Sexueller Missbrauch Schweizer Junge: Pauls Entführer vor Gericht

Schweizer Junge war acht Tage vermisst. Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

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Düsseldorf. Der Fall sorgte international für Entsetzen. Acht Tage lang war der zwölfjährige Paul aus der Schweiz im Juni dieses Jahres verschwunden. Er hatte über das Online-Spiel „Minecraft“ Kontakt zu Werner C., einem Koch aus Düsseldorf, bekommen. Der 35-Jährige soll den Jungen nach Deutschland gelockt haben. In 15 Fällen hat er das Kind dann nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sexuell missbraucht. Seit Freitag muss sich Werner C. dafür vor dem Düsseldorfer Landgericht verantworten.

Anfang des Jahres soll der Angeklagte Paul bei dem Online-Spiel kennengelernt haben. Werner C. war Administrator bei „Minecraft“ und versuchte, mit kleinen Geschenken Vertrauen zu dem Zwölfjährigen aufzubauen. Dabei soll der Junge auch Privates preisgegeben haben. Mit diesen Informationen gelang es dem 35-Jährigen, das Kind nach Düsseldorf zu locken. Am 18. Juni soll der Koch Paul in der Schweiz abgeholt haben. Mit Bus und Zug ging es dann zu dem unscheinbaren Haus im Düsseldorfer Süden. Dort konnte die Polizei den Jungen am 26. Juni nachts befreien. Und stellte eine riesige Sammlung kinderpornographischer Bilder und Videos sicher.

Gleich zu Beginn des Prozesses wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Nicht einmal zum Lebenslauf des Angeklagten sollten die Zuschauer etwas erfahren. Werner C. soll als Kind selbst Opfer von Missbrauch geworden sein. Ein psychologischer Gutachter soll ihn für eingeschränkt schuldfähig halten, weil seine pädophilen Neigungen zum Kontrollverlust führen können.

Rechtsanwalt Wolfgang Steffen vertritt den Zwölfjährigen als Nebenkläger. Durch die Öffentlichkeitsfahndung der Polizei wisse im Umfeld von Paul jeder, um wen es sich handelt. „Die Familie leidet extrem unter dem Verfahren. Vor allem in der Schule ist es sehr schwer für den Jungen“, erklärte Steffen. „Er wird psychologisch betreut.“ Am Mittwoch soll Paul als Zeuge nach Düsseldorf kommen. Das will Steffen auf keinen Fall.