Sparkassenchef im Interview: „Wir haben ein gutes Jahr gehabt“
Düsseldorf. Sparkassenchef Arndt Hallmann über Konsequenzen aus der Pooth-Affäre, Fortuna und 240 Millionen Euro, die das Institut in den nächsten Jahren ansparen muss.
Herr Hallmann, die Sparer leiden unter niedrigen Zinsen. Zu welcher Geldanlage raten Sie?
Hallmann: Niedrig-Zins-Politik macht nicht nur den Sparern Probleme, sondern auch den Sparkassen, Lebensversicherungen, Stiftungen, Bausparkassen und Pensionsfonds. Aber das ist der Preis, den wir zahlen müssen, um die Lage in Südeuropa zu stabilisieren. Mein Tipp an unsere Kunden ist, sich individuell beraten zu lassen. Für jeden ist die Situation anders. Bei einem jungen Menschen geht es meist darum, Lebensrisiken abzusichern — etwa über eine Altersvorsorge wie die Riester-Rente oder eine Lebensversicherung. Wenn er jedoch sein Erbe anlegen will, dann ist sicher ein Mix aus Immobilien, Fonds und Aktien empfehlenswert. Wer keine großen Risiken eingehen will, sollte allerdings nicht auf einzelne Anlagenklassen setzen, sondern breit streuen. Und Geduld sollte man mitbringen und Schwankungen aushalten können.
Wie haben Sie Ihr Geld angelegt?
Hallmann: Ich habe meine Ersparnisse breit gestreut. Dazu zählen eine selbst genutzte Immobilie, ein klassisches Sparbuch, aber auch festverzinsliche Wertpapiere und einige Aktien.
Sie sind nun seit anderthalb Jahren bei der Düsseldorfer Stadtsparkasse. In der Politik gab es ja einen eisigen Empfang. Klaus-Heiner Lehne von der CDU hielt ihre Berufung für einen „kommunalpolitischen Gau“.
Hallmann: Das war schnell geklärt. Heute haben wir einen guten Kontakt und tauschen uns regelmäßig aus. Das muss ich aber nicht öffentlich tun. Ich bin eben nicht auf dem politischen Spielfeld aktiv, wo man zwischendurch etwas reinrufen muss. Ich muss mich um die Gesamtsteuerung einer großen Sparkasse kümmern, um die Ausschüttungsfähigkeit des Instituts und die Arbeitsplätze der Mitarbeiter.
Apropos Ausschüttung. Man hört, dass die Stadtsparkasse wohl in den nächsten Jahren keine Gewinne an die Stadt abführen wird.
Hallmann: Da muss der Verwaltungsrat seine Empfehlungen aussprechen und letztlich der Rat der Stadt Düsseldorf entscheiden. Es ist aber so, dass wir durch das neue Regelwerk Basel III gezwungen sind, ca. 40 bis 50 Prozent mehr Eigenkapital vorzuhalten, als noch vor Jahren. Dies ist notwendig, um auch weiterhin die Kreditvergabe an Unternehmen und private Haushalte in der Region sicherzustellen. Bei der Stadtsparkasse Düsseldorf ist das eine Summe von 200 bis 240 Millionen Euro, die in den nächsten Jahren aufgebaut werden muss. Wo soll das Geld herkommen, wenn es nicht von uns erspart wird? Wir sind keine Aktiengesellschaft, die durch eine Kapitalerhöhung ihre Kapitallücke schließen könnte. Wir können vor dem Hintergrund des EU-Rechts auch kein Geld unseres Trägers annehmen. Folglich bleibt nur die Möglichkeit, durch erwirtschaftete Gewinne das nötige Eigenkapital zu generieren.
Wie ist denn das Jahr 2013 gelaufen? Können Sie etwas auf die hohe Kante legen? Im vergangenen Jahr fiel der Gewinn mit rund 500 000 Euro ja vergleichsweise gering aus.
Hallmann: Wir müssen die abschließende Bilanz noch aufstellen. Aber zu diesem Zeitpunkt kann ich so viel sagen: Wir haben ein gutes Jahr gehabt. Und wir haben einen wesentlichen Schritt gemacht, die Eigenkapitallücke zu schließen. Beim Kreditgeschäft verzeichnen wir eine verhaltene Kreditnachfrage der Unternehmen. Diese ist konjunkturell bedingt. Eine hohe Kreditnachfrage haben wir in 2013 wiederholt im Wohnungsbaufinanzierungsgeschäft mit unseren Privatkunden, aber auch mit institutionellen Investoren gehabt.
Heißt Sparen denn auch, dass das Filialnetz ausgedünnt werden könnte?
Hallmann: Nein, die Filialen gehören zu unserem genetischen Code. Durch Beratung und Service vor Ort unterscheiden wir uns von den Direktbanken. Es ist allerdings notwendig, dass wir das Geschäftsstellennetz optimieren. Das heißt, dass wir wie in der Vergangenheit an der einen oder anderen Stelle Standorte verlegen könnten.
Auch das Engagement der Stadtsparkasse in der Stadt steht in der Kritik. OB Dirk Elbers etwa reagierte im vergangenen Jahr sehr verschnupft darauf, dass die Stadtsparkasse aus dem Sponsoring für das Kirmes-Schiff ausgestiegen ist.
Hallmann: Wir müssen immer wieder überprüfen, ob eine Veranstaltung zu uns passt oder nicht. Nichtsdestotrotz machen wir eine Menge. Insgesamt fünf Millionen Euro geben wir jährlich für rund 500 Projekte in Düsseldorf aus. Bei großen Direktbanken kommt eine solche Summe für ganz Deutschland zusammen. Wir haben zum Beispiel eine sechsstellige Summe für die 725-Jahr-Feier der Stadt gegeben, unterstützen die Jazz Rally, die Stiftung Pro Sport und die Renovierung einer Schulmensa. Hinzu kommt, dass wir unsere Räume oft kostenlos für Veranstaltungen zur Verfügung stellen oder unsere Mitarbeiter ehrenamtlich mitwirken. Ganz abgesehen davon, dass wir mehr als 20 Millionen Euro im Jahr Körperschafts- und Gewerbesteuer zahlen. Das alles zeigt: wir nehmen unsere Verantwortung in der Region sehr wohl wahr.
Was sagen Sie eigentlich Kritikern, die behaupten, unter Heinz-Martin Humme habe die Stadtsparkasse im Gegensatz zu heute noch glänzende Zahlen gehabt.
Hallmann: Das stimmt schlicht nicht. Unterm Strich steht eine Null. Humme hat 2008 — in seinem letzten Jahr — ein Minus von 156 Millionen Euro erwirtschaftet, das ebnete den Gewinn der vorangegangenen beiden Jahre wieder ein.
Wie hat sich die Stadtsparkasse aus heutiger Sicht durch die Pooth-Affäre verändert?
Hallmann: Wir haben jetzt sehr viel strengere Compliance-Regeln. Ein Team aus acht bis neun Leuten beschäftigt sich mittlerweile ausschließlich mit diesem Thema. Vorher gab es diese Abteilung nicht. Alles wird streng dokumentiert, jede geschenkte Flasche Wein wird in eine Liste eingetragen und wenn nötig, auch versteuert. Heute vergeben wir kaum noch Geschenke. Stattdessen spenden wir für wohltätige Zwecke.
Bei der neuen Aufgabe als Stadtsparkassenchef — bleibt da eigentlich noch Zeit, in der Arena Fortuna zu gucken?
Hallmann: Nein, leider zu selten. Dafür waren die beruflichen Aufgaben zu anspruchsvoll. Die Zeit, die mir bleibt, nutze ich dann mit meiner Familie. Aber ich verfolge die Ergebnisse und bleibe mit dem Herzen dabei, ich war ja schon damals beim 7:1 gegen die Bayern im Stadion.