Düsseldorf Tita Giese: „Hainbuchenhecke ist einfach grauslich“
Die Düsseldorferin Tita Giese rechnet im Interview mit der Begrünung an den Ingenhoven- und Libeskind-Bauten ab.
Düsseldorf. Die Düsseldorferin Tita Giese ist für ihre ungewöhnlichen Pflanzenprojekte bekannt, etwa für ihre Arbeit am Stresemannplatz und am Ernst-Reuter-Platz oder aber auch für ihre hängenden Gärten in der Salvatorpassage in München sowie die Gras- und Farnterrassen des Actelion Business Centers in Basel. Auch für den Kö-Bogen vor dem Libeskind-Gebäude und den Gründgens-Platz hat sie Vorschläge gemacht, kam aber nicht zum Zuge. Wir haben mit ihr über die Begrünung der beiden Düsseldorfer Großprojekte gesprochen.
Frau Giese, die Ingenhoven-Gebäude sollen mit einer Hainbuchenhecke bepflanzt werden, was halten Sie davon?
Giese: Es ist einfach grauslich - Hainbuchen werden mittlerweile überall aus ideologischen Gründen verwendet, weil sie als „heimisch“ gelten. Für ein Projekt in Basel habe ich jetzt ein Rapportelement aus unterschiedlichen und aufregenden immergrünen Pflanzen entwickelt, die ständig vom Wind bewegt werden, sich im Lauf der Jahreszeiten ständig verändern und einen hohen Unterhaltungswert bieten. Was jetzt bei Ingenhoven herauskommt, ist kein Minimalismus, sondern die gute, alte Langeweile. Mal ganz abgesehen davon, dass die Hainbuchenhecke ein Drittel des Jahres braun ist und der Platz durch die Dimensionen des Gebäudes zugebaut wird.
Warum werden die Möglichkeiten nicht ausgereizt?
Giese: Es geht nur ums Geld. Die Architekten müssen von Anfang an Vorgaben für die Pflanzenoberfläche als einen Teil der Architektur machen. Für die hängenden Gärten in München haben wir allein vier Jahre getestet, recherchiert und geforscht.
Welchen Einfluss hätte da die Stadt?
Giese: Politik und Stadt müssten als Bauherr Vorgaben machen. Die Situation in Düsseldorf ist so, dass die Politik alles abnickt, was die Investoren auf dem untersten Level fabrizieren, fleißiger Handlanger und Erfüllungsgehilfe dieser Politik ist der Planungsdezernent Dr. Bonin. So hätte auf den ehemaligen Bahnflächen in Derendorf so etwas wie eine moderne „Weißenhofsiedlung“ — legendäre 20er-Jahre-Architektur in Stuttgart — entstehen können. Statt dessen gibt es eine Ansammlung der dümmst-möglichen Architektur mit einem albtraumartigen „lost Highway“, der Toulouser Allee. Da hilft es auch nicht, wenn sich unsäglich peinliche Figuren an Dr. Bonin dranhängen, einen „Kunstbeirat“ fordern und den Kulturdezernenten Lohe schlecht machen, der absolut okay ist, aber von den sogenannten Entscheidungsträgern völlig ausgeschaltet wurde.
Stichwort Libeskind-Gebäude, was ist da bei der Bepflanzung schiefgelaufen?
Giese: Da geht es nicht um Architektur, sondern einfach um Wertschöpfung. Diese so genannte „Profibegrünung“ entspricht nicht dem Schuhangebot im Souterrain von Breuninger, sondern dem Sonderangebot beim Billiganbieter. Und die Ingenhoven-Begrünung ist nicht Gründgens, sondern Sascha Hehn.
Wäre bei den Libeskind-Bauten noch was zu machen? Sie haben ja auch Vorschläge gemacht, Magnolien zu verwenden, die auch am Corneliusplatz stehen. Sie wollten sie nun auch am Kö-Bogen pflanzen und mit Palmen, Clematis und roten Seerosen auf dem Wasser kombinieren.
Giese: Diese Bepflanzung hätte ich in den Gebäudeöffnungen mit Zwergmagnolien, immergrünen Zwergpalmen und pinkfarbenen Clematis weitergeführt — das hätte jedoch von Anfang an der Bauherr und die Stadt als Vorgabe für den Investor machen müssen — dieser Zug ist längst abgefahren.
Offiziell hat man ja Hoffnung, dass sich die Bepflanzung noch entwickelt.
Giese: Da entwickelt sich nichts mehr. Da müsste man mit ganz anderem Kaliber rangehen — und sicher nicht mit Begrünungspflanzen und Felsenbirnen.