So war das Konzert von Lisa Stansfield im Capitol in Düsseldorf

Die Sängerin zeigt im ausverkauften Capitol, dass sie an vergangene Erfolge anknüpfen kann.

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Düsseldorf. In der jeder Faser ihres zierlichen Körpers steckt ein untrüglicher Instinkt für Bühnenpräsenz. Lisa Stansfield, die Ende der Achtziger mit ihrer den Geist des Soul in poppige Sphären hinüberziehender Musik, für Begeisterung und Aufsehen sorgte, ist wieder da. Ließ bei ihrem Tour-Auftritt im Capitol keine Zweifel daran aufkommen, dass sie nicht nur immer noch über eine angenehm raue, aber mehr als ausdrucksstarke Stimme verfügt, sondern mitreißen kann, mit ihrem funkigen Soul-Pop-Mix, mit ihren sanften indes alles andere als seichten Balladen, ihren reichhaltig produzierten Songs.

Konnten ihre Alben lange Zeit an ihren größten und ersten Hit „All Around the World“ nicht mehr heranreichen, wurde es sogar Anfang der 2000-er bis zum Erscheinen ihres Albums „Seven“ 2014 musikalisch richtig still um sie. Doch scheint die Britin mit ihrem neuesten im April diesen Jahres veröffentlichten Album „Deeper“ wieder einen bestimmten Nerv bei dem Publikum getroffen zu haben. Nicht nur bei den eingefleischten Fans, die ihr natürlich auch über die Durststrecke hinweg treu blieben. Doch nutzte Stansfield, gerne auch als „British Queen of White Soul“ tituliert, ihr Charisma in der Zwischenzeit auch für recht erfolgreiche Gehversuche auf dem Gebiet der Schauspielerei, so etwa in dem britischen Filmdrama von John Maybury „The Edge of Love“.

Die Songs aus „Deeper“ - nach wie vor eine gut hörbare Mischung aus soulig angehauchtem Groove und gut gefügtem Mainstream-Sound mit viel Gefühl für packende Rhythmen das zwangsläufig zum Mittanzen animiert - ließen das Publikum von Anfang des ausverkauften Konzertes an von den Stühlen aufspringen. Ob „Deeper“ dem Namensgeber des Albums, an deren Schöpfung wieder ihr Ehemann Ian Devaney maßgeblich beteiligt war, oder bei „Hercules“, das hymnenartig auftrumpfende „Billionaire“ oder „Everything“ - mit dem sie den Abend öffnete -; sie sorgte für bestens unterhaltsame Abwechslung. Die 52-Jährige scheint im besten Sinne gereift. Strahlt bisweilen eine Grandezza aus, ohne prätentiös zu sein. Zeitgleich merkt man stets die unbändige Power, die sich ihren Weg aus ihrer Mitte in die Stimmbänder suchend, in keinem Moment abbricht.

Mit ihrer auch über jeden Zweifel erhabenen Band, die gerne mal in Solos ihre Qualitäten ausspielen konnte, beschränkte sie sich nicht nur auf Songs von ihrem neuen Album. Natürlich tobte das Publikum bei „All Around the World“. Mit „So Natural“ wurde es ganz akustisch, natürlich, pur. Hier spürt man, dass sie für ihre Musik eigentlich keine poppig aufgeladenen Effekte bräuchte. Doch auch die große Klangmagie aus der Produktionsmaschine transportiert sie authentisch. Wird es wie etwa bei „All Woman“ (1991) auch mal gerne etwas schmalziger, so wirken die heutigen Versionen live etwas entschlackter, charaktervoller.

Das Capitol hat sie rundum überzeugt. Wie sich „Deeper“ (immerhin erreichte es schon Platz 7 der deutschen Album-Charts) auf Dauer macht, wird sich zeigen.