Komponist Helmut Oehring: Über den Queen-Bombast zur Oper
Helmut Oehring hat ein Stück für die Rheinoper komponiert.
Düsseldorf. Der Musiker Helmut Oehring (51) hat als Auftragsarbeit für die Deutsche Oper am Rhein zum Wagner-Jahr das Stück „Sehnsucht Meer — oder Vom Fliegenden Holländer“ komponiert, das am 8. März in Düsseldorf uraufgeführt wird. Zur Musik fand der Sohn gehörloser Eltern nach der Ausbildung zum Baufacharbeiter zunächst als Autodidakt. Der gebürtige Ostberliner gilt als Ausnahme-Komponist seiner Generation. Er lebt in Waldsieversdorf bei Berlin.
Herr Oehring, wie lernten Sie als Kind gehörloser Eltern die Welt der Oper kennen?
Helmut Oehring: Ich hatte erst einmal kein Interesse an Oper. Aber dann hörte ich Freddy Mercury und die Gruppe Queen mit der „Bohemian Rhapsody“. Das ist ein Song, in dem Chöre vorkommen und Gesang im Opernstil. Dieser Stilmix hat mich unglaublich begeistert.
Und wie kamen Sie dann zum Musikstudium?
Oehring: Ich habe mir zuerst das Gitarrespielen und Komponieren selbst beigebracht, dann aber bei verschiedenen Lehrern Unterricht genommen, auch bei dem Komponisten Georg Katzer. Er hat mich dann in seine Meisterklasse an der Berliner Akademie der Künste aufgenommen.
Spielt das Phänomen Gehörlosigkeit in Ihrer Arbeit als Komponist eine Rolle?
Oehring: Ja, ich binde in einigen szenischen Stücken Gebärdensprache mit ein. Und in meiner neuen Oper „Sehnsucht Meer“ wird eine gehörlose Frau ein Wesendonck-Lied von Richard Wagner singen.
Sind Ereignisse in unserem Alltag für Sie Anknüpfungspunkte für Ihr künstlerisches Schaffen?
Oehring: Meine Musik ist meistens szenisch, auch wenn ich Kammermusik komponiere. Und es ist dann immer eine Widerspiegelung der aktuellen Verhältnisse. Das äußert sich beispielsweise im Protest- und Widerstands-Lied.
Sie sind recht spät zur klassischen Musik gekommen. Was hören Sie denn alles?
Oehring: Einer meiner Lieblingskomponisten ist Brahms, der einmal sagte: „In meinen Tönen spreche ich.“ Das gilt übrigens genau so für Wagner. Großartig finde ich aber auch Frank Zappa oder die Bands Pink Floyd und Yes.
Mit Richard Wagner befasst sich ja Ihre neue Oper: Was erwartet den Besucher?
Oehring: Es geht in dem Stück unter anderem um das Thema unerfüllte Liebe und das Meer als Sehnsuchts-Ort. Da spielt die Beziehung zwischen Senta und dem Holländer eine Rolle ebenso wie das Märchen von der Kleinen Meerjungfrau. Es wird viel Musik von Wagner erklingen, aber auf eine Weise, wie man sie noch nicht gehört hat.
Die Rheinoper stellt Helmut Oehring am kommenden Freitag, 22. März, um 20 Uhr in der Kunsthalle Düsseldorf in Gespräch, Lesung und Musik vor.