Hitze-Sommer Tomaten wachsen in Düsseldorf jetzt am Rhein

Düsseldorf · Während die Trockenheit für viele Pflanzen schwierig war, profitieren andere vom warmen Klima. Auch Erdbeeren verändern sich.

Eine prächtige Tomatenpflanze wächst im trockenen Flusbett.

Foto: ja/Carolin Scholz

Wer momentan am Rheinufer spazieren geht, findet dort womöglich Zutaten für den Salat zum Abendbrot. Denn an einigen Stellen — zum Beispiel am Hammer Stück — wachsen derzeit Tomaten. Und zwar nicht wenige. Denn für sie sind die Bedingungen dort derzeit ideal.

Das hat viele Gründe. „Der Schlick im Untergrund ist sehr nährstoffhaltig“, sagt Doris Törkel, Leiterin des Düsseldorfer Gartenamts. Außerdem habe der Schotter dort einen guten Wärmespeicher. Und auch wenn es so wenig geregnet hat, sei im Flussbett offensichtlich genug Wasser gespeichert, dass die Tomaten wachsen und gedeihen können. Törkel: so gesehen kein ungewöhnliches Phänomen. „Auch exotischere Pflanzen wie Melonen könnten sich hier wohlfühlen.“

Und tatsächlich wurden in diesem Jahr besonders in der Bonner Gegend auch Wassermelonen im trockenen Flussbett gesichtet. Dr. Sabine Etges, die wissenschaftliche Leiterin des botanischen Gartens der Heinrich-Heine-Universität weiß: Der Rhein ist bekannt für Neophyten — also Pflanzen, die hier eigentlich nicht natürlich vorkommen. Woher die Pflanzen genau kommen, kann sie nicht mit Sicherheit sagen. Manche Samen werden durch Vögel oder andere Tiere transportiert, andere gelangen über das Flusswasser in den Uferbereich.

Immer wieder komme es auch vor, dass durch menschliche Hinterlassenschaften neue Pflanzen entstehen. „Man kann zum Beispiel an Rastplätzen immer wieder eine wilde Apfelbaum-Mischung entdecken“, sagt Etges — weil die Rastenden dort ihre Essensreste liegen lassen. Wenn die Samen dann gute Bedingungen vorfinden, ist es nicht ungewöhnlich, dass sie auskeimen und sich dann auch Pflanzen bilden.

Wenn dann das Klima — wie in diesem Jahr — eher ungewöhnlich für die jeweilige Region ist, können eben auch ungewöhnliche Pflanzen wachsen. Nicht nur die Tomate habe in diesem Jahr davon profitiert. „Auch der Stechapfel ist vermehrt am Rhein zu finden. Und Geranien und Oleander sind dieses Jahr sehr schön gewachsen“, sagt Etges. Auch eine Besonderheit durch das extreme Wetter: In dieser Woche gab es in einigen Supermärkten noch Erdbeeren zu kaufen. Nicht aus einem spanischen Gewächshaus, sondern aus dem Rheinland. „Dieses Jahr haben die Erdbeeren tatsächlich noch ein zweites Mal im Freiland geblüht und gefruchtet“, sagt Etges.

Dauerhafte Ernte wird es nicht geben: Tomaten sind einjährig — und irgendwann steigt der Wasserpegel auch wieder an.

Foto: ja/Carolin Scholz

Je nachdem, wie sich das Wetter in den kommenden Jahren entwickelt, könne sich so auch die heimische Vegetation verändern. Vieles, was hier an Pflanzen zu finden ist, sei ohnehin vom Menschen dort hin gebracht worden. Bei manchen Pflanzen sei das Ausbreiten aber auch gefährlich. Bärenklau oder der japanische Knöterich etwa breiteten sich sehr schnell aus und könnten so heimische Pflanzen verdrängen.

Von den Tomaten gehe so eine Gefahr allerdings nicht aus. Die Pflanzen seien ohnehin einjährig und spätestens, wenn der Rheinpegel wieder steigt, gingen sie wieder ein. Grundsätzlich müsse man mit neuen Pflanzen immer erst einmal vorsichtig sein. Der Stechapfel etwa ist giftig. Bei den Tomaten hat Sabine Etges grundsätzlich keine Bedenken. Die Wasserqualität des Rheins sei gut — sie könne aber keine Aussagen über die Bodenqualität treffen. Hier könnten sich über die Jahre Rückstände im Schlick abgelagert haben. Ob die Rheintomaten sich also für den Salat eignen, dafür kann sie keine Garantie geben.