Umstrittene Gastronomie Debatte um Weinbar in Oberkassel geht weiter
Düsseldorf · Das Thema stand zunächst auf der Tagesordnung der örtlichen Bezirksvertretung, wurde dann jedoch nicht besprochen. Die Debatte um die Bar geht trotzdem in eine weitere Runde.
Drinnen gibt’s Kaffee und Wein, draußen nichts: Gastronom Walid El Sheikh („Sir Walter”, „Boston Bar”) verzichtet laut Stadt in seinem neuen Antrag für eine Bar an der Sonderburgstraße auf eine Außenterrasse. Seine Kritiker besänftigt das nicht. Eine Bürgerinitiative will die Weinbar verhindern, wünscht sich eine Boutique in dem Eckladen. El Sheikh will in dem ehemaligen Friseursalon einen Laden namens „Bar en rogue“ aufmachen. Mit einem ersten Bauantrag war er vor knapp einem Jahr gescheitert (unter anderem wegen zu wenigen Stellplätzen). Gleichzeitig machte die Bürgerinitiative „Keine Altstadt 2.0“ mobil.
Wie ihr Name schon sagt, fürchtet die Bürgerinitiative, dass es an der Sonderburgstraße abgehen würde wie in El Sheikhs Altstadt-Bars. Die sind beliebt wegen ihrer Partys. Der Gastronom beteuert, dass er in Oberkassel ein ganz anderes Publikum ansprechen möchte: Menschen, die tagsüber einen Kaffee oder abends entspannt ein Glas Wein trinken möchten.
Sylvester Heyn, Sprecher der Bürgerinitiative, traut dem Braten nicht: „Walid El Sheikh ist der größte Gastronom der Stadt. Wenn er im Wohngebiet eine Nacht-Gastronomie aufmacht, würde das überregional wirken und sich der Charakter der Straße verändern.“ Heyn und seine Mitstreiter haben zudem die Sorge, dass auf eine Bar weitere folgen würden. „Wenn diese eine Kneipe genehmigt wird, hat die nächste einen Rechtsanspruch darauf.“ Heyn betont: „Wir sind Freunde der Lebensfreude – aber nicht mitten im Wohngebiet.“
Der Sprecher der Bürgerinitiative geht noch weiter: „Am Barbarossaplatz und an der Luegallee sind schon viele inhabergeführte Geschäfte von Gastronomie ersetzt worden, weil diese mehr Miete zahlen kann, aber der innere Wohnbereich Oberkassels war bislang vor der Verdrängung geschützt. Wenn er mit der Bar durchkommt, dann ziehen andere Vermieter sicher nach und es droht, dass die echte Nahversorgung, der kleine Friseur, der Uhrmacher oder das Büdchen, für Kneipen weichen müssen.“
Wie ein Stadtsprecher bestätigte, gibt es einen neuen Antrag für den Eckladen für eine „Nutzungsänderung in eine Gaststätte ohne Außengastronomie.“ Dieser Antrag werde „zurzeit noch vervollständigt“, so der Sprecher: „Daran anschließen wird sich eine Prüfung der Genehmigungsfähigkeit und insbesondere der Verträglichkeit im Gebiet, nachdem auf Außengastronomie verzichtet wird.“
Dass El Sheikh keine Tische vor die Tür stellen will, ist für die Bürgerinitiative nicht genug. Das Argument von Außenstehenden, dass die Anwohner doch auch einfach das Fenster zu machen könnten, wenn es ihnen zu laut wird, greift laut Heyn nicht: „Mehrere Häuser hier sind denkmalgeschützt – da darf man nicht mal isolierte Scheiben einbauen.“
Eine ruhige Ecke ist die Sonderburgstraße an ihrer Einmündung zur Dominikanerstraße, wo der umstrittene Standort ist, aber auch nicht: Ein paar Meter weiter ist der Kult-Italiener „Hot“ (mit Außenterrasse), es folgt der „Akro“-Grill (auch mit Außenterrasse) und Richtung Barbarossaplatz „Muggel“, „Chez Lio“ und „Saitta Vini“.
Diese Woche stand das Thema Weinbar auch in der Bezirksvertretung 4 auf der Tagesordnung. Die SPD hatte sich nach dem Stand des Verfahrens erkundigen wollen. Die Verwaltung hatte aber noch keine Antwort geschickt. Gastronom Walid El Sheikh hatte bereits betont, dass er sich „wahnsinnig freuen“ würde, wenn es noch klappt mit der Bar. Er würde den Laden als Bereicherung für das Viertel sehen: „Wir möchten für die Menschen einen Raum der Begegnung schaffen. Sie sollen ins Gespräch kommen. Bei einem Kaffee oder einem Glas Wein.“ Er wolle auch gerne Kunst in der Bar zeigen.