Düsseldorf Schwimmbäder: Bademeister haben neue Aufgaben

Auch weil die Zahl der Nichtschwimmer steigt, verändern sich die Arbeitsbedingungen der Retter am Beckenrand.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Immer wieder springen junge Erwachsene ins Schwimmer-Becken und sind dann überrascht, wenn sie sich nicht wie die anderen Badegäste über Wasser halten können. Situationen, wie sie Bademeister immer häufiger erleben, wie Roland Kettler von der Bädergesellschaft erklärt. „Das sind Flüchtlinge, die in ihrer Heimat nie mit tieferen Gewässern zu tun hatten. Sie können nicht einschätzen, was sie erwartet.“ Ein zweites Thema sind Kameras in Handys — Badegäste können, von Fremden ungefragt fotografiert, rasch auf Bildern im Internet auftauchen. Von Fotografierverboten nimmt die Stadt aber Abstand.

Die Bademeister seien gefordert, auf die Veränderungen einzugehen, aufmerksamer zu sein. „Früher konnte man damit rechnen, dass junge Erwachsene gut schwimmen können. Heute müssen unsere Mitarbeiter vermehrt einen Blick auf sie haben“, sagt Bademeister Achim Freund. Vor allem letztes Jahr habe das Thema an Bedeutung gewonnen. Dazu komme, dass seit Jahren auch immer mehr Schulkinder nicht mehr schwimmen können. „Es ist nicht mehr selbstverständlich, dass sie es von den Eltern oder in der Schule lernen.“

Kinder, die im Schwimmkurs sind, werden von ihren Eltern oder Großeltern gerne bei ihren ersten Versuchen fotografiert. „Das soll möglich sein“, sagt Kettler. Aus Sorge vor Spanner-Bildern und -Videos im Internet wollen einige Städte wie Karlsruhe und Offenbach das Fotografieren ganz unterbinden. Auch Familienfotos sind dort verboten. Kamera-Linsen auf Handys und anderen Geräten werden dafür an der Schwimmbad-Kasse mit einen Aufkleber versehen.

Kettler hält dieses Vorgehen für wenig praktikabel. „Es gibt so viele Geräte mit Kamera. Wollen wir an der Freibad-Kasse Kontrollen wie am Flughafen?“, fragt er sich. „So ein Aufkleber lässt sich zudem auch wieder ablösen, auch von den Badegästen.“ Er setzt auch hier auf die Bademeister. Denn es sei auch in Düsseldorfer Bädern verboten, ungefragt fremde Menschen zu fotografieren und zu filmen. „Sie sind gefordert, Situationen genau zu beobachten und entsprechend einzugreifen.“

Mehr Personal brauche es dafür aber nicht. „Die Anforderungen haben sich verändert, wir haben unsere Bademeister entsprechend geschult. Das ist ausreichend“, sagt Kettler. Auch an ausgebildeten Kräften mangele es nicht. Während andere Städte, teils auch in der Umgebung von Düsseldorf, gerade für die Freibadsaison händeringend nach Bademeistern suchen, sei die Lage hier entspannt. „Wir bilden unabhängig vom Bedarf kontinuierlich aus, auch für das Umland. Dadurch haben wir aktuell ausreichend Leute.“

Dennoch wechseln Bademeister bisweilen den Standort, gehen in umliegende Orte oder dorthin zurück, wo sie ursprünglich herkommen. Andere scheiden aus, weil sie in Rente gehen. „Derzeit kommt uns dabei aber zusätzlich entgegen, dass das Allwetterbad geschlossen hat. Schwankungen im Personal können wir dieses Jahr sehr gut auffangen“, sagt Kettler. Die Aufgaben seien gut zu stemmen. „Auch wenn viel zu tun ist — das ist kein Vergleich zu früheren Jahrzehnten. In den 60ern und 70ern hatten wir doppelt so viele Badegäste. Das Pensum heutzutage ist zwar anspruchsvoll, aber gut zu schaffen.“