Düsseldorf Wehrhahn-Anschlag: Kein Hinweis auf Verfassungsschutz-Panne
Der NSU-Untersuchungsausschuss des Landtags hat sich erneut mit dem nach fast 17 Jahren aufgeklärten Bombenanschlag am Düsseldorfer S-Bahnhof Wehrhahn befasst. Dabei kam die Rolle des Verfassungsschutzes zur Sprache.
Düsseldorf. Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft hat keine Hinweise auf ein Versagen des Verfassungsschutzes im Fall des sogenannten Wehrhahn-Anschlags. Er habe keine Anhaltspunkte dafür, dass die Verfassungsschützer den Ermittlern etwas Wichtiges verschwiegen hätten, sagte Oberstaatsanwalt Ralf Herrenbrück am Freitag im NSU-Untersuchungsausschuss des Landtags. Die Zusammenarbeit zwischen dem Staatsschutz der Polizei und dem Verfassungsschutz funktioniere nach seinem Eindruck zumindest aktuell sehr gut.
Medienberichten zufolge hatte der NRW-Verfassungsschutz einen Informanten in der rechten Szene, der engen Kontakt zum mutmaßlichen rechtsradikalen Bombenleger Ralf S. gehabt haben soll.
Herrenbrück bestätigte, dass es drei Tage nach dem Anschlag im Juli 2000 ein Grillfest von 35 Neonazis in Düsseldorf gab, auf dem gesagt wurde, dass der Anschlag Ralf S. zuzutrauen sei. „Die Szene hat selbst spekuliert“, sagte Herrenbrück. Dies sei den Ermittlern aber auch schon damals bekannt geworden.
Er könne zwar nicht ausschließen, dass es Mitwisser des Anschlags gab. Von der Persönlichkeitsstruktur des Verdächtigen her spreche aber viel für einen Einzeltäter. „Er galt als unzuverlässig. Teile der rechten Szene haben sich von ihm distanziert, weil sie ihn für die Sache als schädlich ansahen.“ Außerdem spreche auch dagegen, dass bislang niemand versucht habe, die sehr hohe Belohnung durch einen Hinweis auf Ralf S. zu kassieren.
Der Staatsanwalt betonte, dass es vor 17 Jahren keine Basis für einen Haftbefehl gegen Ralf S. gegeben habe. Dessen Telefongespräche seien drei Jahre lang überwacht worden, ohne dass sich der Verdacht habe erhärten lassen. Von 140 Spuren nach dem Anschlag hätten 25 in Richtung rechtsradikale Täter gewiesen.
Eine Spezialeinheit hatte den 50-Jährigen S. kürzlich festgenommen, fast 17 Jahre nach dem Anschlag. Er soll am 27. Juli 2000 aus Fremdenhass mit einer selbstgebauten Rohrbombe ein Bombenattentat am Düsseldorfer S-Bahnhof Wehrhahn verübt haben. Dadurch waren zehn Menschen, überwiegend jüdische Einwanderer aus Osteuropa, verletzt worden. S. wird zwölffacher versuchter Mord vorgeworfen. Er sitzt in U-Haft.