NRW Auto aus Hafenbecken geborgen
Hafen · Um für den Notfall vorbereitet zu sein, hat die Düsseldorfer Feuerwehr zur Übung ein Auto aus dem Wasser geholt. Ganz unrealistisch ist das Szenario nicht: In den vergangenen drei Jahren stürzten drei Wagen in den Kö-Graben.
Die Bergung eines Autos aus dem Wasser – man könnte meinen, dass dies zu den Einsätzen gehört, mit denen die Feuerwehr nur äußerst selten zu tun hat. Tatsächlich kam es aber in den vergangenen drei Jahren in Düsseldorf gleich drei Mal vor. Zuletzt fuhr am Silvestertag ein 34 Jahre alter Neusser mit seinem Wagen in den Kö-Graben, weil er beim Parken das Brems- mit dem Gaspedal verwechselt hatte. Er rettete sich aufs Autodach und die Einsatzkräfte der Feuerwehr brachten ihn mit einem Schlauchboot ans Ufer. Zwar ist der Kö-Graben nicht allzu tief, doch gibt es in Düsseldorf auch noch Seen, einen großen Fluss und ein Hafenbecken. Um auch die Bergung aus diesen Gewässern zu üben, hat die Düsseldorfer Feuerwehr am Dienstag ein Auto im Hafenbecken an der Kesselstraße versenkt – und wieder hochgeholt.
15 Einsatzkräfte der Taucherstaffel und Spezialisten für technische Dienste und Umwelt waren an der Übung beteiligt, um das Auto aus 3,60 Meter Wassertiefe zu bergen. „Ist ein Mensch in einem Fahrzeug eingeschlossen, zählt bei der Befreiung aus der Zwangslage jede Sekunde“, sagte Taucheinsatzführer Michael Nolte.
Solange das Auto noch nicht vollständig unter Wasser ist, können die Insassen die Scheiben noch öffnen. Ist das Auto unter der Wasseroberfläche, herrschen unterschiedliche Druckverhältnisse. „Da ist der Wasserdruck auf Türen und Fenster so groß, dass man nur sehr schwer ins Fahrzeuginnere gelangt.“ Bei einem Unfall sollten Autoinsassen also die Gurte lösen, Seitenfenster und Schiebedach öffnen und hinaus klettern. Aber auch ein unbesetztes Auto kann im Wasser noch zur Gefahr werden – nämlich für die Umwelt, wenn Öl und Benzin auslaufen. Der Wagen, den die Feuerwehr immer wieder für solche Übungen nutzt, ist übrigens entkernt und kann keine Flüssigkeiten mehr verlieren. Über einen Kran haben die Einsatzkräfte das Auto ins trübe Hafenwasser gelassen und innerhalb von wenigen Sekunden ist es auf den Grund gesunken.
Dann beginnt der eigentliche Rettungseinsatz der Feuerwehrleute. Zunächst müssen sie das Auto im Wasser lokalisieren und markieren. An der Kaimauer steht ein Feuerwehrkran bereit, der in einem Käfig die Taucher und Materialien zum Schlauchboot herunterlässt. Dann kommt es auf die richtige Kommunikation an: Nur ein Taucher geht ins Wasser und befestigt im dunklen Wasser zwei Hebekissen an den Seiten des versunkenen Wagens. Dabei kann er sich über ein Tauchertelefon mit den Einsatzkräften auf dem Schlauchboot austauschen.
Keine Selbstverständlichkeit, wie Feuerwehrsprecher Stefan Gobbin sagt. Früher mussten sich die Einsatzkräfte noch über das Ziehen an Seilen, mit denen sie verbunden sind, verständigen. Heute ist die Kommunikation deutlich einfacher und genauer – nach einiger Zeit gibt der Taucher eindeutig Bescheid, dass er die Hebekissen befestigt hat. Die gelben Kissen werden dann mit Druckluft befüllt und befördern das Auto zurück an die Wasseroberfläche. Dort befestigen die Taucher Hebewerkzeug am Feuerwehrkran und hieven den Wagen auf die zehn Meter hohe Kaimauer.
Die Taucherstaffel der Feuerwehr gibt es seit 1998. Gegründet wurde sie, weil der Rhein auf einer Gesamtlänge von 42 Kilometern durch Düsseldorf fließt und dort immer wieder Einsätze notwendig sind. Sie besteht derzeit aus sieben Tauchlehrern und 43 Tauchern, von denen stets vier im Dienst sind. Im vergangenen Jahr sind sie zu 82 Einsätzen ausgerückt, 2019 waren es 77 Einsätze, 2018 sogar 98 Einsätze. Meist geht es darum, Personen aus Gewässern zu retten. Insbesondere in den Sommermonaten gehen immer wieder Menschen im Rhein baden und werden von der Strömung mitgerissen. Die Taucher der Düsseldorfer Feuerwehr sind darum auch alle als Strömungsretter ausgebildet.
Im Winter passiert es zudem immer wieder, dass Menschen gerettet werden müssen, die in Eis eingebrochen sind. Zudem sind die Taucher auf das Suchen und Heben von Gegenständen spezialisiert – wie eben auch von Autos aus dem Hafenbecken.