Düsseldorf Wandel im Einzelhandel: Weniger Textilläden, mehr Gastro

Der Wandel im Einzelhandel zeigt sich bei den Neuvermietungen. Schadowstraße legt bei Passanten zu, Kö schwächelt.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Die deutsche Wirtschaft brummt immer weiter, die Leute geben Geld aus, die Frage im Einzelhandel ist nur: Wo? Im Offline-Bereich, wie das normale Geschäft auf der Straße bei den Insidern jetzt schon heißt, oder im Online-Handel. Einen guten Marktüberblick haben die Immobilienexperten von Jones Lang Lasalle (JLL), deren Düsseldorfer Niederlassungsleiter Marcel Abel stellte am Dienstag eine aktuelle Analyse des Einkaufsstandortes Düsseldorf vor. Attraktivität: Danach hat die Innenstadt nach wie vor eine „hohe Anzugskraft“ für das Umland, Düsseldorf ist auch international ein Einkaufsziel.

Trends: Doch der wachsende Online-Handel erzwingt Wandel. Abel: „Im Kern kann man sagen: Es gib immer mehr kleinere Ladenlokale. Die Zeiten, in denen es darum ging, möglichst viele Waren auf riesigen Flächen zu präsentieren, sind vorbei. Mehrere Etagen bespielt heute fast niemand mehr.“ Das bestätigt sich bei den Neuvermietungen, wo Düsseldorf 2016 mit 64 so viel wie lange nicht aufweist — doch die vergebene Fläche geht zugleich stark zurück (von fast 24 000 Quadratmetern 2015 auf 15 400 ). Über 1000 Quadratmeter wurden in der Innenstadt 2016 nur seltenst neu vergeben, so etwa bei CCC-Schuhe und Rossmann an der Schadowstraße oder Globetrotter an der Kö. Gefragt sind weiterhin Ein-Marken-Geschäfte (Flagshipstores).

Branchen: Stark auf dem Rückzug ist der Textilhandel. 2011 machte das Bekleidungsgeschäft noch 66 Prozent beim Flächenumsatz aus, 2016 waren es nur noch 18 %. Dafür ist die Gastronomie massiv im Kommen, sie okkupiert immer mehr Platz in der City (2011: 2 Prozent; 2016: 23 %). Der Trend kommt aus London, wo Systemgastro vom „Asiaten“ bis zum Burgerbrater straßenweise Bekleidungsläden verdrängt hat.

In Düsseldorf ebenfalls auf dem Vormarsch ist der Bereich Beauty / Gesundheit, bergab geht’s dafür bei Telekommunikation und Elektronik.

Straßen: In puncto Passantenfrequenz hat die Schadowstraße gut zugelegt, mit einem Plus von gut 3000 kam sie 2016 auf 12 365 Passanten in der Stunde. Abel ist sicher, dass die Schadowstraße noch weiter reüssiert und wieder zur Nummer eins in Deutschland werden kann. Dagegen schwächelt die Königsallee ein wenig, hier sank die Frequenz um 370 auf 4870 Passanten in der Stunde. Namentlich im südlichen Teil der Kö (zwischen Benrather- und Graf-Adolf-Straße) könnte mehr los sein, Abel hält dort die Ladenstruktur für „etwas unglücklich“.

Deutlich bergab ging es an der Flinger Straße in der Altstadt: von 10 300 auf gut 8000 Fußgänger pro Stunde. Hauptgrund für die JLL-Experten: Zu viel Textil. Dennoch habe die Flinger Straße durch ihre Lage gute Perspektiven — wenn sie sich in Teilen neu erfinde.