Sommerfest im Uerige: Ein Ort des Gesprächs

Die Brauerei feiert in diesem Jahr ihren 150. Geburtstag. Während des gestrigen Sommerfests war an der Berger Straße jede Menge los.

Düsseldorf. Zum Familienfest einer Hausbrauerei könnte ein ausuferndes Programm angesetzt werden. Von einer Bühne hinab könnte geredet, gesungen und gekalauert werden. Die Altbier-Brauerei Uerige ist ihr gestriges Sommerfest zum 150-jährigen Bestehen anders angegangen: Im Mittelpunkt stand die Hausbrauerei als Ort der Begegnung. Baas Michael Schnitzler: „Wir wollen nicht, dass unsere Gäste zuhören müssen, sondern dass sie miteinander ins Gespräch kommen.“

Für Dorothea Kroczek gehört ein kühles Uerige zu jedem Samstag, egal ob Sommer oder Winter. Nach dem Einkaufen geht’s an die Berger Straße. „Hier herrscht eine tolle Atmosphäre. Jeder trifft jeden, jeder redet mit jedem, egal ob man sich kennt oder nicht. Oder wie wir Schwaben sagen: Jeder schwätzt mit jedem.“ Diese offene Mentalität sei in ihrer Heimat unbekannt, sagt die zugezogene Stuttgarterin. Mit Fremden am Tisch ein Gespräch anfangen? Undenkbar. „Gerade deshalb komme ich gern zum Uerige. Auch am Pfingstmontag“

Genauso stellt Schnitzler sich das vor. „Wir wollen heute zurück zu den Wurzeln: die Kneipe als Ort des Gesprächs.“ Diesem Anliegen folgten die Menschen in Massen. Den gesamten Tag über herrschte an der Rheinstraße vor der Brauerei dichtes Gedränge. Mit der Musik einer Brass Band im Ohr und einem Alt in der Hand — zum Fest für 1,50 anstelle von 1,80 Euro — wurde im Schatten der Pappeln reichlich geklönt. Deshalb war die gesamte Belegschaft im Dienst. 100 Angestellte insgesamt, davon allein 45 Kellner, die ihre Tabletts über die Köpfe der Gäste hinwegbalancierten.

Einer der Gäste war Andreas Giederichs. Auch er genoss den Feiertag einen Steinwurf vom Rhein entfernt: „Die Atmosphäre ist ungezwungen, das passt zum Uerige. Gut, dass uns hier kein Programm aufgezwungen wird.“ Bevor Giederichs sein erstes Alt nahm, begutachtete er zusammen mit Ehefrau Christa und Sohn Brian erstmal die Abfüllanlage der Brauerei. „In diesen Bereich kommt man für gewöhnlich ja nicht.“ Brian hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon zum Spiderman schminken lassen.

Neben dem Schminkstand konnten Kinder sich in einer Spielecke und beim Puppentheater vergnügen, sich am Bob-Simulator, dem Kistenklettern oder an Hau-den-Lukas versuchen. Frauen wurden vor dem Radschläger fotografiert: „Das Klischee verbindet ja Bier mit Männern. Wir machen es heute genau andersherum“, sagte Fotograf Marek. Ausgeschlossen waren Männer freilich nicht, Freunde und Ehemänner durften mit aufs Foto, das als Andenken mitgenommen werden konnte.

Zusätzlich wurde zur stündlichen Brauerei-Führung geladen. Gezeigt wurde der gesamte Brau-Prozess vom Sudhaus, über das Läutern, das Abkühlen, Gären, Filtrieren und Abfüllen. Schnitzler: „Wir wollen den Menschen schließlich zeigen, was wir hier das ganze Jahr über machen.“