Wegen Güterzuglärm: Stadt legt sich mit der Bahn an
Fast 60 000 Düsseldorfer werden durch Zuglärm belästigt. Jetzt droht ein Rechtsstreit mit der Deutschen Bahn.
Düsseldorf. Das Quietschen von Eisenrad auf Schiene, das Rumpeln von aneinander gekoppelten Waggons: Eisenbahnlärm betrifft jeden zehnten Düsseldorfer. Laut aktuellem Stadtentwicklungskonzept, das derzeit von den Politikern im Rathaus beraten wird, werden 57 380 Einwohner regelmäßig von Schienenlärm der Deutschen Bahn in einer Größenordnung von 55 Dezibel und drüber geplagt.
Viele davon leben entlang der Güterzugstrecke Rath — Eller. Die betroffenen Bürger sind regelrecht auf den Barrikaden, seit klar ist, dass sich die Zahl der Züge dort bis zum Jahr 2025 fast verdoppeln soll — auf 238 täglich. Denn die Strecke ist Teil einer transeuropäischen Verbindung von Rotterdam bis Genua (siehe Grafik). Sie soll auf verschiedenen Abschnitten ertüchtigt werden, so ist etwa ein dreigleisiger Ausbau des Abschnitts Emmerich — Oberhausen geplant.
In Düsseldorf wiederum erwägt die Bahn, den beschrankten Übergang am Hackenbruch umzubauen — nicht etwa aus Sicherheitsgründen nach den schlimmen Unfällen, die sich dort in den letzten zwei Jahren ereignet haben — sondern es soll für die Autos eine Unterführung geben, damit die Züge ungestört rollen können. Der benachbarte, auch beschrankte Übergang an der Ellerkirchstraße könne dann gleich mit verschwinden, so die Bahn.
Aus Sicht der Stadt hat dieser Plan zwei Schönheitsfehler: Am Bau einer Unterführung müsste sie sich nach geltenden Gesetzen zu einem Drittel an den Kosten beteiligen. Und den Übergang an der Ellerkirchstraße will sie gar nicht schließen. „Das würde für viele Autofahrer einen erheblichen Umweg bedeuten“, erklärt Verkehrsdezernent Stephan Keller.
Und das führt zur Gretchenfrage: Warum soll die Stadt für einen Umbau mitbezahlen, den sie so gar nicht will? Jurist Keller fährt mit Rückendeckung von OB Dirk Elbers nun schweres Geschütz auf. Er will es auf einen Rechtsstreit mit der Bahn ankommen lassen.
Die lehnt indes auch alle Bitten nach mehr Lärmschutz ab. CDU-Experte Rüdiger Gutt etwa fordert als erste Maßnahme ein geringeres Tempo der Güterzüge (in der Spitze bis zu 120 km/h). Auch mehr Lärmschutzwände will er, doch das Unternehmen verweist auf den Bestandsschutz für bestehende Strecken. „Das ist unbefriedigend“, meint Gutt.
Keller wiederum argumentiert nun so: „Die Summe aller einzelnen Ausbauschritte an dieser transeuropäischen Route stellt aus meiner Sicht eine maßgebliche bauliche Veränderung dar — und kommt damit einem Neubau gleich.“ Sollte sich die Stadt mit dieser Position durchsetzen, müsste sie die Unterführung nicht mitbezahlen. Und neue Lärmschutzwände müsste die Bahn ebenfalls bauen.
Die Stadt setzt jetzt auf den Schulterschluss mit anderen Kommunen entlang der Strecke. Keller: „Die Stadt Wesel ist im Ausbauverfahren schon förmlich angehört worden, die schlagen in dieselbe Kerbe.“
Wie berichtet, hat Elbers einen Brief an den Städtetag geschrieben. Darin regt er eine Arbeitsgruppe zum Thema an. Die Bahn wiederum kommentiert die neueste Attacke aus dem Rathaus nicht. „Wir sind gesprächsbereit“, heißt es nur.
Internet-Umfrage: Ist es richtig, dass die Stadt mehr Lärmschutz von der Bahn fordert?
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