Stadt-Teilchen Die Stadt hat uns ein Ei gelegt: Düsseldorf im Gelbfieber

Das Fahrrad soll mit der Tour de France zur Laufmaschine der Düsseldorf-Werbung werden.

Foto: Melanie Zanin /Stadt Düsseldorf

Das Ei, das die Stadt ihren Bewohnern und Besuchern zu Ostern legt, ist gelb, allerdings nicht so schön rund, wie weiland in der VW-Käfer-Werbung (aus Düsseldorf!) mit dem Spruch: „Es gibt Formen, die man nicht verbessern kann.“ Plötzlich wachsen überall narzissengelbe Fahrräder aus Blumenrabatten, die in den Farben der Trikolore bepflanzt sind — an 35 Orten in der Stadt.

Die ganze Stadt im Gelbfieber. Wahrscheinlich soll auch dem letzten Düsseldorfer noch mal verdeutlicht werden: da blüht uns bald was, Grand Départ der Tour de France. Damit soll in vorbeihuschenden Fernsehbildern Klein Paris am Rhein weltweit ins rechte Licht gerückt werden.

Ich sehe schon die Bilder: Es geht am Rheinufer entlang, vorbei am Kulturzentrum Ehrenhof, über die Oberkasseler Brücke ins linksrheinische Oberkassel, später mit Blick auf Rheinturm und NRW-Landtag über die Rheinkniebrücke zurück, am Medienhafen vorbei, Richtung Innenstadt: strampeln auf der Kö bis zum Tritonenbrunnen, schnurstracks über die Heine-Allee, vorbei an der Oper, um wieder ans Rheinufer zu gelangen.

Ausgangspunkt der zweiten Etappe ist das Tonhallenufer, an dem auch das Village für die VIPs aufgebaut ist. Über das Joseph-Beuys-Ufer rollen die Teams am 2. Juli in Richtung Burgplatz, wo sie sich offiziell einschreiben und dem Publikum präsentieren. In Richtung Altstadt und Medienhafen kann es dann die Radsportler aus nächster Nähe erleben. Was soll es auch anderes machen an dem Tag? Fliehen? Erstmal rauskommen, die meisten Straßen werden gesperrt sein. Die strampeln ja bis ins Neandertal.

Ganz wichtig: Werbekarawanen. Das ist Programm, da wird das Fahrrad zu seinem 200. Geburtstag noch einmal das, was es einst einmal war: eine Laufmaschine für die Werbung. Besser noch: Doping für Düsseldorf. So sieht es jetzt schon aus: Kunterbuntes Kuddelmuddel mit aufgesatteltem lächerlichen D. Wirkt wie Werbemittel mit Hilfsrädchen. Das ist ja zurzeit überhaupt das dickste Ei, das uns unser Stadt-Marketing nach langem Brüten gelegt hat. Nicht viel Gelbes vom Ei, eher Eischaumschlägerei. Und wer ist bloß auf diese Idee mit den aufgespießten gelben Drahteseln gekommen?

Wenn dann die Stadt wieder vom hohen Drahtesel abgestiegen ist: Wohin mit den quietschgelben Gestellen? Wenn man sie wenigstens von kreativen Kräften dieser Stadt hätte gestalten lassen. So wie weiland die liebenswerten großen Radschläger. Dann hätte man die Dinger vielleicht noch anständig vermarkten können.

Ich hätte da eine Idee: Auf der Wiese ganz hinten im Hofgarten, wo schon die drei Meninas von Manolo Valdés vor sich hindösen, die uns einst OB Erwin für teures Geld in die Stadt geholt hat zu seiner ersten Quadrienale.

Apropos teuer: Wo ist eigentlich der Lüpertz-Pavillon dazu geblieben? Ach, ja, verschenkt. An einen Kiesgruben-Besitzer in Dormagen. Schade eigentlich! Der hätte sich auch gut gemacht im Hofgarten. Man hätte die gelben Räder dran lehnen können auf der grünen Wiese der Erinnerungen, wo man nach und nach alle die Eier verstecken könnte, die uns die Stadt im Laufe der Jahre gelegt hat. Hätte, hätte, Fahrradkette …

Und wer weiß, was noch auf uns zukommen kann. Ich für meinen (Stadt-)Teil werde mir im Wahljahr nicht nur die Programme der Parteien angucken, sondern auch die diversen Hobbys der Kandidaten.

Nicht auszudenken, wenn sich nach der Wahl ein Jeder wie er will verwirklichen kann, egal ob er angstfrei töpfert oder kunterbunt häkelt, Windhundrennen mag, Sumpf-Fußball oder Pferde-Polo mit uns spielen will. Da ist ein Oberbürgermeister, der sich fürs Radfahren abstrampelt ja noch harmlos.