Schokomulti enttäuscht Kinder
Schüler entwickeln Konzept gegen Kinderarbeit — und blitzen bei Süßwarenhersteller ab.
Düsseldorf. Schokolade macht glücklich, heißt es. Zumindest die Konsumenten. Dass bei der Kakaoproduktion in den Anbauregionen Ghana und der Elfenbeinküste aber auch Kinder täglich bis zu elf Stunden auf Plantagen schuften müssen, wollen die Schüler der Montessori-Hauptschule in Flingern nicht länger hinnehmen — und haben kurzerhand die Geschäftsführung des Süßigkeiten-Riesen Ferrero eingeladen.
48 Stunden vor dem Treffen am Mittwoch kommt der Rückzieher aus der Konzernzentrale. „Wir sind enttäuscht, aber nicht wirklich überrascht“, fasst Schülerin Vera Petsch die Gefühlslage zusammen. Ein anderer Schüler drückt aus, was viele denken: „Die haben Angst vor uns.“
Besonders die Begründung empfinden Vera Petsch und ihre Mitschüler als verletzend. Darin soll es unter anderem heißen, dass Ferrero durchaus bereit wäre, sich dem Dialog in einem Rahmen, der der Ernsthaftigkeit des Themas entspräche, zu stellen. „Wenn wir die Sache nicht ernst nehmen würden, hätten wir uns nicht vier Jahre lang mit dem Thema beschäftigt“, sagt Vera enttäuscht. Und übernimmt trotzdem Verantwortung: „Wir müssen den jüngeren Schülern erstmal erklären, dass sie nichts falsch gemacht haben.“
Mangelnde Ernsthaftigkeit zu unterstellen, scheint tatsächlich weit hergeholt. Die inzwischen mit dem WZ-Schulpreis und dem Menschenrechtspreis des WDR gekürten Schüler haben sogar mit Fairhandels-Experten ein Konzept entwickelt, welches die Armut in den Anbauregionen bekämpfen soll.
„Nur 2 Cent“ heißt die Initiative, mit der erreicht werden soll, dass die Bauern nur noch Erwachsene Erntehelfer einstellen — und die Kinder in die Schule gehen können. Zwei Cent mehr pro Tafel Schokolade sollen dafür reichen. Und in über 1400 Interviews haben die Schüler nachgewiesen, dass 90 Prozent der Befragten bereit sind, für faire Schokolade mehr zu zahlen.
„Wir wollten Ferrero nicht anklagen, sondern in einem konstruktiven Gespräch für die Sache gewinnen“, sagt Lehrer Bernd Kowol. Und Schulleiterin Birgit Planken zweifelt inzwischen sogar an der Redlichkeit von Ferrero. „Entweder wir haben wirklich einen Nerv getroffen, oder sie hatten nie vor, sich wirklich mit uns zu treffen.“ Die Schüler jedenfalls wollen ihren Kampf für ihre afrikanischen Altersgenossen nicht aufgeben.