Wettbewerb Schüler machen aus Fahrrädern Uhren und Lampen

Düsseldorf · Mit ihrer Firma „Düsselcycle“ hat die Gruppe des Max-Planck-Gymnasiums Erfolg bei Wettbewerben – und viel über die eigene Stärke gelernt.

Die Köpfe hinter Düsselcycle: Toby Elker, Golzar Falatoon-Zadeh und Tristan Fleckenstein.

Foto: Carolin Scholz

Die Aufgaben sind klar verteilt. Da gibt es welche, die sich ums Marketing kümmern, die, die in der Werkstatt stehen und produzieren, und eine Doppelspitze in der Geschäftsführung. Dabei geht es hier nicht etwa um ein typisches Unternehmen: „Düsselcycle“ ist eine Schülerfirma des Düsseldorfer Max-Planck-Gymnasiums. Elf Elftklässler haben sie im vergangenen Jahr gegründet – und können schon gute Erfolge verbuchen.

Das Gymnasium gibt seinen Elftklässlern jedes Jahr die Möglichkeit, in einem Projekt eine eigene Firma zu gründen. Von der ersten Idee bis hin zum echten Vertrieb. Dass sich Ideen durchsetzen, die mit Nachhaltigkeit und sogenanntem Upcycling – also: aus Alt mach Neu – zu tun haben, hat hier schon fast Tradition: 2017/18 verwerteten die Schüler bei „Streetcycled“ alte Schilder und stellten Möbel und Wohnaccessoires her.  Bei „Max-Oldschool“, der Firma von 2015/2016, machten die Schüler Bänke aus alten Surfbrettern. Die Firma „Storm Ela“ aus dem Vorjahr verarbeitete Bäume, die beim Sturm Ela 2014 umgestürzt waren, zu Untersetzern mit Düsseldorf-Motiven. „Nert“ machte 2012/2013 aus den Turnmatten der abgerissenen Sporthalle neue Taschen.

Und nun sind alte Fahrräder an der Reihe. Für die Schüler ohne Führerschein ein Fortbewegungsmittel, das ihnen im Alltäglichen oft begegnet – beim selber Fahren oder an Haltestellen oder im öffentlichen Raum, wo ihnen oft auch alte, kaputte Räder aufgefallen sind. „Da haben wir uns überlegt, wir wollen was mit diesen alten Rädern machen“, sagt Toby Elker, einer der Geschäftsführer von „Düsselcycle“.

Aus alten Felgen stellen sie Lampen und Uhren her. Die Ritzel und Zahnräder verwenden sie für Untersetzer. Und all das machen sie selbst. In der Garage zu Hause und in der Werkstatt von einem der Väter der Schüler. Die Teile bekommen sie von verschiedenen Fahrrad-Werkstätten in der Umgebung. Tristan Fleckenstein ist Produktionsleiter der Schülerfirma und hat selbst Felgen gereinigt, geflext und geschraubt. „Das hatte ich am Anfang ein bisschen unterschätzt – wie viel Arbeit das ist“, sagt er. Denn wenn ein Kunde bestellt habe, müsse man eben liefern. Prüfungsstress, andere Pläne oder vielleicht mal keine Lust, dürfe da keine Rolle spielen.

Auch insgesamt haben die Schüler in ihrem Firmenjahr viel über sich gelernt. „Wir mussten vor allem am Anfang sehen, wer welche Stärken hat“, sagt Golzar Falatoon-Zadeh, die zweite Geschäftsführerin der Firma. Dass die Doppelspitze gemischtgeschlechtlich sein soll, das war übrigens von Anfang an klar.

Für die anderen Posten musste dann abgewägt werden. Wer kann eher organisieren – und wer ist eher handwerklich begabt? Wer behält den Überblick über Termine und Bestellungen – und wer ist gut im verkaufen und Kontakte knüpfen? „Wir haben gemerkt, dass so viele verschiedene Typen in der Firma bereichernd sein können“, sagt Golzar Falatoon-Zadeh.

Ihre Produkte verkaufen die Schüler über einen eigenen Online-Shop (eine Wanduhr  kostet etwa ab 29,99, ein Untersetzer ab 3,50 Euro). Außerdem waren sie auch auf Messen, wie der Cycling World oder der Fashion Revolution vertreten. Zudem konnten sie schon Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD), Handwerkskammerpräsident Andreas Ehlert und den Bundestagsabgeordneten Thomas Jarzombek (CDU) als Anteilseigner gewinnen. Der Verkauf ihrer Upcycling-Stücke hat ihnen schon 1800 Euro Umsatz eingebracht.

Ob sie sich durch die Schülerfirma nun besser auf das Leben nach der Schule vorbereitet fühlen? „Ich kann mir auf jeden Fall vorstellen, in einem Start-up zu arbeiten“, sagt Golzar Falatoon-Zadeh – genau wie ihr Kollege Toby Elker. Wahrscheinlich – so vermuten beide – würden sie bestimmte Fehler, die sie schon jetzt gemacht haben, später nicht wiederholen. „In gewissen Situationen nützt es später vielleicht schon, welche Erfahrungen wir jetzt gemacht haben“, sagt Tristan Fleckenstein. Auch wenn er pauschal nicht sagen würde, dass er sich nun besser vorbereitet fühlt.  Denn nicht jeder wolle später auch in genau dem Bereich arbeiten, den er oder sie im Projekt übernommen hat.