Düsseldorf Glyphosat in Düsseldorf umstritten

In Parks und auf Friedhöfen sprüht die Stadt das Unkrautgift nicht. Landwirte dürfen es aber verwenden — auch am Rand von Naturschutzgebieten.

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Düsseldorf. Massive Auswirkungen auf die Artenvielfalt, Kontamination des Grundwassers, möglicherweise Krebsgefahr: Das Ackergift Glyphosat steht massiv in der Kritik. Und zwar nicht nur bundesweit, sondern auch in Düsseldorf. Hier stören sich etwa die Grünen an dem hochwirksamen Unkrautvernichter: „Es wäre wünschenswert, wenn Glyphosat im gesamten Stadtgebiet nicht mehr verwendet würde“, sagt Claudia Engelhardt, Biologin der bündnisgrünen Ratsfraktion.

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Immerhin: In Parks, auf Friedhöfen und auf Sportplätzen setzt die Stadt Düsseldorf das umstrittene Totalherbizid Glyphosat allerdings nicht ein, wie das Gartenamt jetzt auf WZ-Anfrage mitteilte. „Das Gartenamt setzt bei der Pflege der städtischen Flächen, auch im Forst, grundsätzlich keine Herbizide ein“, sagt Stadtsprecher Volker Paulat. Das gelte auch für beauftragte Fremdfirmen sowie für die Mitarbeiter des Sportamtes. Nur in Ausnahmefällen, etwa bei der Pflege von historisch wertvollen Pflanzenbeständen, wie zum Beispiel im Benrather Schlosspark, würden nach Abstimmung im Einzelfall Pflanzenbehandlungs- und Schädlingsbekämpfungsmittel zum Einsatz kommen. „Jedoch auf keinen Fall Glyphosat“, versichert Paulat. Claudia Engelhardt (Grüne) begrüßt den Verzicht auf die umstrittene Chemikalie: „Das sind gute Nachrichten.“

Sehr wohl benutzen dürfen das Totalherbizid Glyphosat, das ausnahmslos alle grünen Pflanzen abtötet, jedoch Landwirte im Düsseldorfer Stadtgebiet; und zwar noch für mindestens fünf Jahre - diesen Beschluss haben die EU-Mitgliedsstaaten am Montag in Brüssel gefasst. Deutschland hat dem auf Weisung von Agrarminister Christian Schmidt (CSU) gegen den Willen der SPD-Umweltministerin Barbara Hendricks zugestimmt.

Landwirtschaftliche Flächen befinden sich in der Landeshauptstadt zum Beispiel in der Urdenbacher Kämpe, dort auch am Rand des Naturschutzgebietes. „Das ist ein großes Problem, weil es keine Pufferzonen zu den Feldern gibt“, kritisiert Michael Süßer vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND). Solche Zonen würden zumindest verhindern, dass Ackergifte durch den Wind oder Unachtsamkeit in die geschützten Gebiete gelangen würden. Wo genau Chemikalien wie Glyphosat angewendet werden, ist allerdings nicht genau bekannt; Landwirte müssen den Einsatz zwar für Kontrollen der Landwirtschaftskammer dokumentieren, aber nicht melden.

Ein Teil der Flächen in der Urdenbacher Kämpe gehört der Stadt. Die verpachtet diese an Landwirte. Elke Löpke, Leiterin der Biologischen Station in Haus Bürgel, regte jüngst an, die Nutzung von Mitteln wie Glyphosat auf den von der Stadt verpachteten Flächen stärker als bisher über den Pachtvertrag zu regeln.

Dafür könnten im Gegenzug auch andere ökologische Leistungen der konventionell produzierenden Landwirte, wie etwa der Verzicht auf Pestizide, stärker gefördert und entlohnt werden. „Denkbar wäre es auch, andere Maßnahmen zu vereinbaren, die Tieren und Pflanzen helfen“, sagt Löpke. Zum Beispiel Feldlerchenfenster, also bewusst angelegte Lücken im Getreide, Mais oder Raps, auf denen die Feldlerche Lande- und Brutplätze sowie genügend Futter findet.

Bislang stößt dieser Vorschlag beim Liegenschaftsamt der Stadt allerdings auf wenig Begeisterung. Auf WZ-Anfrage heißt es dazu schriftlich nur: „Alle Pächter landwirtschaftlich genutzter städtischer Flächen sind generell vertraglich verpflichtet, sämtliche gesetzlichen Bestimmungen einzuhalten.“ Ein Verbot von Stoffen wie Glyphosat sei nicht geplant: „Da es nicht nur den einen Stoff mit Schadenspotenzial gibt, ist eine Hervorhebung eines einzelnen Stoffes vertraglich nicht zielführend.“ Rein rechtlich wäre eine Reglementierung über die Pachtverträge aber möglich: „Grundsätzlich kann jeder Eigentümer einer Ackerfläche, auch die Stadt, selbst entscheiden, unter welchen Bedingungen sie die Fläche verpachtet“, sagt Bernhardt Rüb von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

Die Grünen wollen das Thema in Düsseldorf jetzt konsensfähig angehen. „Da muss etwas passieren. Ich bin aber gegen eine rein politische Entscheidung“, sagt Claudia Engelhardt. „Wir wollen mit den Landwirten gemeinsam Lösungen suchen und gerne Absprachen treffen.“ Elke Löpke von der Biologischen Station berichtet aber auch von positiven Erfahrungen. „Wir haben speziell in der Urdenbacher Kämpe auch sehr engagierte Landwirte, die aus eigenem Engagement heraus viel für den Naturschutz tun.“ Landwirt Robert Bossmann beispielsweise habe sich jüngst einen Striegel — eine Landmaschine zur mechanischen Unkrautbekämpfung und Bodenlockerung — gekauft. So lassen sich Chemikalien auf dem Acker teils reduzieren oder gar vermeiden. Bossmann hat zudem freiwillig Feldlerchenfenster auf seinen Feldern angelegt.