarvenden Bildern von Pegida-Aktionen. Ein mutiger, mitunter spekulativ gewagter Film.

Bambi, Premiere am Sa. um 14.30 h mit den Regisseuren und Gästen, Mo. – Mi. um 17 h

Das Ende der Wahrheit

Martin Behrens glaubt, er arbeitet für die Guten. Als Experte für den Nahen Osten steht er in den Diensten des  Geheimdienstes BND. Als er eines Tages Informationen an den US-Geheimdienst weiterleitet, führt dies zu einem tödlichen Drohnen-Anschlag. Kurz darauf schlagen die Terroristen in München mit einem Bombenattentat zurück. Philipp Leinemann kommt mit seinem Polit-Thriller zwar nicht an Hollywood-Effekte heran, aber er besticht durch seine spannendes Vexierspiel zwischen Wahrheit und Schein.

Metropol, tgl. 19 h, Do. – Mo. auch 21.30 h

Klasse Deutsch

Was macht man mit den Menschen, die als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind? Über einen längeren Zeitraum verfolgt die Kamera den Integrationsprozess in einer Kölner Klasse für Seiteneinsteiger und die Arbeit von Ute Vecchio, die den Kindern mit ganz verschiedenen Vorkenntnissen eine Sprache beibringen muss, die ihnen ebenso fremd ist wie die Kultur, in der sie gelandet sind.

Metropol, Premiere Mo. um 19 h mit Filmemacher Florian Heinzen-Ziob und Gästen