Unter der Heuss-Brücke rollen und fliegen die Bälle
Nach langem Hin und Her ist die erste der neuen öffentlichen Sportflächen eröffnet. Nicht alle sind sogleich begeistert.
Wenn die erste multifunktionale Sportfläche bei Jedermann so gut ankommt wie gestern bei den Offiziellen, dann hat die Stadt viel richtig gemacht. Stadtdirektor Burkhard Hintzsche und Politiker aller Fraktionen beließen es bei einem flotten Grußwort und nutzten die Einweihung unter der Theodor-Heuss-Brücke lieber, um beim Streetbasketball ihren Spieltrieb auszuleben. Da schien das langwierige Hickhack mit diversen Ämter und Behörden und entsprechenden Verzögerungen weit weg. Die erste der schon 2014 beschlossenen offenen Sportanlagen ist endlich geöffnet.
Sie bietet zwei Felder auf einem „All Court-Belag“, wie ihn die Tennis-Stars etwa bei den US Open in New York bespielen: ein 20 mal 11,50 Meter großes grünes für Fußball, Handball, Basketball und mehr, mit Fangzäunen hinter den eingelassenen Stahltoren und einer festen Bande drumherum; und ein blaues für Streetball mit eiem Korb (15 mal 11,50 Meter). Hintzsche ist sicher, dass solche Angebote in Düsseldorf gefragt sind, „denn in der wachsenden Stadt gibt es immer mehr Sportbegeisterte, von denen aber 70 Prozent ihren Sport individuell und unabhängig von Vereinen ausüben möchten“. Viel Lob auch von der Politik: Burkhard Albes, der Vorsitzende des Sportausschusses, hebt hervor, dass die Bürger in die Planungen einbezogen worden sind; Bezirksbürgermeisterin Marina Spillner glaubt, dass die Plätze auch bei Mädchen und Frauen ankommen werden; Monika Lehmhaus mag gerade den Lärm unter der vielbefahrenen Brücke und die Graffiti an ihren Mauern: „Endlich mal kein Schicki-Micki sondern ein modernes Kiez-Ding.“
Wie viele (junge) Leute die Plätze tatsächlich nutzen und wie vielfältig sie das tun (die Stadt spricht auch von Tanzen, Gymnastik oder Rollschuhlaufen), bleibt abzuwarten. Nicht alle Sportpolitiker gestern sind euphorisch: So findet Stefan Wiedon, dass „das Bohei um ein insgesamt doch eher bescheidenes Angebot übertrieben ist“. Und Wolfgang Scheffler hätte sich einen besseren Standort gewünscht: „Direkt an den Rheinwiesen, wo so viele schon Sport machen, bringt die Anlage nicht viel, fürchte ich.“ Unschön ist zweifellos, dass bereits Taubenkot die neuen Flächen verunstaltet, offenbar haben die Vögel ein Nest unter der Brücke.
Gekostet hat der Spaß etwa 120 000 Euro. Hintzsche bekräftigte, dass in den nächsten Jahren alle zehn Stadtbezirke eine individuelle Sportfläche bekommen. Als nächstes ist im Sommer 2018 Mörsenbroich dran. Auf dem alten Agon-Aschenplatz wird es teurer, rund 350 000 Euro kosten Pumptrack-Strecke und Mini-Bowl für Skater oder Biker sowie eine Boulderanlage. In Garath ist auf dem Bolzplatz Stettiner Straße eine Parcoursanlage für rund 140 000 Euro zum akrobatischen Überwinden von Mauern oder Gerüsten für die Traceurs beschlossen.