Stadt-Teilchen An manchen Tagen ist Düsseldorf eine richtige Weltstadt

Düsseldorf · Basis für Business und der Bürger als Botschafter.

Wenn Messe in Düsseldorf ist, dann ist viel los in der Stadt. Wie hier auf den U-Bahnen-Höfen. Der Düsseldorfer ist dann gefragt als Botschafter seiner Stadt und als geduldiger Wegweiser.

Foto: Zanin

Es gibt Tage, da scheint meine Heimatstadt eine wahre Weltmetropole zu sein. Gerade diese Woche war wieder so einer. Ich hatte den Überblick, throne mit einem guten Freund am noch recht lauen Oktoberabend auf Bar-Hockern einer Altstadt-Kneipe, da zieht die Karawane vorbei. Eine beinahe biblische Szene mit Menschen verschiedener Hautfarben. Es herrscht babylonisches Sprachgewirr. Manche sind bepackt wie die Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland. Größere Gruppen erinnern eher an die Besatzung einer Arche Noah, leicht wankend nach ungewohntem Altbiergenuss vielleicht.

Bei solchen Begegnungen steht schnell die Frage im Raum: Ja, ist denn schon wieder Messe? Und wenn ja, welche? Heiteres Berufe- und Branchenraten zu später Stunde. Die Lösung ist leicht bei Leitmessen wie Drupa und Interpack, die werden ja sogar beflaggt in der Stadt, sind aber erst wieder 2020 wieder dran. Das Publikum von Fachveranstaltungen wie Metav, Gifa, Wire und Tube ist schon schwieriger zu identifizieren. In dieser Woche, vom Barhocker aus, war des Rätsels Lösung auch nicht einfach: M2M eine Kongressmesse für intelligente Vernetzung von Systemen und Geräten.

Anders die Besucher der Mode- und Beauty-Messen oder der Top Hair. Da bekommen die Halsbandsittiche auf der Kö Konkurrenz von menschlichen Paradiesvögeln. Von zurückhaltender Eleganz dagegen die Ärzteschaft aus aller Welt, die nächsten Monat wieder zur Medica anreist. Und im Messe-Frühling 2018 heißt es dann wieder: ProWine goes City. Unsere Düsseldorfer Messen sind eben nicht nur Basis für Business, sondern auch für viele tolle Begegnungen.

Der Düsseldorfer an sich ist an Messetagen gefragt als Botschafter seiner Stadt, als geduldiger Wegweiser und freundlicher Nachbar am Biertisch. Natürlich bemühe auch ich mich seit Jahren, den Job als ehrenamtlicher Berater so gut wie möglich zu machen, auch wenn ich schon mal sauer bin, wenn ich zu solchen Zeiten kein bezahlbares Hotelzimmer für Family und Friends finde.

Basiskenntnisse in Fremdsprachen sind dabei gut, phantasievolles Einfühlungsvermögen besser. Ist Jahre her, aber ich erinnere mich noch gut an die beiden Russen, die mich vor Jahren nach „Une Ugo“ fragten. Ich kannte das (russische?) Restaurant nicht. Bis einer von den beiden vor mir eine Art Ententanz aufführte und dabei laut gackerte. Aaah! Hühner-Hugo!

Nach deren goldig gegrillten Hähnchen haben sich früher Gäste aus aller Welt die Finger abgelecktOder die Delegation aus Hongkong, die nach „Chi Chen“ fragte? Welcher Chinese? Gefragt war das Traditionslokal „Schiffchen“, wo es diesen tollen rheinischen Süss-Sauer-Braten geben soll. Ein anderer Gast klopft sich voller Vorfreude auf den Allerwertesten: „This, but from the Pork“. Dafür gebe es eine gute Adresse. Nein, nicht in der Altstadt, „Shoemaker“. Alles klar! An solchen Tagen wird die Ost- dann manchmal zur Fernost-Straße in der Bel Etage des Schumacher.

Des Morgens mäandert ein Mann mit Rollkoffer durch Düsseldorfs so genannten Business-, seit Jahren besser bekannt als Baustellen-District, starrt auf sein Handy und kommt nicht weiter. Auch dem Mann kann geholfen werden. Bahnhof ist einfach.

Aber nicht einfach ab in die schöne neue Wehrhahn-Linie, sondern in die U-Bahn an der Kö. Ein anderer Messe-Gast kann nach einem Altstadt-Besuch sein Auto nicht mehr finden. Er hatte es in einem Parkhaus abgestellt. Aber in welchem? „It must be here“, beharrt er.

Glücklicherweise hatte er Fotos von der Umgebung und der Einfahrt gemacht. Den Trick hab ich mir gleich gemerkt für meine Auslandsreisen. Ich fotografiere sogar die Nummer an der Säule des Einstellplatzes - auch im eigenen Land. Übertrieben? Nur für den, der noch nie im Parkhaus des Frankfurter Flughafens geparkt hat.