Düsseldorf Vater-Sohn-WG: Das glückliche Ende eines Familiendramas

Trennung vorbei, nun auch die Ungewissheit: Jürgen Weber und Sohn Sascha (11) meistern den schwierigen Neuanfang.

Foto: J. Michaelis

Düsseldorf. Die Entführung seines Sohnes durch seine Frau, die abenteuerliche Rückholaktion aus Indonesien, dann die lange Ungewissheit über die Zukunft — die letzten Jahre waren für Jürgen Weber aus Oberbilk ein Auf und Ab der Gefühle. Inzwischen hat die Geschichte so etwas wie ein Happy End gefunden. Doch die Folgen seiner Odyssee hat der 11 Jahre alte Sascha wohl noch nicht verarbeitet.

Das Familiendrama um das deutsch-indonesische Paar und seinen Sohn wäre wahrscheinlich nie an die Öffentlichkeit geraten, hätte Jürgen Weber nicht staatliche Hilfe gebraucht. Der Künstler steckte in finanziellen Schwierigkeiten und lebte von Hartz IV. Also beantragte er Hilfe vom Job-Center, um seinen Sohn in Indonesien zu besuchen. Zwei Jahre zuvor war seine Frau Chori mit dem Jungen heimlich in ein Flugzeug gestiegen und in ihre indonesische Heimat geflogen.

Weber bat die Behörden um Hilfe, ohne Erfolg. Schließlich gelang es ihm bei seinem Besuch, seine Frau mithilfe eines Privatdetektivs und eines Fernsehsenders zur Rückkehr nach Deutschland zu bewegen. Doch damit war die Geschichte noch nicht beendet.

Weber und Chori haben sich längst getrennt, es war klar, dass sie irgendwann nach Indonesien zurückkehren würde. Aber was würde Sascha tun? Die Entscheidung ist inzwischen gefallen: Chori ist wieder in Indonesien, Sascha wollte in Düsseldorf bleiben. Auch wenn das Leben für ihn hier nicht immer einfach ist.

Auf Anraten des Jugendamtes wird der Junge bald eine mehrwöchige Diagnostik in der Kinderschutzambulanz durchlaufen. Dabei soll herausgefunden werden, ob der Junge vielleicht traumatisiert ist, erzählt Jürgen Weber. Zweimal wurde er plötzlich aus seiner gewohnten Umgebung gerissen, beim ersten Mal für Jahren von seinem Vater getrennt.

Auch der Neustart in Düsseldorf war nicht einfach. Von seinen Deutschkenntnissen war nicht mehr viel übrig, Sascha besucht eine Seiteneinsteigerklasse. „Manchmal hat er im Unterricht Probleme, sich zu konzentrieren, redet vor sich hin“, berichtet sein Vater. Ein Sozialarbeiter kümmert sich sich regelmäßig um Sascha, hilft bei den Hausaufgaben.

Doch Sascha macht Fortschritte. Vor kurzem hatte Weber hatte Weber ein Gespräch mit einem Lehrer, nach den Sommerferien soll sein Sohn in eine Regelklasse wechseln. Für die Ferien hat er sich für ein Theatercamp beworben. Es gab zwei Auswahlrunden, nicht alle Kinder konnten mitmachen. Sascha wurde am Ende genommen.

Doch auch Jürgen Weber hat es als Alleinerziehender nicht leicht. „Aber es klappt.“ Mittlerweile arbeitet er wieder viel als Künstler, seine Werkstatt hat er im Haus. Wichtig ist ihm aber, dass das Vater-Sohn-Verhältnis wieder funktioniert. Sascha sei immer ein Papakind gewesen, doch als Weber in Indonesien ankam, habe er ihn kaum erkannt.

Auch äußerlich strebt der Junge ein wenig seinem Vater nach. „Vor einiger Zeit hat er alte Bilder von mir gesehen, auf denen ich noch lange Haare habe“, erzählt Weber. Seitdem war Sascha nicht mehr beim Friseur.