Ratten unterm Tausendfüßler
Unter der Hochstraße werden oft Tauben gefüttert, obwohl das verboten ist. Das zieht die Nager an.
Düsseldorf. Es ist dunkel, die Geschäfte haben geschlossen und unter dem Tausenfüßler ist es ruhig geworden. Das ist die Zeit der Ratten. Am Tag ist ihnen in dem Bereich zu viel Gewusel, in der Nacht können sie auf die Jagd nach Nahrungsmitteln gehen. Wer in diesen Tagen an der Baustelle der Libeskindbauten oder unter dem Tausendfüßler steht, um auf die Bahn zu warten, wird sie zuhauf dort flitzen sehen.
Aber wo kommen die Nager her? Aus der Baustelle? Ratten gehören zu den Tieren, die durch Bauarbeiten schon mal aufgescheucht werden. Zudem leben sie gerne dort, wo es feucht ist, zum Beispiel in der Kanalisation. Wenn durch die Arbeiten Kanäle freigelegt werden, fühlen sich die Ratten gestört.
Sebastian Veelken vom Ordnungsamt hält eine andere Theorie für wahrscheinlicher: „Es ist immer Spekulation, wo sie herkommen. Aber in diesem Bereich werden oft Tauben gefüttert. Das zieht auch Ratten an.“ Die Baustelle sei schon zu weit fortgeschritten. Da wäre das Problem wesentlich früher aufgekommen. Projektentwickler Stefan Mühling ist auch noch kein Nager vor die Füße gekommen: „Ich bin viel auf der Baustelle unterwegs. Auch an den tiefsten Stellen ist mir noch keine Ratte begegnet.“
Ratten sind ein typisches Problem in Großstädten. Sie sind immer dort, wo Menschen und Lebensmittel sind. Zudem mögen sie das Wasser — Rhein und Kö-Graben locken die Ratten an. Wenn dann auch noch Futter für die Tauben auf die Straße geworfen wird, fühlen sich die Ratten wie im Paradies. „Darum ist das Füttern auch verboten. Zum einen kommen die Nager, zum anderen ist der Dreck der Tauben gesundheitsschädlich“, sagt Veelken. Besonders in Grünanlagen ist das Füttern von Tieren ein Problem. Im Hofgarten, wo immer wieder die Enten gefüttert werden, gebe es darum immer mal wieder Ratten.
Hinweisen auf die Tiere geht das Ordnungsamt immer nach und ruft im Fall der Fälle einen Schädlingsbekämpfer, da Ratten Krankheiten übertragen und sich sehr stark vermehren können. Dann kümmert sich vielleicht Benjamin Keßner von der A & B Keßner Schädlingsbekämpfung um das Problem, in dem er Giftköder auslegt.
Das ist bei Ratten nicht so einfach: „Ein Rudel Ratten hat immer einen Vorkoster. Stirbt er nach dem Essen, gehen die anderen nicht dran“, erklärt Benjamin Keßner. Die Tiere haben ein gutes Gedächtnis. Bis zu 48 Stunden nach einer Mahlzeit könnten die Tiere noch nachvollziehen, was sie gegessen haben.
Also rücken die Schädlingsbekämpfer mit einem Blutgerinnungshemmer, zum Beispiel in Haferflocken an. Dieser wird dann in Köderstationen (Boxen) deponiert, damit nicht andere Tiere an das Gift gelangen. „Es wirkt etwa nach einer Woche“, sagt Keßner. Die Ratte verblutet innerlich. „Sie wird träge, apathisch und zieht sich zum Sterben in ihren Bau zurück. Für das Tier ist das schmerzlos“, sagt der Experte.
Hunde- und Katzenbesitzer müssen sich nicht um ihre Vierbeiner sorgen. „Die kommen gar nicht in die Köderboxen“, sagt Keßner. Sollte das aber doch einmal der Fall sein, sei es trotzdem noch kein Grund zur Panik: „Die Konzentration in den Ködern, die wir auslegen, ist zu gering“, sagt Keßner. Hinzu kommt ein Bitterstoff, der den Ratten nichts ausmacht. Größere Wirbeltiere können ihn aber nicht leiden.