Luftverkehr Studie: Düsseldorf ist Deutschlands „Billig-Flughafen“ Nummer eins
Zentrum für Luft- und Raumfahrt bilanziert 42 Prozent Billigflüge. Der Airport dementiert die Entwicklung.
Wird der Flughafen Düsseldorf zum „Billigflieger-Airport“? Eine aktuelle Untersuchung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zum Markt für „Low cost Angebote“ von Fluggesellschaften im deutschen Luftverkehr könnte diesen Eindruck vermitteln: Zum Winterflugplan 2019 kam Düsseldorf aufgrund einer beträchtlichen Erhöhung der Kontingente insbesondere der Lufthansa-Tochter Eurowings laut DLR auf mehr als 1000 Starts pro Woche und liegt damit auf Platz 1 der deutschen Flughäfen bei den Billigflügen. Auf den Plätzen folgen Berlin-Tegel, Hamburg, Köln-Bonn und Berlin-Schönefeld. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten dazu:
Wer zählt zu den Billig-Anbietern? Die teilweise oder komplett im Low Cost Bereich tätigen Airlines gestalten ihr Angebot unterschiedlich. Insofern gibt es nur wenige eindeutige Abgrenzungskriterien für dieses Marktsegment, wie: vergleichsweise niedrige Preise, generelle Verfügbarkeit und den Direktvertrieb über das Internet. Das DLR listet aktuell 17 Fluggesellschaften (siehe Info-Kasten) in dem Segment auf, die größten sind Eurowings, vor Ryanair (zu der auch Laudamotion zählt) und Easyjet. Ausdrücklich nicht dazu gehören beim DLR die Ferienflieger Condor und Tuifly.
Wie hat sich die Lage in Düsseldorf verändert?
Die Pleite der Air Berlin und der fast vollständige Rückzug der Lufthansa (Muttergesellschaft) waren in den letzten Jahren die einschneidenden Veränderungen. In summa haben sie die Eurowings in Lohausen so groß gemacht, erst recht nach deren Integration von Germanwings. Anfang 2019 wickelte Eurowings am Flughafen „DUS“ laut DLR-Monitor 75 Strecken und 818 Starts pro Woche ab. Zudem fand Düsseldorf massiv Einzug in den Ryanair/Laudamotion-Flugplan, haben Easyjet oder Sun Express ihre Kontingente stark ausgebaut.
Was sagt der Flughafen?
Das Management möchte auf keinen Fall das Image „Billig-Flughafen“ bekommen. Zum aktuellen DLR-Monitor heißt es, heutzutage könne gar nicht mehr klar zwischen Low-Cost- und anderen Geschäftsmodellen unterschieden werden. „Den „klassischen“ Billig-Verkehr gibt es praktisch nicht mehr, die Angebote der meisten Gesellschaften sind modular buchbar“, sagt Flughafensprecher Christian Hinkel.
Der Flughafen hält sich lieber an die Kategorie „Ultra low cost carrier“, also an die absoluten „Billigflieger“, wozu der Flughafenverband zum Beispiel Easyjet, Norwegian oder Vueling, nicht aber die Eurowings zählt – und deren Marktanteile lägen in Lohausen lediglich bei rund fünf Prozent. Im Übrigen richte sich das Angebot nach der weiterhin starken Nachfrage der Menschen sowie der Wirtschaft in der Region.
Was meinen die Fluglärmgegner? Ihr Sprecher Christoph Lange sieht in der Flut von Billigflügen schädliches „Umwelt- und Sozialdumping“. Es ergebe keinen Sinn, wenn Billigflieger die knappen Slots in DUS verstopften und so dafür sorgten, dass Geschäfts- und Urlaubsreisende unter längeren Wartezeiten litten. Lange: „Ebenso sinnlos ist es, wenn etwa Ryanair/Lauda Jets aus Weeze abzieht und so der private Flughafen Düsseldorf mehr Profit macht, zugleich aber andere NRW-Airports pleitegehen.“
Könnte das die beim Land beantragte neue Betriebsgenehmigung gefährden?
Schon 2015 hat der Flughafen die Genehmigung von mehr Starts und Landungen beim Land NRW beantragt. Tatsächlich hat das Umweltbewusstsein seitdem zugenommen, auch wenn faktisch weiterhin immer mehr Menschen diese klimaschädliche Reiseform nutzen. Noch lehnen nur die Grünen den Antrag des Flughafens strikt ab. Verschärft sich aber tatsächlich der wirtschaftliche Sinkflug der Airports in Münster, Dortmund oder Paderborn, auch weil Düsseldorf immer mehr Ferienflüge absaugt, könnte das bei der Landesregierung zu einem Umdenken führen. Zumal wenn auf der anderen Seite Düsseldorf tatsächlich immer weniger für Flüge im Namen des Wirtschaftsstandortes NRW steht, als für Billigflüge nach Mallorca und Co.