Düsseldorf Veterinäramt: Auftrittsverbot für Opern-Gockel Igor
Hahn sollte in einem Käfig auf der Bühne stehen, doch das Amt stoppte den Plan kurz vor der Premiere.
Düsseldorf. Bei den Proben lief alles glatt: Das Ensemble der Rheinoper hatte während der Einstudierung von „Der goldene Hahn“ Nikolai Rimski-Korsakows einen leibhaftigen Hahn auf der Bühne. Man taufte ihn „Igor“. Doch kurz vor der Premiere am Freitagabend fing das Veterinäramt an zu krähen: Trotz anfänglicher Genehmigung sprach die Behörde ein Auftrittsverbot des Tieres aus. Intendant Christoph Meyer war von dem plötzlichen Vorgang so bewegt, dass er bei der Premierenfeier scherzhaft gar eine „Gedenkminute für Igor“ ausrief.
Die Mitwirkenden hätten das Federvieh schon regelrecht ins Herz geschlossen, berichtet Opernsprecherin Tanja Brill. Das amtliche Veto habe alle überrascht. Das Argument der Tierschützer: Der Hahn hätte auf der Bühne zu wenige Rückzugsmöglichkeiten.
Warum den Mitarbeitern des Veterinäramtes das erst jetzt aufgefallen ist, bleibe unklar, sagte Brill auf Nachfrage der WZ. Eigentlich habe alles sehr gut gepasst. Dem Vernehmen nach galt Igor auf dem Hof im Düsseldorfer Norden als Außenseiter, der immer alleine lebe. Daher habe er sich bei den Proben auch stets ruhig verhalten und nie gekräht. Es sei sogar dramaturgisch ganz witzig gewesen, dass er immer dann den Kopf hob, wenn die Sopranistin, die den Hahn vom 1. Rang aus singt, anfing.
Für die Premiere und die weiteren Aufführungen sei das Fehlen Igors allerdings kein Drama. Denn musikalisch ist er ja nicht eingebunden. Es fiel also nicht der Hauptdarsteller aus, da er von vornherein nur eine synoptische Beigabe vorstellte. Der Hahn wird primär von der Sopranistin Eva Bodorová gesungen gespielt. Sie steckt in einem goldenen Hahnenkostüm. Und für den Käfig, in dem Igor drin sitzen sollte, war eine spontane Umbesetzung möglich in Form eines Hahnes aus Metall.
Unterdessen spielt der Hahn, obwohl er die Titelfigur ist, eine nur kleine Rolle. Viel größer und wichtiger ist die Partie des Zaren, der sich den Hahn als Warnrufer vor Angreifern hält.