Trödel-Tipps vom Profi: Wie man ein „Trüffelschwein“ wird
In „Bares für Rares“ feilscht Markus Wildhagen um kleine Schätze. Im Gespräch verrät er einige seiner Geheimnisse.
Düsseldorf. Markus Wildhagen hat in Unterbilk eine wahre Fundgrube für Liebhaber außergewöhnlicher Dinge. In seinem Geschäft Wandel Antik an der Friedenstraße kann man nicht nur Schätzchen und Schätze quer durch die Jahrhunderte kaufen. Film— und Fernsehproduktionen leihen sich dort gern ihre Deko. Im ZDF ist der 52-Jährige Dauergast, seit Horst Lichter ihn für die Sendung „Bares für Rares“ entdeckt hat.
Hand aufs Herz. Kann man auf Trödelmärkten wirklich noch ein Schnäppchen entdecken?
Markus Wildhagen: Ja, natürlich. Man kann immer noch etwas finden. Dazu muss man aber wissen, was man will. Für die einen ist es ein Schnäppchen, wenn sie etwas finden, das in der Kindheit verlorengegangen ist. Dann gibt es Menschen, die haben Freude an etwas Schönem und Dekorativem. Die anderen gegen wirklich auf Schatzsuche.
Bleiben wir bei den Schatzsuchern. Wie muss man sich da anstellen?
Wildhagen: Das wird heute immer schwieriger, weil sehr viele Profis unterwegs sein. Entscheidend ist, dass man ein gewisses Grundwissen hat. Dafür lohnt es sich, auch mal in ein Buch zu gucken oder ins Museum zu gehen. Keiner ist als Trüffelschwein geboren. Ein Beispiel sind alte Uhren. Da kommt es darauf an, ob es sich um echte Originale handelt. Wenn da viele Ersatzteile drin stecken oder das Zifferblatt ausgetauscht wurde, verlieren sie massiv an Wert. Das kann aber nur ein Fachmann erkennen, der sich mit dem Thema beschäftigt hat. Ähnlich ist das bei Globen, die ebenfalls in vielen verschiedenen Preislagen angeboten werden. Da muss man hinschauen und wenn es darauf noch zwei deutsche Staaten gibt, kann man ungefähr einordnen, wie alt das Teil ist.
Also muss man schon ein bisschen vorsichtig sein, wenn die Begeisterung ausbricht...
Wildhagen: Wer auf einem Trödelmarkt für 20 Euro etwas kauft, was ihm gefällt, der kann nichts falsch machen. Aber wenn es um 500 Euro geht, sollte man sich schon auskennen oder einen Experten mitnehmen. Außerdem muss man wissen, dass es Trends gibt, die den Wert stark beeinflussen.
Zum Beispiel?
Wildhagen: Englische oder Biedermeier-Möbel waren als Antiquitäten lange sehr gefragt und galten als Wertanlage. Das hat sich verändert, viele wollen sich das nicht mehr in die Wohnung stellen. Gefragt ist stattdessen im Moment Industrie-Design. Ähnliches gilt auch bei der Kunst. Zum Beispiel für Werke der Düsseldorfer Malerschule ab 1830. Die Landschaft oder der röhrende Hirsch finden kaum noch Abnehmer.
Was macht einen echten Trödel-Profi aus?
Wildhagen: Der frühe Vogel fängt den Wurm. Als ich angefangen habe, sind wir gleich nach Diskothek zum Trödelmarkt gezogen. Viele bauen schon ab sechs Uhr morgens auf, obwohl eigentlich erst ab 11 Uhr vormittags verkauft werden darf. Da findet man dann immer noch Leute, die von ihren Eltern eine Sammlung geerbt haben, mit der sie nichts anzufangen wissen. So etwas ist dann in der Regel schon verkauft, bevor der Markt losgeht. Wer später kommt, sollte sich an dem Stand orientieren, vor dem eine große Menschentraube steht. Da gibt es dann oft etwas Spannendes zu sehen.
Was ist Ihr Lieblings-Trödelmarkt in Düsseldorf?
Wildhagen: Mit meiner Familie gehe ich gern auf den Radschlägermarkt an der Ulmenstraße. Aber seit ich bei ,Bares für Rares’ bin, wird das immer schwieriger. Ich habe dort letztens etwas gekauft, da hat der Händler laut geschrien, hier sei der Mann aus dem Fernsehen. Ein Tipp ist auch der Markt auf dem Messeparkplatz. Auf dem Aachener Platz habe ich vor 34 Jahren angefangen. Da kennt mich jeder, und ich war lange nicht mehr da. Letztendlich gilt, dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt. Zum Entschleunigen gibt es kaum einen besseren Ort als einen Trödelmarkt.