Performance Tanz- und Klangrituale am dunklen See

„Night Tripper“ im Rahmen der Reihe Ceremony Now vom Tanzhaus NRW entwickelt hypnotische Sogkraft.

Foto: S. Becker

Düsseldorf. Auf einer idyllischen Lichtung am Ufer des Unterbacher Sees umgeben von den Uferweg umspielenden Bäumen und Sträuchern passiert Merkwürdiges — im schönsten und eigentlichen Sinne das Wortes. Menschen sitzen im Kreis um zwei Frauen, die sich rhythmisch, Rücken an Rücken, Schritt um Schritt in einer schwingenden Bewegung um die eigene Achse drehen. Ihr Haar hängt ihnen im Gesicht, das man nur erahnen kann. Bei jedem Schritt gehen sie leicht in die Knie, pressen sich aneinander. Die Hände, wie die Arme weiß getüncht, ruhen auf den Schenkeln - die Bewegung ist zyklisch, obsessiv, wie ein sehr altes Ritual. Mit dem Rücken zum See sitzen Musiker; ungewöhnliche Instrumente, Klangschalen und ähnliches. Doch hört man sie lange nicht, in die von Zivilisationsgeräuschen — nah rauscht die Autobahn — umwehte Stille mischt sich nur langsam eine von Tönen und Akzenten belebte Klangwelt. Rumoren, Knistern, Rauschen, Knattern.

Wir werden Zeugen von Signe Beckers (Szenografie), Ingvild Langgårds (Musik) und Ingri Fiksdals (Choreografie) „Night Tripper“. Einer Art Wald-Performance, die 2012 in Wien Premiere feierte und mit ihrer minimalistischen Sogkraft nun auf Einladung des Tanzhauses NRW den Zauber dieses Rituals nach Düsseldorf brachte.

Nach einer Shuttlebusfahrt durch das dämmernde Düsseldorf folgte zunächst eine Wanderung entlang des Sees.

Hier und da erblickte das Publikum an Baumstämme drapierte Kleidung. Pullover, die dem Holz angezogen wurden und Erinnerungen an so manchen Horrorstreifen aufleben lassen konnten, begegneten den Wanderern auf ihrem Weg. Wie mahnende Symbole oder sprechende Zeichen für eine Durchdringung von Natur und Zivilisation. Auf der Lichtung angekommen, wurde die Gruppe von aufsteigendem Rauch empfangen, Wodka — für den, wer wollte - gereicht. Alsbald, als sich alle auf Pappsessel gesetzt hatten, nahm das Ritual seinen Anfang. Die Musik steigerte sich, der Klang wurde dichter, die Bewegung der Tänzerinnen (Pernille Holden, Marianne Skjekdal) nahm an Ausdruck zu. Wurde weitschweifiger. Doch blieb sie ihrer inneren Regelmäßigkeit treu. Meditativ, ja fast hypnotisch begleitet vom Klang der Instrumente, den Geräuschen. Plötzlich ertönt aus dem Wald ein unsichtbarer Chor (Vokalensemble der Musikschule Mettmann), fügt sich in die weit gefassten musikalischen Bögen. Ein mystischer Gesang.

Dann ist es dunkel, es wird still. Die Gäste werden zum Snack an einem bunt behangenen Baum gebeten, die Wanderung zurück zum Bus reißt sie wieder in die Realität zurück. Grandios, wenngleich etwas enigmatisch!