Video-Wettbewerb Stegreif-Kino: Wenn ein Film über die Hauswand flimmert

Das Weltkunstzimmer richtet einen Video-Wettbewerb zum Gegensatz-Thema „Gemeinschaft und Privatheit“ aus.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Wenn am 23. September an verschiedenen Orten der Stadt Stegreif-Kinos entstehen, mögen sich Passanten wundern. Plötzlich versammelt sich eine Gruppe von Leuten an einem Platz in Düsseldorf und guckt einen Film. Der kann mal drei Minuten dauern, maximal eine halbe Stunde. Dies sind die vorgegebenen Eckdaten der Video-Längen des Wettbewerbs „Urban Space“, den das Düsseldorfer Weltkunstzimmer nun zum dritten Mal ausrichtet.

Bis zum 20. August haben Hobby- und Profifilmer jeden Alters Zeit, einen Bewerbungsfilm an die Jury zu senden. In den vergangenen beiden Jahren seien nicht nur Düsseldorfer unter den Einsendern gewesen, sondern Filmer aus aller Welt, berichtet die Düsseldorfer Kunsthistorikerin Janine Blöß, die Ausstellungen im Weltkunstzimmer und eben auch dieses Filmprojekt kuratiert. Selbst aus Tokio soll sich einmal ein Videokünstler gemeldet haben.

In jedem Jahr gibt es einen besonderen Themenschwerpunkt. 2015 beispielsweise stand der Wettbewerb unter der Überschrift „No Go Areas“ Dieses Mal geht es um den Gegensatz zwischen Gemeinschaft und Privatheit. Bis zu zehn Teilnehmer werden unter den rund 150 Bewerbern ausgesucht. Die dreiköpfige Jury, die jährlich wechselt und für 2017 noch nicht ganz feststeht, ermittelt den Gewinner des mit 1000 Euro dotierten Preises. Doch auch die Zuschauer, die an der cineastischen Nachtwanderung durch Düsseldorf teilnehmen, haben eine Stimme. Es gibt nämlich noch einen mit 350 Euro dotierten Publikumspreis.

Die Filmvorführungen sind kostenlos und für jeden (auch zufälligen) Besucher offen. Eine kurze Einführung in den jeweiligen Kurzfilm wird ebenfalls angeboten. Die Verleihung des „Urban Space Filmpreises“ findet am Ende der Wanderung im Weltkunstzimmer statt, wo der Gewinnerfilm nochmals gezeigt wird und ein Barbecue mit Musik für die Versorgung der Gäste bereit steht. Das Procedere stehe noch nicht vollkommen fest, sagt Janine Blöß. Eventuell gebe es die Stärkung auch vorab. „Die Wanderung ist lang und auch ein bisschen anstrengend.“

Grundidee des festivalartigen Film-Wettbewerbs sei die Vermischung verschiedener Sphären, erklärt Blöß. „Die spontanen, für alle zugänglichen Screenings von Kurzfilmen im Außenraum verbinden unterschiedlichste Lebenswelten und schaffen offene Begegnungen zwischen Filmen, Orten und Menschen.“

Nicht ohne Grund suche man sich öffentliche Plätze für die Vorführungen der Kurzfilme: Baustellen, Parkdecks, Häuserwände und andere Flächen, die sich für Projektionen eignen, werden einbezogen. Als Leinwand habe auch schon mal ein eine ausrangierte Würstchenbude auf Rädern gedient - passend zu einem Film über die Verdrängung kleiner Geschäfte in Dubai.

Großer technischer Aufwand werde für die Wanderung nicht betrieben: „Unser mobiles Kino besteht aus einem Bollerwagen mit Beamer und Lautsprecherbox“, sagt Blöß. Man erreiche damit nicht nur das kulturinteressierte Stammpublikum, sondern auch Leute, die nicht gezielt Ausstellungen besuchen. Startpunkt und Stationen stehen noch nicht ganz fest.

Wenn also plötzlich in der eigenen Nachbarschaft ein Film über die Hauswand flimmert, muss man sich nicht wundern.