Düsseldorf Verkehrschaos in Düsseldorf nach Wintereinbruch

Mehr als 70 Unfälle im Stadtgebiet, Ausfälle und Verspätungen am Flughafen und bei der Rheinbahn.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Ein kräftiger Wintereinbruch hatte die Stadt am Wochenende im Griff. Vor allem am Sonntag kam es zu heftigen Schneefällen. Das hatte gravierende Folgen, im Autoverkehr, bei der Rheinbahn und am Flughafen. Viele Düsseldorfer nutzten allerdings auch die Gelegenheit und holten ihre Schlitten aus dem Keller.

Foto: Gerhard Berger

Wetterdienst: Bis zu zwei Zentimeter Schnee am Samstag und vier am Sonntag fielen laut Deutschem Wetterdienst. Die größte Menge verzeichnete die Messstation am Flughafen am Sonntag von 12 bis 15 Uhr. Ob es heute wieder schneit oder doch regnet, ist nach Meteorologin Yvonne Tuchscherer nicht mit Sicherheit zu sagen. „Das hängt von den Temperaturen ab, die eher milder werden.“ Deshalb sei auch überfrierende Glätte unwahrscheinlich. Unfälle: Die Düsseldorfer Polizei war bis 19:30 Uhr zu 167 Unfällen ausgerückt, 71 davon im Stadtgebiet, die anderen auf den Autobahnen im Regierungsbezirk Düsseldorf. Überwiegend handelte es sich um leichte Verkehrsunfälle mit lediglich Blechschäden. Zwischenzeitlich mussten die Insassen jedoch lange auf einen Streifenwagen warten, in Stoßzeiten hatte die Polizei bis zu 40 Unfälle gleichzeitig abzuarbeiten. Bei sieben Unfällen gab es insgesamt acht Leichtverletzte. „Es gab schon chaotische Szenen in der Stadt, aber wir haben das auch noch schlimmer erlebt“, sagt ein Sprecher der Polizei.

Foto: David Young/dpa
Schnee und Eis am 2. Adventswochenende
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Auf der A46 staute es sich von Wuppertal nach Düsseldorf am Hang beim Sonnborner Kreuz für mehrere Stunden, noch längerer Stillstand herrschte am Mittag am Autobahnkreuz der A52 und der A3.

Rheinbahn: Die Rheinbahn musste im Stadtgebiet viele Störungen bearbeiten, überall kam es zu Verspätungen. Auch wegen Unfällen: Gegen 16 Uhr rutschte ein Rheinbahn-Bus der Linie 785 am Werstener Kreuz/Kölner Landstraße auf die Gleise der U-Bahn 74. Die Polizei musste den Verkehr einspurig ableiten. „Wir sind dann ausgestiegen, die Fahrgäste sind zu Hunderten zu Fuß weiter zu den nächsten Haltestellen gelaufen“, erzählt Karl-Heinz Schumacher, der in einem Wagen der Linie U74 saß. Gegen 17 Uhr war der Bus aus dem Gleisbereich befreit. An der Uhlandstraße entgleiste am Nachmittag eine Bahn, am Abend war die Störung behoben.

Auf vielen Buslinien der Rheinbahn kam es zu Störungen, manche fielen ganz aus. Alle Buslinien, die stadtauswärts Richtung Mettmann, Solingen, Langenfeld und Hilden führen, wurden ab dem Vormittag nicht mehr bedient, teilte ein Rheinbahn-Sprecher mit. Die Busse wurden in die Betriebshöfe gefahren, bis der Räumdienst die Straßen wieder befahrbar gemacht hatte. Grund dafür: Einige dieser Strecken haben Steigungen, die bei Schneefall nicht gefahrlos von den Bussen bewältigt werden können. Auch bei der Busverbindung nach Neuss mussten Fahrgäste mit Einschränkungen rechnen. Am Abend fuhren die meisten Busse wieder, nur im Kreis Mettmann gab es noch Einschränkungen.

Die U-Bahn-Linie U75 von Neuss nach Eller war zeitweise ebenfalls gestört, im Bereich Nikolaus-Knopp-Platz stand um die Mittagszeit ein Auto auf den Gleisen. Und auf der Linie der U76 nach Krefeld war bei der Haltestelle „Fischeln“ ein Baum auf die Oberleitung gestürzt. Die Rheinbahn-Wagen fuhren nur noch bis zur Haltestelle Grundend. Die Reparaturarbeiten dauerten bis zum Abend.

Die Buslinien 733, 735 und 738 Richtung Gerresheim durften zwischenzeitlich auch nicht die Steigungsstrecke befahren und endeten deshalb an der Haltestelle „Torfbroichstraße“, dort wendeten sie. Die Straßenbahnlinie 709 fuhr weiterhin hoch nach Gerresheim.

Flughafen: Der Flughafen musste den Flugbetrieb von 12.10 bis etwa 15.30 Uhr komplett einstellen. Es wurden 53 Ankünfte und 58 Abflüge annulliert. Weitere Flüge von und nach Düsseldorf wurden zunächst verschoben. Der Winterdienst war ab dem Mittag mit 20 Spezialfahrzeugen im Einsatz, um das Start- und Landebahnsystem und das Vorfeld vom Schnee zu befreien. Vor den Schaltern bildeten sich lange Schlangen. Wartende Fluggäste wurden regelmäßig über die aktuelle Sachlage informiert und mit warmen Getränken versorgt, so ein Flughafensprecher. Insgesamt waren für den gesamten Sonntag 410 Flüge mit erwarteten 49 400 Passagieren geplant.

Awista: Großeinsatz bedeutete der plötzliche Wintereinbruch auch für die Awista: „Wir sind mit all unseren Fahrzeugen und Mitarbeitern draußen“, sagte Sprecher Ralf Böhme. Das sind 150 Mann und 25 Streufahrzeuge für die Fahrbahnen, vier Solefahrzeuge, die Flüssigsalz mit deutlich längerer Liegezeit beispielsweise auf Brücken ausbringen. Zusätzlich zehn Kleinkehrmaschinen mit Winterdienstaufsatz, die unter anderem die Fahrradwege bedienen und 22 Kehrichtfahrzeuge. Gegen 12 Uhr rückte der Trupp aus — Ralf Böhme: „Wir brauchen immer gut drei Stunden, um die wichtigsten Straßen in der Stadt freizuräumen.“ Überraschend sei der Wintereinbruch für die Awista aber nicht gewesen — wir waren darauf vorbereitet“, so der Sprecher.

Handel: Auch der Einzelhandel bekam am Wochenende den Wintereinbruch zu spüren. Björn Musiol vom Handelsverband Nordrhein-Westfalen ging am Sonntag davon aus, das vor allem am zweiten Advent deutlich weniger Besucher aus dem Umland zu verzeichnen waren. Am Samstagnachmittag seien die Erwartungen der Händler immerhin noch erfüllt worden. Ein Profiteur des Wetters sei der Textilhandel, aufgrund der höheren Nachfrage nach Winterkleidung. „Auch große Kaufhäuser und Center sind sicher besser besucht als offene Einkaufslagen.“ Tatsächlich war auf der Kö am Sonntagnachmittag deutlich weniger los als das bei vergangenen verkaufsoffenen Adventssonntagen in der City der Fall war.

Amateurfußball: Während für die Profis der Fortuna am Sonntag einfach das Dach der Arena geschlossen wurde, damit die heutige Zweitliga-Begegnung gegen den 1. FC Nürnberg nicht gefährdet wird, war auf den mit Schnee bedeckten Fußballfeldern in und um Düsseldorf kein Sport möglich. Die Verletzungsgefahr und der Aufwand zur Räumung der Plätze waren einfach zu groß. Dennoch konnte sich der Fußballverband Niederrhein nicht dazu durchringen, die Spiele frühzeitig abzusagen. So mussten die Mannschaften teilweise bis Sonntagmorgen warten. Ein Nachholtermin steht noch in keiner Liga, von Ober- bis Kreisliga C, fest.