Rocker-Chef nach Razzia auf freien Fuß gesetzt
Düsseldorf (dpa) - Nach der Großrazzia gegen Rockerbanden an Rhein und Ruhr hat die Polizei den einzigen festgenommenen Rocker auf freien Fuß setzen müssen. Die Rocker bestritten am Freitag jegliche Beteiligung an der Cannabis-Plantage in einem Hochbunker über ihrem Rockerclub in Düsseldorf.
„Der "Clan 81" hatte damit nichts zu tun und wusste auch nichts davon“, teilte der Anwalt der Rocker, Wolf Bonn, am Freitag mit. Vietnamesen hätten die oberen Etagen als Möbellager angemietet - lange bevor die Rockergruppe Mieter in dem Gebäude geworden sei. Keine der übrigen Mieter im Haus und auch nicht der Vermieter hätten vom tatsächlichen Treiben in den oberen Etagen des Bunkers etwas mitbekommen.
Die Vietnamesen hätten sich dort vollkommen abgeschottet. Es habe auch niemand gewusst, dass in den oberen Etagen offenbar Menschen gelebt haben. Der Anwalt kritisierte am Freitag die Ermittler: Der 24-jährige Clan-Präsident hätte angesichts der Faktenlage nicht festgenommen werden dürfen. Auch habe entgegen den Angaben der Polizei kein Durchsuchungsbeschluss für das gesamte Gebäude vorgelegen.
Der 24-jährige Solinger war verdächtigt worden, Betreiber der großen Haschisch-Plantage zu sein. Der Haftrichter sah jedoch keinen hinreichenden Tatverdacht gegen den Präsidenten des „Clan 81“ und lehnte den Erlass eines Haftbefehls ab, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Freitag auf Anfrage. Gegen die vier Asiaten, die die Plantage bewirtschaftet haben sollen, wurden dagegen Haftbefehle erlassen. Bei der Razzia hatte die Polizei in einem alten Hochbunker aus dem Zweiten Weltkrieg etwa 3000 Cannabis-Pflanzen entdeckt.
Der Bunker dient dem Rockerclub „Clan 81“ als Hauptquartier. Die Plantage war von der Rocker-Gaststätte „Red Pearl“ über eine Nebentür und ein Treppenhaus zu erreichen. Der Rockerclub „Clan 81“ unterstützt die „Hells Angels“.
Mehr als 500 Polizisten, darunter schwer bewaffnete Spezialkräfte, waren am späten Mittwochabend in Rocker-Quartiere in Düsseldorf, Oberhausen, Solingen und Langenfeld eingedrungen. Anlass für die Durchsuchung war eine brutale Auseinandersetzung zwischen Hells Angels und Bandidos im Januar in Mönchengladbach, bei der zwei Rocker durch Messerstiche lebensgefährlich verletzt wurden.