Rückblick 2009: Arthur besiegt den Krebs – aber die Angst der Eltern bleibt

Ein leukämiekrankes Baby bewegte viele. Auch andere schwerkranke Kinder erweckten Anteilnahme und Hilfsbereitschaft.

Düsseldorf. Die Schicksale kranker Kinder bewegen uns nicht nur deshalb so sehr, weil diese jungen Menschen ja eigentlich ihr ganzes Leben noch vor sich haben müssten.

Wie soll ein Mensch sich in ein nicht mal einjähriges Kind hineinversetzen, über dessen Kopf der Krebs wie ein Damoklesschwert baumelt, ohne dass es etwas davon weiß?

Nicht zuletzt deshalb war für die Eltern des kleinen Arthur das vergangene Jahr eine gefühlsmäßige Tortur: auf der einen Seite die permanente Sorge um das Kind, auf der andern der Wille, ihm Normalität zu vermitteln, Optimismus.

Anfang des Jahres haben wir erstmals über den kleinen Arthur aus Düsseldorf berichtet, der damals kaum ein halbes Jahr alt war und an einer lebensbedrohlichen Leukämie litt. 1500 Menschen kamen daraufhin zur Typisierungsaktion nach Oberkassel, um sich auf ihre Eignung als Knochenmarkspender testen zu lassen.

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Einige Wochen später kam dann die erlösende Nachricht. In Italien wurde ein Spender gefunden. Doch weitere Wochen zermürbender Chemotherapie folgten, die das Baby auf die Transplantation vorbereiteten.

In dieser Zeit schrumpfte Arthurs Magen, sein Körper war durch die Therapie extrem geschwächt. Seine Mutter verbrachte die gesamte Woche bei ihm im Krankenhaus, versuchte dem Jungen soweit das ging, eine annähernd normale Entwicklung zu ermöglichen. "Das Weinen haben wir uns schnell abgewöhnt", sagte damals seine Großmutter Hermine der WZ. Für die Familie, für das Kind da zu sein, es zu unterstützen und zu stärken.

Im Sommer wurde der Eingriff schließlich vorgenommen und verlief erfolgreich. Arthurs Körper nahm die Stammzellen des Spenders gut an, es kam zu keiner Abstoßung. Arthur hatte den Kampf gegen den Krebs gewonnen - zumindest vorerst.

Doch weil eine Abstoßung auch mit einigen Wochen Verzögerung auftreten kann und um sich von den Nebenwirkungen der Behandlung zu erholen, musste Arthur noch einige Monate in der Klinik bleiben. Erst im Herbst konnte er mit seinen Eltern schließlich nach Hause. Über die Hälfte seines Lebens hatte er bis dahin im Krankenhaus verbracht. Vier Monate war er alt gewesen, als die Krankheit bei ihm entdeckt wurde.

Inzwischen ist der letzte Katheter entfernt, Arthur isst normal, spielt und erkundet die elterliche Wohnung. "Alles ist wunderbar!", sagt seine Großmutter. Für den Moment. Denn sie und Arthurs Eltern müssen noch viele Monate mit der Angst weiterleben. In seinem Alter gibt es eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass ein Rückfall auftritt, bis zu zwei Jahre nach der Transplantation.

Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als möglichst wenig daran zu denken. "Wir haben uns fest vorgenommen", schrieben die Eltern im Sommer, "optimistisch nach vorn zu schauen und jeden Tag zu genießen."