Verkehr Stadt plant große Umweltachse von Wersten bis zur Kaiserstraße

Düsseldorf · Das Projekt Umweltspur soll nun rasch erweitert werden, bevor es überhaupt begonnen wurde. Das Land macht Druck, um Fahrverbote zu vermeiden. Autofahrern soll der Umstieg auf ÖPNV oder das Rad erleichtert werden.

Die Stadt Mannheim hat bereits eine Umweltspur. Im Bild: Oberbürgermeister Peter Kurz und Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann. (Archivfoto)

Foto: Stadt Mannheim/Thomas Tröster

Die ersten Pläne für eine neue Umweltspur auf der Merowinger Straße lösten vergangene Woche eine erregte Debatte mit viel Kritik aus. Doch das bremst Verkehrsdezernentin Cornelia Zuschke und das Ampel-Bündnis offenbar nicht – im Gegenteil: Im Rathaus arbeitet man bereits an einem viel größeren Wurf, um die Schadstoffbelastung in der Luft endlich so zu reduzieren, dass Fahrverbote noch abgewendet werden können. Und der sieht eine lange Umweltspur von Wersten bis Pempelfort vor.

Am Rande der letzten Ratssitzung trommelte Zuschke die Verkehrsexperten der Fraktionen zu einer ersten Besprechung in der Cafeteria zusammen, am 9. Januar wird der Plan in einer Sondersitzung des Verkehrsausschuss mit den Bezirksvertretungen 1 (City, Pempelfort) und 3 (u.a. Bilk) behandelt.  Zuschke betont in der Vorlage, dass das NRW-Umweltministerium und die Bezirksregierung die Stadt zu weiteren Maßnahmen drängen, um Fahrverbote zu vermeiden. Zum 1. Februar 2019 will die Bezirksregierung den neuen Luftreinhalteplan für Düsseldorf vorstellen. Aus dem Vorentwurf der Stadt ging hervor, dass die Grenzwerte selbst mit einem Diesel-Verbot etwa auf der Cornelius- oder Merowinger Straße frühestens 2022 einzuhalten wären.

Dürfen auch Autos mit drei oder mehr Insassen auf die Spur?

Was ist jetzt konkret vorgesehen? Zunächst werden Umweltspuren auf der Merowinger-, Prinz-Georg- und Kaiserstraße vorgezogen. Auf ihnen dürfen nur Fahrräder, E-Autos, Busse und Taxis fahren. Nach Auswertung der Erfahrungen und Ergebnisse soll es dann an die große „Umweltachse“ gehen: Die reicht vom Werstener Feld (B8) über Witzel-, Mecum-, Erasmus-, Corneliusstraße, Berliner Allee, Kö-Bogen-Tunnel bis zur Kaiserstraße. Neben der Signalwirkung erhofft sich das Land duch diese Vorzeigeachse auch eine beträchtliche „lufthygiensiche Verbesserung.“

Natürlich muss eine solche Achse, durch die ja dem „normalen“ Autoverkehr auf einer so stark frequentierten Pendler-Route eine Fahrspur wegbricht, flankiert werden, um Autofahrern den Umstieg auf ÖPNV oder Fahrrad schmackhaft zu machen. Von „gegebenenfalls auftretenden Konflikten“ ist in der Vorlage die Rede, was sich als glatter Euphemismus entpuppen könnte, wenn die Wut der Autofahrer erst einmal auf die Stadt niedergeht. Geprüft wird zunächst die Vegrößerung bestehender und die Anlage neuer Park-und-Ride-Plätze (P+R), so an der Ickerswarder Straße (Wersten) und am Nordstern in Lohausen.

 Zudem wird untersucht, ob auch „normale“ Autos zugelassen werden, wenn sie drei oder mehr Insassen haben, um einen Anreiz für Fahrgemeinschaften zu schaffen. Normalerweise ist das rechtlich nicht zulässig, das Land hat aber signalisiert, dass die Stadt diese Erweiterung des Nutzerkreises für die Umweltspuren womöglich als Pilotprojekt ausprobieren kann. OB Thomas Geisel hatte sich diese Variante stets gewünscht. Ob und wie deren Einhaltung kontrolliert werden kann, ist allerdings ebenfalls noch offen.

Mobilitätsstationen sollen Autofahrer zum Umstieg bewegen

Ein weiterer Baustein sollen zunächst sechs bis acht „Mobilitätsstationen“ sein, die 2019 geplant und bis 2022 eingerichtet werden: Dabei handelt es sich um multimodale Verknüpfungspunkte, an denen Autofahrer einen P+R-Platz, ÖPNV-Anbindung, Car-Sharing-Angebot und/oder Fahrradverleih vorfinden. Längerfritsig soll es solche Punkte in allen Stadtteilen geben.

Martin Volkenrath (SPD), der Vorsitzende des Verkehrsausschusses, begrüßt das geplante Maßnahmenpaket: „Wir müssen jetzt bei der Verkehrswende vorankommen und es ist politisch umso besser, wenn nun auch vom Land Druck in diese Richtung kommt.“ Er hofft offenbar auf weniger politischen Widerstand in der Stadt, zumal das Land von einer CDU-FDP-Koalition regiert wird.

Zugleich soll auch endlich mehr Tempo für den Ausbau des Radnetzes gemacht werden. Und keineswegs aufgeben wollen SPD, Grüne und FDP den ersten geschützten Radweg an der Klever Straße, nachdem der in der BV 1 wegen einiger Bedenken gegen die Reduzierung der drei Autospuren vertagt worden war. Als absolut sinnvoll und wichtig bezeichnen ihn Volkenrath und Stephan Soll (Grüne), diese „Protected Bike Lane“ zwischen Cecilienallee und Eulerstraße werde kommen.