Kommunalpolitik in Düsseldorf Gespannter Blick in den Gerresheimer Süden
Düsseldorf · Glasmacherviertel, Bahnhof, Heyestraße, aber auch die Bergische Kaserne sind die dominierenden Themen für 2021.
Dass für bestimmte Projekte ein langer Atem notwendig ist, beweist die Abfrage bei den Parteien, welche Themen im neuen Jahr dominieren werden. Denn die Antworten scheinen einem bekannt vorzukommen. Allerdings: Die Dinge sind im Fluss, Bewegung und Fortschritt sollen den Stillstand ablösen, so die berechtigte Hoffnung allenthalben.
Glasmacherviertel
Der Investor hat eine konkrete Zeitschiene für die Entwicklung vorgelegt, wenn alles glatt läuft, könnte noch in diesem Jahr endlich der erste Spatenstich erfolgen. Das erwartet auch die neue Bezirksbürgermeisterin Maria Icking von den Grünen. Dabei sollte nicht übersehen werden, dass schon dieses Jahr neue Einwohner nach Gerresheim ziehen. Sie nennt die Neubauprojekte im Quellenbusch, den umgebauten Bunker und das Gelände auf der ehemaligen Tennishalle. Ein zügiges Offenlegungs- und Bebauungsplanverfahren sowie ein durchdachtes Verkehrserschließungskonzept in Abstimmung mit dem Stadtbezirk 8 erhofft sich ihr Stellvertreter Ingolf Rayermann (CDU). Dass es endlich vorangeht mit dem Neubaugebiet fordert zudem Andre Kiel (FDP).
Heyestraße
Womit ein weiterer Punkt angesprochen wäre, bei dem Handlungsbedarf herrscht: „Mittelfristig wird die Heyestraße als Geschäftsstraße wieder aufblühen, dort sollte die Stadt endlich mit den Planungen bezüglich der ehemaligen Unfallkasse um die Ecke kommen“, meint Ex-Bezirksbürgermeister Karsten Kunert (SPD). Maria Icking weiß von einer Bauvoranfrage zur ehemaligen Unfallkasse, die erwarten lasse, „dass es hier nicht zu einem längeren Leerstand kommt“. Verbesserungspotenzial für die Heyestraße würden laut Kunert darüber hinaus Maßnahmen wie eine Geschwindigkeitsbegrenzung, zusätzliche Querungshilfen, Chancen für die Gastronomie und ein Shared-Space in der Nachtigallstraße bieten. Ein Lichtblick: Der Lebensmittelmarkt am Roten Platz wurde neu vermietet.
Bergische Kaserne
Die Linke Petra Müller-Gehl sieht auf dem ehemaligen Kasernengelände gute Möglichkeiten, für alle bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, „da dort von vornherein gewinnträchtige Weiterverkäufe verhindert werden können, die die Grundstückspreise treiben“. Rayermann sieht in einer zukunftsfähigen Ideensammlung für eine Wohnbebauung des Geländes die Option einer positiven Einflussnahme. Kiel ist jedoch überzeugt, dass eine Entwicklung des Geländes nicht ohne tragfähige Konzepte zur Entlastung der B7 geschehen darf.
B 7
Ein weiteres Dauerthema: „Das Verkehrsaufkommen auf der ohnehin schon überlasteten Bergischen Landstraße wird sich als Folge der Bebauung des Kasernengeländes weiter erhöhen. Ich favorisiere als Lösung eine klimafreundliche, kostengünstige und attraktive Seilbahn“, sagt Petra Müller-Gehl. Kunert betont: „Wir werden uns auch weiterhin für einen ÖPNV-Anschluss bemühen, der nicht auf eine Fahrspur der B 7 angewiesen ist. Eine von uns präferierte Radroute zwischen Klinik und Bergischer Kaserne wird derzeit geprüft.“ Daran anschließend spannt Icking den Bogen noch weiter: „Im ganzen Stadtbezirk wird es darum gehen, den Radverkehr zu fördern.“
Soziales
Für die Bezirksbürgermeisterin sollten trotz der vielen Bauprojekte soziale Themen nicht vernachlässigt werden. „Ich möchte einen Schwerpunkt bei der Unterstützung von Kindern und Jugendlichen setzen. Gerade Corona hat gezeigt, wie wichtig Treffpunkte sind, wenn Clubs und Zentren geschlossen sind. Wie in anderen Stadtteilen möchte ich einen Treffpunkt im öffentlichen Raum initiieren, wo sich Jugendliche treffen und auch mal laut sein können“, sagt Icking.
Schule
Die CDU will bei den Schulen ansetzen. Das Gymnasium Gerresheim soll eine neue Schulaula und Sporthalle erhalten. Die Nutzung des Sportplatzes des Marie-Curie-Gymnasiums soll vielfältiger werden, das soll auch durch Vereine ermöglicht werden. Und: „Sämtliche Schulen im Stadtbezirk sollten mit erstklassigem W-Lan und einer ausreichenden Anzahl von Laptops oder iPads ausgestattet werden“, so Ingolf Rayermann.
Bahnhof
Ein Sorgenkind im Stadtbezirk seit mindestens 20 Jahren, jetzt kommt Bewegung in die Sache. „Nachdem die SPD im Stadtbezirk 7 hier stets und hartnäckig nachgebohrt hat, hat nun das Land seine Verpflichtung zur Mitfinanzierung der Baumaßnahmen am Gerresheimer Bahnhof erneuert“, sieht Kunert vor allem seine Partei als Motor. Und die Stadt übernehme zusätzlich auch die Planung, „die eigentlich durch die Deutsche Bahn hätte erfolgen
müssen“.
Was noch
Nicht nur Andre Kiel ist aufgefallen, „dass wir dringend Lösungen für den Ostparkweiher benötigen, damit der Wasserspiegel nicht noch weiter absinkt“. Petra Müller-Gehl sind die Zunahme von Schottergärten ein Dorn im Auge, „die Verwaltung sollte Möglichkeiten schaffen, die schon bestehende Begrünungsvorschrift durchzusetzen“. Für Rayermann steht der Schutz der „grünen Lunge“ und die Aufrechterhaltung sowie der Ausbau von Rad-, Reit- und Wanderwegen ganz oben auf der Agenda. Nicht zuletzt legt Bezirksbürgermeisterin Maria Icking noch einmal den Fokus auf den Gerresheimer Süden: „Freuen können wir uns auf den Start der Quartiersarbeit dort. Wegen Corona verzögert, startet ab Februar das auf drei Jahre angelegte Projekt des Netzes gegen Armut in Kooperation mit der Diakonie.“ Zielgruppen seien unter anderem von Einsamkeit bedrohte Senioren und unterstützungsbedürftige Kinder und Jugendliche sowie ihre Familien.