Videoprojekt: Mehr Unfälle bei Jung und Alt
Senioren und Jugendliche haben einen Film über Gefahren und Konflikte im Verkehr gedreht – mit ernstem, aktuellem Anlass.
Düsseldorf. Verlegen erklärt ein blondes Mädchengesicht in die Kamera, warum es alten Menschen im Bus Platz macht. "Ich kann mich ja noch gut festhalten. Und die alten Leute... - naja!" Das Publikum in der Kantine des Polizeipräsidiums lacht auf. Besonders dessen silberhaariger Anteil. Man kann über sich und seine Schwächen lachen. Schließlich haben die Senioren in diesem Raum den Film über Gefahren und Konflikte im Straßenverkehr selbst mit Jugendlichen zusammen gedreht, wurden gestern von der Polizei dafür geehrt. Der Titel: "Zwischen HipHop und Hörgerät".
So lustig der Name, so ernst der Anlass. Denn die Jungen und Alten machen der Polizei Sorgen. Martin Vonstein, Leiter der Direktion Verkehr: "Wir haben bisher in diesem Jahr einen Anstieg der Seniorenunfälle um acht Prozent. Auch bei den 18- bis 25-Jährigen steigen die Zahlen." Und gerade diese beiden "Problemgruppen" haben offenbar besonders wenig Verständnis füreinander. Das birgt Konfliktstoff. Und den Anlass für das Videoprojekt.
Gefährliche Szenen haben die jungen und alten Teilnehmer beobachtet, überraschende Meinungen eingeholt. So rügt eine gepiercte Mittzwanzigerin vor der Kamera die Rücksichtslosigkeit der Jugend, eine Frau in den späten Fünfzigern beschwert sich über Senioren, die sich für einen angebotenen Platz nicht bedanken. Dieses Verhalten hat auch Rebekka Hau (14) immer genervt. Die Schülerin wurde von Polizei-Projektleiter Stephan Schuhen in der Eisdiele angesprochen - und fand die Initiative spontan gut. Ihre älteren Mitstreiter haben freimütig zugegeben, mitunter höflicher agieren zu können. Rebekka kann auf der anderen Seite gut verstehen, dass alte Menschen sich von lauter Handymusik gestört fühlen. "Es gibt auf beiden Seiten Vorurteile", meint Friedhilde Bindheim(70). Ihr Mann Helmut(72) meint: "Es kommt viel auf einen selbst an."
Die Polizei will durch das Projekt allerdings nicht nur Verständnis für die jeweils andere Generation wecken. Vielmehr gehe es darum, dass die Teilnehmer sich gegenseitig ihre Schwächen im Straßenverkehr vor Augen führten - und durch den Film nun auch weiteren Düsseldorfern. "Wir haben hier die beiden Gruppen mit besonderem Gefährdungspotenzial an einem Tisch", erklärt Detlev Weiß, zuständig für die Unfallprävention. Das sei ergiebiger als dröge Vorträge über Verhaltensregeln im Verkehr, die eigentlich jeder kennt. Der Film soll nun Türöffner für Diskussionen in den Stadtteilen sein - vor allem mit Senioren. Denn Düsseldorf bestätigt einen traurigen landesweiten Trend: Die Alten bleiben im Verkehr immer öfter auf der Strecke.