Robert-Schumann-Saal Wann darf man im Konzert klatschen?

Zwei erfolgreiche Musiker spielen bekannte Werke — und sprechen auch übers richtige Klatschen.

Foto: Harald Hoffmann

Düsseldorf. Sebastian Knauer, Pianist, und Daniel Hope, Geiger. Zwei international erfolgreiche Musiker sind seit langem befreundet und treten auch in gemeinsamen Konzerten auf. Und nörgeln nicht, wenn das Publikum auch mal früher als sonst üblich, nach dem ersten Satz, applaudiert. Ab kommenden Sonntag, 30. Oktober, werden die beiden im Robert-Schumann-Saal eine neue Reihe eröffnen. Und spielen dabei nicht nur bekannte Werke von Grieg, Manuel de Falla, Beethoven und Gershwin, sondern werden auch reden. Sprechen über das Thema „Wann darf ich klatschen“? Die WZ sprach mit beiden Musikern.

Wie sind Sie als Geigen-Virtuose auf das Thema gekommen?

Daniel Hope: Bei meinem ersten Buch, ‘Familienstücke’, habe ich 2008 meine erste Lesetour gemacht. Und habe so eine Freude daran gehabt, meine Geige auszupacken, ein bisschen zu spielen, ein bisschen zu lesen, ein paar Fragen zu beantworten. Da wurde ich gefragt: „Mr. Hope, wann darf ich klatschen?“. Eine gute Frage! Deshalb heißt mein zweites Buch so. Es richtet sich an Menschen, die noch nicht im Konzert waren. Ich möchte zeigen, wie fantastisch Live-Konzerte sind und die Hemmschwellen nehmen. Sehen Sie: Die Kinder meiner Freunde haben in der Schule teilweise überhaupt keinen Zugang mehr zur klassischen Musik. Auch sie zählen zu unserer Zielgruppe. Vergessen Sie nicht: Musik ist da, um Menschen zu trösten, zu inspirieren, anzufeuern.

Gibt es Regeln für das Klatschen zum richtigen Zeitpunkt?

Hope: Bei einer Aufführung von Beethovens Neunter Sinfonie ist früher nach dem ersten Satz mal zehn Minuten lang geklatscht worden; der Satz musste wiederholt werden. Noch bis 1904 wurde mitten in einer Passage geklatscht, so wurde bei einem Artur Rubinstein-Klavierabend sogar gerufen: „Quel artiste!“ (Welch ein Künstler) Im 20. Jahrhundert haben sich dann Regeln entwickelt, um sich besser zu konzentrieren. Viele Werke vertragen den Beifall mittendrin nicht. Von denen hat man mehr, wenn man sie im Zusammenhang hört. So gibt es z. B. in manchen Sinfonien ein Tabu für lautes Klatschen zwischendurch, erst recht für begeistertes Trampeln, Johlen oder Pfeifen — so hervorragend sie auch gespielt werden. Aber bei Mozarts strahlender „Jupiter-Sinfonie“ oder Tschaikowskys virtuosem Violinkonzert kann man es gelassener sehen. Beifall nach den Anfangssätzen ist dabei kein unverzeihlicher Stilbruch. Schuberts Liederzyklus „Winterreise“ durch Klatschen zu unterbrechen, das sollte aber besser niemandem einfallen.

Wie reagieren Sie, wenn „falsch“ geklatscht wird?

Hope: Künstler können das Publikum vor Beginn um Verzicht auf Zwischenbeifall bitten. Eine eindeutige und überall gültige Antwort gibt es nicht.
Sebastian Knauer: Ich finde es sympathisch, wenn Menschen ihre Begeisterung spontan äußern. Applaus ist doch das größte Lob für uns Künstler.

Wie entstand die Idee zu der Reihe im Schumann-Saal?

Knauer: Ich war oft Gast im Schumann-Saal, mit Wort- und Musik-Programmen, in denen bekannte Schauspielerinnen (wie Iris Berben) Texte vorgetragen haben über Frauen, die im Leben der Komponisten eine Rolle gespielt haben. Jetzt werden wir musizieren und mit dem Publikum sprechen. Damit wollen wir Hemmschwellen vor Klassik-Konzerten abbauen. Es geht auch locker, ohne dabei in Tratsch und Klatsch abzudriften.

Wie verläuft ein Konzert dieser Reihe?

Sebastian Knauer: Wir spielen die schönste Musik für Violine und Klavier, die es gibt. Dazu erzählen wir Anekdoten und Geschichten aus 300 Jahren Musikleben und versuchen, über die sogenannten „Regeln“ des Konzertsaals aufzuklären. Es ist Unterhaltung auf höchstem Niveau.