Was bringt Videoüberwachung?
Die Polizei erklärt, warum die Ausweitung sinnvoll sei. Doch es gibt nur wenige Fakten. WZ mobil kommt am Donnerstag in die Altstadt.
Düsseldorf. Es gibt immer mehr Kameras in der Stadt: Wie berichtet, will die Polizei die Überwachung auf die ganze Bolkerstraße ausweiten, auch Rheinbahn und Deutsche Bahn investieren in mehr Videoüberwachung. Doch machen die Kameras die Stadt wirklich sicherer? Wer dieser Frage nachgeht, findet kaum Fakten, aber viele Interpretationen und Meinungen.
Am Bolker Stern hängen die Kameras der Polizei seit 2005 — dennoch stieg die Zahl der Straftaten dort von 635 (2009) auf 934 (2011). Die Überwachung bringt also nichts, mögen Kritiker argwöhnen. Doch Polizeipräsident Herbert Schenkelberg sieht das anders: Die Zunahme liege auch daran, dass durch die Überwachung mehr Straftaten ans Licht kämen — Schlägereien etwa, bei denen sich die Beteiligten ansonsten nicht gegenseitig anzeigen würden. In seinen Augen liegt der Sinn der Polizeikameras allein in der schnelleren Reaktionszeit der Polizisten in der Altstadt.
Von der Altstadtwache kam auch der Wunsch nach einer zusätzlichen Kamera an der Bolkerstraße/Ecke Mertensgasse. Denn selbst die Hundertschaftskräfte, die in warmen Sommernächten bei voller Altstadt immer an dieser Ecke stehen, könnten schon nicht mehr sehen, was 20 Meter weiter passiere — eine erhöhte Kamera schon.
„Laut den Kollegen aus der Inspektion Mitte können sie künftig auch in diesem Bereich der Bolkerstraße eine Interventionszeit von durchschnittlich 40 Sekunden sicherstellen“, sagt Schenkelberg.
Im Januar dieses Jahres wurde an der Bolkerstraße ein 22-Jähriger durch Messerstiche schwer verletzt. In dem Bereich, der bislang nicht überwacht wird. „Wir hätten die Stiche nicht verhindern können“, gibt Polizeisprecher Andreas Czogalla zu.
Doch die Täter konnten damals erst nach umfangreichen Ermittlungen gefasst werden — hätten Beamte das Geschehen von Anfang an über Kameras mitbekommen, hätten sie womöglich am Tatort festgenommen werden können.
Kritiker wenden ein, dass der Einsatz von mehr Polizisten vor Ort denselben Effekt haben könnte. Der Polizeipräsident solle sich lieber um mehr Personal statt um mehr Kameras bemühen. Auch der Sinn des verstärkten Kameraeinsatzes bei Deutscher Bahn und Rheinbahn steht in der Kritik.
Auf die Frage nach konkreten Kriminalitätszahlen in den Düsseldorfer Bahnhöfen muss die Bundespolizei passen — die müsse man erst mal zusammen tragen, heißt es. Immerhin erinnert sich ein Sprecher daran, dass vor kurzem ein Taschendieb im Hauptbahnhof gefasst werden konnte, weil sein Treiben per Kamera beobachtet worden war.
Bei der Rheinbahn, die schon mehr als 500 Kameras im Einsatz hat, ist der Nutzen noch schwerer fassbar. Die Kamerabilder werden in der Leitstelle nach dem Zufallsprinzip auf die Monitore gespielt.
Rasches Eingreifen ist so kaum möglich, aber auch bei der nachträglichen Aufklärung helfen die Kameras derzeit nicht, weil ihre Aufnahmen in der Regel nicht gespeichert werden. Ausnahme: Wird der Notruf betätigt, etwa in einer U-Bahn-Station, gibt es einen Alarm in der Leitstelle und die Kamerabilder werden aufgezeichnet.
Zahlen, wie oft das schon passiert ist, hat freilich auch die Rheinbahn nicht parat. Sie argumentiert mit dem abschreckenden Effekt, den Kameras auf potenzielle Täter hätten.