Trotz guter Konjunktur: Zahl der Privatschuldner gestiegen
Fast jeder achte volljährige Düsseldorfer ist überschuldet. Der neue Schuldner-Atlas von Creditreform und Volksbank zeigt auch, in welchen Stadtteilen die Zahlungsprobleme am größten sind.
Düsseldorf. Der städtischen (relativen) Schuldenfreiheit steht eine wachsende Verschuldung privater Haushalte gegenüber. 2012 sind 12,4 Prozent der volljährigen Düsseldorfer überschuldet oder zumindest in beträchtlichen und nachhaltigen Zahlungsschwierigkeiten. Das sind 62 200 Personen und 2,6 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Diese Daten nannten gestern die Creditreform und die Volksbank Düsseldorf-Neuss bei der Vorstellung des regionalen Schuldner-Atlas.
Zwar war die private Schuldennot in Jahren wie 2005, 2006 (14,5 %) oder 2008 schon einmal deutlich größer, dennoch spricht Detlef Frormann (Foto), der Geschäftsführer der Creditreform, von einer „betrüblichen Entwicklung“. Denn vor allem die „harte“ Überschuldung nimmt in Düsseldorf zu, also die Fälle, wo Personen — für ihre Verhältnisse — massiv und kaum reversibel in Zahlungsnot („Schuldenspirale“) stecken. Hinzu kommt, dass Düsseldorf nicht nur im Bundes- und Landesvergleich viele Schuldner aufweist, sondern selbst bei den Großstädten mit mehr als 400 000 Einwohnern schlecht, nämlich auf dem sechstletzten Rang steht. Das wiederum liegt, obschon es paradox klingt, auch am großen Wohlstand und der Konsumfreude in der Landeshauptstadt. „Und an der Milieustruktur in Düsseldorf mit relativ vielen Hedonisten, etwa unter den Kreativen. Die geben gerne Geld aus, auch wenn sie es vielleicht gerade gar nicht haben“, analysiert Rainer Bovelet, der wissenschaftliche Leiter des Schuldner-Atlas.
Dieses Phänomen spiegelt sich teilweise auch beim Blick in die Stadtteile. Hier steht die Altstadt mit über 30 Prozent Schuldnern am schlechtesten da, sie ist freilich ein Sonderfall, weil hier auch immer wieder gewerbliche Schulden reinspielen. Dahinter kommen die Innenstadt (25,5 %) und „übliche Verdächtige“ wie Flingern-Süd, Oberbilk und Reisholz. Aber auch aufstrebende Quartiere wie Flingern-Nord, Pempelfort oder Carlstadt sowie eher bürgerliche Stadtteile wie Benrath und Lohausen haben beträchtliche Schuldnerquoten. Und umgekehrt rangieren vornehme Stadtteile wie Ober- und Niederkassel bei weitem nicht ganz vorne in der Positiv-Rangliste. Die wenigsten verschuldeten Menschen finden sich vielmehr in Volmerswerth (4,1 %). Es folgen Itter, Kalkum, Himmelgeist und Wittlaer.
Sorgen machen dem Schuldenforscher Bovelet zwei Befunde. Aufgrund der sich eintrübenden Konjunktur werde sich die Zahl der Schuldner in der Region in den nächsten Jahren wohl weiter erhöhen. Und: „Überschuldung wird jünger, vor allem in der Altersgruppe 20 bis 29 Jahre gab es gegenüber 2005 einen Anstieg um fast 40 Prozent“, sagt er. Das hat immerhin auch eine gute Seite — das Schuldenvolumen in Düsseldorf sinkt. Denn bei Jüngeren geht es im Schnitt um geringere Summen.