Gastronomie in Düsseldorf „Birdie & Co“-Gründer kaufen Bäckerei – „Gegenpol zu all den Fertig-Teigwaren“

Düsseldorf · Der Erfolg ihrer fünf Cafés in Düsseldorf hat Issa Rahbari und Laura Müller ermutigt, den nächsten Schritt zu wagen.

Issa Rahbari und Laura Müller sind Lebens- und Geschäftspartner.

Foto: Anne Orthen

2016 eröffnete das erste Café mit den Namen Birdie & Co. Mittlerweile hat sich unter dem Markenzeichen ein kleines Gastro-Imperium entwickelt: An fünf Standorten in Pempelfort, Altstadt, Golzheim und Königsallee haben Laura Müller und ihr Lebens- sowie Geschäftspartner Issa Rahbari erfolgreich ihr Café- und Deli-Konzept plus Catering- und Liefer-Business mit Bowls und Eiergerichten, Porridge und Shakshuka, Energyballs und Bagels verwirklicht.

Seit Anfang 2025 ist das Düsseldorfer Duo auch Inhaber und Geschäftsführer eines traditionsreichen Handwerksunternehmens, gegründet 1860, das täglich Brot, Brötchen, Plunder und Kuchen backt. „Wir haben einen Millionen-Euro-Betrag investiert, um die angeschlagene Bäckerei Berns samt der Bäcker und Konditoren, Verkäufer und Marktbeschicker aus der Insolvenz heraus zu übernehmen. Der Prozess hat Monate lang gedauert und uns viele schlaflose Nächte gekostet“, erklärt Rahbari.

„Die Idee spukt schon lange in meinem Kopf“, erzählt Müller. Sie seien beide große Liebhaber handgemachter Produkte. Und Brot sei zudem ein unschätzbares Kulturgut, das es zu erhalten gelte. „Wir wollen einen Gegenpol zu all den Fertigteigwaren setzen. Ein seit mehr als 150 Jahren existierender Familienbetrieb wie das Berns soll eine Zukunft haben“, sagt die 36-Jährige. Und was passt besser neben Kaffee, selbstgemachtem Apfel-Minz-Saft, Marmelade, Granola und Hummus zu einem Deli als Brot und Backwaren aus eigener Herstellung? „Bislang haben wir Bagels und Brot von der Bäckerei Hinkel bezogen. Jetzt haben wir auch unser eigenes Sauerteighausbrot, Grundlage für viele unserer Eierspeisen“, betont Co-Gründer Rahbari. Studiert hat er Betriebswirtschaft. Gearbeitet hat er als IT-Berater und wie Müller (eigentlich war sie Lehrerin) ist er ein klassischer Quereinsteiger mit Mut zum Risiko. Denn: Einen insolventen Betrieb zu übernehmen, sei eine große Herausforderung – aber vor allem eine riesige Chance. „Wir glauben an das Handwerk, an die Qualität und an die Menschen hinter dem Unternehmen“, sagt das Duo. Was ist das Ziel? „Die Bäckerei mit unserer Erfahrung in moderne, digitalisierte Strukturen überführen, 80 Arbeitsplätze sichern und gleichzeitig die handwerkliche Tradition bewahren. Wir setzen auf klare Neuausrichtung, effiziente Prozesse und ein frisches Konzept, wir haben bereits erste Ideen, wie wir das Sortiment optimieren, nachhaltiger wirtschaften und die Handwerksbäckerei neu positionieren können.“

Die Bäckerei Berns steht aber nicht nur für handgemachte Qualität, sondern auch für gelebte Marktkultur. So betreiben die Düsseldorfer nun knapp 20 Stände auf Wochenmärkten in der Region – vom Niederrhein bis ins Bergische Land, von Meerbusch-Büderich oder Kaiserswerth bis Ratingen oder Moers.

„Die Wochenmärkte sind ein wertvoller Bestandteil der lokalen Versorgung und eine Tradition, die wir mit voller Überzeugung weiterführen werden. Diese Märkte sind nicht nur ein Ort des Handels, sondern auch ein sozialer Treffpunkt. Es ist uns wichtig, diese Kultur zu erhalten und weiterzuentwickeln“, sagt Rahbari. Die Jungunternehmer – inzwischen Chefs von 180 Mitarbeitenden – treibt die Lust auf Veränderung an, sie nutzen Chancen, entwickeln sich stetig weiter, wachsen und setzen dabei konsequent auf Qualität. „Gemeinsam wollen wir etwas Neues aufbauen, ohne das Alte zu verlieren“, heißt es. Dabei haben sie ihr Konzept nicht am Reißbrett geplant. Aus dem Traum, ein eigenes Wohlfühl-Café zu führen, ist in gerade einmal acht Jahren ein mittelständisches Unternehmen geworden. Während Rahbari maßgeblich im Hintergrund arbeitet, Finanzen und Controlling verantwortet, kümmert sich Müller vorrangig um Personal und Qualitätsmanagement. Sie ist das Gesicht von Birdie & Co, pflegt ihr weitverzweigtes Netzwerk, engagiert sich für die Belange der Gastronomie auch im Tourismusausschuss der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf.

Die beiden – privat und beruflich ein Paar – sind die ersten in ihren Familien, die sich für ein Leben in der Gastronomie entschieden haben. „Was anfangs eher skeptisch beäugt wurde“, sagt Rahbari. „Bei uns sind mein Vater und meine vier Brüder entweder Ärzte oder Anwälte.“

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Müller erinnert sich noch gut daran, als ihr Vater zum ersten Mal im Laden war und rief: „Das gibt’s doch nicht. Sie hat so lange Zeit studiert, und jetzt schmiert sie Bagels.“ Doch auf die Unterstützung der Familien konnten sie stets zählen: „Sie glauben an uns und haben uns immer unterstützt.“

(dh stz)