Rheinbahn in Düsseldorf Wie ungefährlich sind die Stadtbahn-Türen?

Düsseldorf · Zuletzt gab es einen schweren Unfall, als ein neun Jahre alter Junge seinen Arm in eine sich schließende Tür steckte. Zwei Düsseldorfer haben nun von ähnlichen Vorfällen berichtet. Wie das von den Verkehrsbetrieben bewertet wird.

An der Fischerstraße steht eine Bahntür auf. Wenn sie sich schließt, sollte man nicht dazwischen greifen.

Foto: Anne Orthen (orth)

Die Tür der Bahn fällt zu. Wer sie noch erreichen will, quetscht sich häufig noch dazwischen – die Tür öffnet sich und die Weiterfahrt verzögert sich nur um einige Sekunden. Doch was eine alltägliche Szene an den Haltestellen Düsseldorfs ist, endete zuletzt anders. So verletzte sich ein neun Jahre alter Junge schwer, als er an der U-Bahn-Station Nordstraße nach Polizeiangaben seinen Arm in die Tür der U79 von der Duisburger Verkehrsgesellschaft gesteckt hatte. Der Junge wurde mitgeschleift und einige Meter mitgeschleift.

Während die Polizei zur Ermittlung der Unfallursache jetzt einen Gutachter hinzuzieht, wie sie auf Nachfrage sagt, hatte die DVG bereits mitgeteilt, dass es zuvor keine Auffälligkeiten des Sicherheitssystems in Türen und keine besonderen Vorfälle gegeben habe. Nach der Medienberichterstattung meldeten sich allerdings zwei Düsseldorfer, die äußerst unangenehme Situationen mit der Rheinbahn schildern.

So berichtet Hella Hoffmann von einem schweren Sturz ihres 95 Jahre alten Lebenspartners, der am 31. Oktober seinen Stock in die sich schließende Tür der Messe Nord/Stockumer Kirchstraße hielt, um sie wieder zu öffnen. Doch die Tür schloss sich und die U78 fuhr los, wodurch der 95-Jährige stürzte und sich schwere Gesichtsverletzungen zuzog. Hoffmann berichtet, nicht auf die Rheinbahn zugegangen zu sein oder auch die Polizei. Nach der Berichterstattung über den Jungen frage sie sich aber noch stärker, wie die Bahn auch damals in der geschilderten Situation losfahren konnte.

Auch Jürgen Henke (80) wandte sich nach der Berichterstattung über den Unfall des Jungen an die Zeitung. Er beschreibt, wie er vor drei Jahren an der Steinstraße in eine U79 einsteigen wollte. Es sei nur langsam vorangegangen, mit seiner Hand habe er sich bereits an der Mittelstange im Eingang festgehalten, als die Tür plötzlich zufiel und seine Hand feststeckte. Aufgrund seiner Uhr habe er sie zunächst auch nicht wieder herausziehen können. Dann sei die Bahn losgefahren und während er die ersten zwei, drei Meter mitlief, habe sich die Hand dann doch wieder herausziehen lassen. „Ich hatte Panik“, sagt Henke. Und er sagt zudem: „Ich bin 1,93 Meter groß und 102 Kilogramm schwer - also weder zu übersehen noch ein Leichtgewicht!“ So sei es nicht zu verstehen, dass der Fahrer trotzdem losgefahren sei. Er wolle da „kein Fass aufmachen“, aber der Verweis der DVG auf keine Auffälligkeiten habe ihn doch bewegt, seinen Fall zu schildern.

Der Rheinbahn ist der Fall bekannt, wie sie auf Nachfrage sagt. Allerdings, sagt Sprecher Thomas Kötter, stelle der Vorfall sich aus Sicht der Rheinbahn ganz anders dar und sei nicht im Zusammenhang mit den angefragten Türschließungen zu sehen. Der Unfall von Oktober wiederum sei bei der Rheinbahn nicht vermerkt. Dennoch bedauere man immer, wenn ein Fahrgast zu Schaden kommt. „Jeden Tag arbeiten wir daran, die Sicherheit in unseren Fahrzeugen und Anlagen so hoch wie eben möglich zu halten.“

Keine Angaben macht die Rheinbahn zu den genaueren Abläufen bei der Abfahrt der Fahrzeuge.

Kötter stellt allerdings dazu fest: „Allein die Türen unserer Hochflurfahrzeuge öffnen und schließen sich pro Tag weit über 100 000 Mal. Vorfälle mit Fahrgästen an sich schließenden Fahrzeugtüren kommen bei der Rheinbahn ausgesprochen selten vor.“ Eine Statistik führe man dazu nicht. Die Beförderung von Personen im Nahverkehr könne aber ohne Zweifel als „sehr sicher“ angesehen werden.

Ein Tüv-Experte hatte das Medien gegenüber ähnlich ausgeführt. Die DVG hatte zudem mitgeteilt, dass das Fahrpersonal angewiesen sei, zu prüfen, ob ein Fahrzeug abfahrtsbereit ist. Die eingesetzten Fahrzeuge aus den 80er-Jahren sind zudem laut DVG mit einer sogenannten Schaltleistentechnik ausgestattet – Gegendruck wird erfasst, wodurch die Türen wieder aufgehen sollen. Zudem hieß es: „Kurz vor dem Schließen der Türen werden die Schaltleisten abgeschaltet.“ Bei Tests werde ein Prüfstab mit einer Breite von 30 Millimetern verwendet. Überprüfungen gebe es alle 3000 Kilometer durch „fachkundiges Personal der DVG“.

Die Rheinbahn führt jetzt zudem aus, dass man neben sicherheitstechnischen Vorkehrungen stets auch auf die Mithilfe der Fahrgäste angewiesen sei. Kötter verweist auf die bundesweit gültigen Allgemeinen Beförderungsbedingungen. Danach ist es „nicht gestattet, ein Fahrzeug zu betreten oder zu verlassen, wenn sich Türen schließen beziehungsweise wenn die Abfahrt angezeigt wird“. Man könne nur immer wieder darauf hinweisen, „nicht mit Gegenständen oder gar Armen oder Beinen in sich schließende Türen zu greifen und stattdessen die nächste Bahn zu nehmen“.

Die DVG gibt in diesem Zusammenhang den Hinweis: „Die Türen von Schienenfahrzeugen dürfen nur über die innen im Fahrzeug und außen am Fahrzeug angebrachten Druckknöpfe von den Fahrgästen geöffnet werden.“