Düsseldorf Wehrhahn-Linie: „Moderner als der Rest von Düsseldorf“
Bei einer exklusiven Führung tauschten sich WZ-Leser über ihre Lieblings-U-Bahnhöfe auf der neuen Wehrhahn-Linie aus.
Düsseldorf. Knalliges Grün umfasst den Eingang in die dunkle Röhre. Christa Hoberg (72) empfindet es fast wie eine Einladung, im U-Bahnhof am Graf-Adolf-Platz einzusteigen: „Das sieht aus, als führe man in die Berge“, sagt die Düsseldorferin. Sie zählt zur Gruppe von WZ-Lesern, die Arne Leopold durch die sechs neuen Stationen der Wehrhahnlinie führt. Der Kunsthistoriker erklärt, was es mit der spektakulären Gestaltung auf sich hat, die nach der Eröffnung sogar international Aufsehen erregt hat. Und Hobergs Assoziation mit den Bergen liegt gar nicht so weit, der Künstler Manuel Franke nennt sein Werk nach dem Mineral „Achat“.
Das Interesse ist nicht nur an diesem Nachmittag groß, erste Auflagen der gedruckten Flyer und Broschüren sind bereits vergriffen und ab Sonntag, 22. Mai, bietet das Kulturamt regelmäßig öffentliche Führungen wie diese an. Sonja Riedrich (44) fühlt sich gar in eine andere Stadt versetzt. „Viel moderner als der Rest von Düsseldorf kommt mir diese neue unterirdische Welt vor.“ Sie arbeitet an der Schadowstraße und genießt die tägliche Fahrt. Beim Einsteigen in die voll besetzte Bahn sagt sie: „Und schon sind wir in Tokio.“
„Himmel oben, Himmel unten“ hat der Künstler Thomas Stricker die Station Benrather Straße genannt. „Mein absoluter Lieblings-Bahnhof“, sagt Ursula Richter (72). Mit ihrer Enkelin bestaune sie die Planeten, die auf der Mittelebene wie jenseits von Zeit und Raum vorbeischweben. Einige andere empfinden die Gestaltung mit dunklen Bodenplatten und Metallwänden als beklemmend. „Bei dieser Stationen gehen die Meinungen am weitesten auseinander“, bestätigt Leopold. Immer wieder weist er auf Details hin. Er erzählt von Ingenieuren, die über Brandschutz fachsimpeln und andere, die nach Worten in den geschnörkelten Verzierungen am Bahnhof Kirchplatz suchen.
„Ich finde super, dass die Kunst damit über Grenzen geht.“ Die 25-jährige Sarah Günther, Studentin der Kunstgeschichte, freut sich über die neue U-Bahn für die Kunstmetropole Düsseldorf. Stolz sind die Düsseldorfer, das ist an diesem Nachmittag deutlich zu spüren. „Da habe ich meinen Bekannten aus Kanada doch wirklich was zu zeigen“, meint Ursula Richter. Es gibt viel zu erzählen über die Kunst, aber auch über den Bau, der 15 Jahre die Stadt bewegt hat. Architektur-Student Maximilian Schade (24) weiß etwa, warum es nur an der Station Heinrich-Heine-Allee einen Mittelbahnsteig gibt. „Man hat schon beim ersten Bau der U-Bahn diese Verbindung miteingeplant.“