Kommen und gehen Buchhandlung der Kaiserswerther Diakonie schließt
Düsseldorf · Am Jahresende wird der Betrieb eingestellt. Grund dafür sind zunehmende finanzielle Defizite.
(hal) Nur wenige Buchhandlungen in Deutschland können auf eine so lange Geschichte zurückblicken wie die Kaiserswerther Buchhandlung. Diese gibt es bereits seit 1839 und hat ihre Entstehung Theodor Fliedner zu verdanken. Der evangelische Theologe, der mit seiner Frau die erste Diakonissenanstalt der Welt gründete, verkaufte dort theologische Schriften. Doch nun wird die lange Geschichte der Buchhandlung beendet. Die Kaiserswerther Diakonie gibt „mit großem Bedauern“ bekannt, dass die traditionsreiche Kaiserswerther Buchhandlung zum Jahresende ihre Türen schließen wird.
Als Grund werden wirtschaftliche Herausforderungen der vergangenen Jahre genannt wie die allgemeine Entwicklung des stationären Einzelhandels, der Trend zum Online-Kauf und das schwächelnde Konsumklima. Das alles habe den Betrieb belastet, ebenso wie die Corona-Pandemie. „Trotz zahlreicher Maßnahmen und konzeptioneller Anpassungen ist es leider nicht gelungen, die Buchhandlung ohne finanzielle Verluste zu führen“, erklärt die Kaiserswerther Diakonie.
Sebastian Gunst, Vorstand der Kaiserswerther Diakonie, ergänzt: „Eine inhabergeführte Buchhandlung hätte schon vor langer Zeit aufgrund der hohen Verluste schließen müssen, doch als Unternehmen haben wir die Buchhandlung über die letzten Jahre hinweg getragen, um sie als kulturellen Treffpunkt zu erhalten.“
In den letzten Monaten habe man intensiv an einem Sanierungskonzept gearbeitet, das jedoch weitreichende Einschnitte erfordert hätte. „Ein tragfähiger Plan hätte nur durch die Reduzierung von Stellenanteilen und eine zusätzliche Senkung der Personalkosten greifen können. Doch selbst unter diesen Maßnahmen wäre eine Verbesserung nur kurzfristig spürbar gewesen und hätte nicht dauerhaft nachhaltig gewirkt“, teilt das Sozialunternehmen mit.
Von der Schließung betroffen sind 4 Mitarbeiter, die zum Teil seit vielen Jahren in der Buchhandlung arbeiten. Diesen sollen alternative Beschäftigungsmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens, das rund 3000 Mitarbeiter hat, angeboten werden.
Die Buchhandlung an der Alte Landstraße am Eingang zum Diakoniegelände war aber nicht nur ein Geschäft, sondern auch ein Kulturort. Mehrmals im Jahr hat die Buchhandlung Veranstaltungen wie Lesungen oder Podiumsdiskussionen organisiert und durfte dann auch andere Räume der Diakonie wie im Hotel Mutterhaus nutzen. Im Juli beispielsweise war der bekannte Theologe und Psychoanalytiker Eugen Drewermann zu Gast und zum 175-jährigen Bestehen der Buchhandlung im Jahr 2016 reiste die Bestsellerautorin Donna Leon nach Kaiserswerth und stellte ihren 25. Brunetti-Fall vor.
Damit soll aber nicht Schluss sein. So ist es den Vorständen der Kaiserswerther Diakonie ein wichtiges Anliegen, dass trotz der Schließung der Buchhandlung auf dem Gelände weiterhin „Orte der Begegnung und des kulturellen Austauschs“ geschaffen werden. „Auch ohne die Buchhandlung soll der Geist dieses besonderen Ortes erhalten bleiben.“ Deshalb ist geplant, dass Lesungen und kulturelle Veranstaltungen auch zukünftig auf dem Gelände stattfinden werden. „Wir möchten sicherstellen, dass auch in Zukunft Raum für Kultur, Literatur und Begegnung besteht“, führt Sebastian Gunst aus.
Und ganz auf Lesestoff müssen die Kaiserswerther ohnehin nicht verzichten. Am Kaiserswerther Markt gibt es weiterhin die gut sortierte Buchhandlung Lesezeit, dort befinden sich zudem ein öffentlicher Bücherschrank und die Stadtteilbücherei.